Alan Hollys „Coda“ stand mit neun weiteren Filmen in der Vorauswahl für eine Nominierung bei den Oscars in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“, wurde jedoch nicht nominiert.
coda
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So schnell kann’s gehen: Da trinkt Mann des Nachts einmal zu viel Bier, stolpert auf die Straße - und streunt fortan als blauer Geist umher, dem Tod auf der Spur. Der stellt sich wiederum als Frau mit schwarzem Kapuzenumhang und weißer Maske heraus; ein wenig wie das Ohngesicht aus Hayao Miyazakis Chihiros Reise ins Zauberland, nur weniger geistlich, vielmehr nach dem Leben des Unglücklichen sehnend. Überhaupt löst Alan Holly seinen nunmehr dritten Kurzfilm „Coda“ als visuelles Porträt im Stile Edward Hoppers aus der ansonsten eher plüschigen Standardzeichnung etwaiger Animationsfilme mit einäugigen oder felligen Traummonstern. In einer Mixtur bizarrer und abstrakter Elemente torkelt stattdessen ein Mann in seine Geburt und damit auch in seine mögliche Vergangenheit, Zukunft oder ein obskures Jenseits geometrischer Formen. Aber vor diesem möchte er - ganz noch der gierige Mensch - immer mehr sehen, immer weiter gehen, niemals stillstehen. Der Tod wartet jedoch ungern.


Irgendwann ist es der Frau schließlich genug. Die Welt konserviert nicht die bereits Toten. Aber aus dem Leben treten, das will der Mann noch immer nicht - wie es der Mensch generell nicht will. Was in jener Welt zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein bis zur endgültigen körperlosen Existenz passiert, scheint gleich einer Halluzination und eines irren Fiebertraums. Holly interessiert dabei allerdings keine eindeutige, sondern nur eine sporadische Lösung, welche für jeden Menschen zwar verschieden sein mag, in Form dieses einen Mannes aber eine universelle, doch permanent persönliche Ausführung erfährt. Mit der Sehnsucht nach physischer und psychischer Nähe hadern wir schließlich alle. Vielleicht bis in den Tod, in dem wir spät merken, was uns wirklich fehlte. Derweil sitzt die Frau mit dem unschlüssigen Mann auf einer Parkbank im Wald, streckt die Arme und wirft ihren Mantel über sie beide. Das war es dann mit dem Leben. Aber weiter geht es immer, ganz ohne Betteln und Flehen.