Schmelzende Gletscher infolge des Klimawandels könnten die Erdachse aus dem Gleichgewicht bringen. Forscher haben entdeckt, dass sie schon durch kleine Änderungen der Masseverteilung ins Taumeln gerät.

Earth's Spin Axis
© NASA/JPL-Caltech
Ab und zu dreht die Erde nicht ganz rund. Dann weicht sie von ihrer Achse ab, bis zu 12 Meter. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, warum das so ist. Die Erderwärmung ist letztlich daran schuld, wie die Wissenschaftler Surendra Adhikari und Erik Ivins vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa im kalifornischen Pasadena festgestellt haben.


Rund 80 Prozent des Süßwassers der Erde sind in dem kilometerdicken Eisschild der Antarktis und von Grönland gebunden. Die Erderwärmung lässt das Eis von Gletschern schmelzen. Das verändert die Verteilung der Masse auf der Erde. Das wiederum hat Einfluss auf die Polarachse, um die sich der Planet dreht: Die Polarachse und der Nordpol verschieben sich. Die Erde gerät ins Taumeln.

Während des 20. Jahrhunderts bewegte sich der Nordpol in Richtung Kanada. Das hat sich in diesen Jahrhundert geändert. Nun bewegen sich Nordpol und die Polarachse Richtung England, wie in der Studie festgestellt wird. „Die jüngste Abweichung von der Richtung des 20. Jahrhunderts ist sehr dramatisch“, sagte der führende Autor der Untersuchung, Surendra Adhikari.

Der Nasa-Wissenschaftler Erik Ivins, zugleich Co-Autor der Studie, sagte: Seit 2003 hat Grönland im Durchschnitt mehr als 600 Billionen Pfund Eis pro Jahr verloren. Das habe Einfluss auf die Art, wie die Erde sich drehe, vergleichbar mit einem Eiskunstläufer, der ein Bein anhebe, während er sich drehe. Darüber hinaus seien in der Westantarktis 275 Billionen Pfund Eis im Jahr geschmolzen. Der Autor der Studie Adhikari sagte, das alles beschleunige das Taumeln weiter und führe dazu, die Polbewegung Richtung Osten zu verlagern.

Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Denn die Erde schwankt in Eiszeittakt mit Eiszeiten und Warmzeiten. Seit etwa einer Millionen Jahren erwacht die Erde ca. alle 100.000 Jahre aus einem eisigen Dornröschenschlaf und wechselt für 10.000 bis 20.000 Jahre in das Klima einer Zwischeneiszeit - wie die, in der wir heute leben. Genauer gesagt leben wir sogar noch in einem Eiszeitalter. Denn Eiszeitalter, auch Eiszeiten genannt, sind Perioden der Erdgeschichte, in denen mindestens ein Pol der Erde vergletschert ist. Das ist derzeit der Fall.

Mit den Abschmelzen der Gletscher ändert sich die Masseverteilung der Erde und der Norpol und die Polarachse verschieben sich. Auch Erdbeben und Vulkanismus führen zu einer Veränderung der Masseverteilung und haben Einfluss auf den Nordpol, die Polarachse und die Rotationsgeschwindigkeit der Erde. Ebenso das Laub, welches die Bäume alljährlich im Herbst auf den Landmassen der Nordhalbkugel abwerfen. Dies lässt die Erde im Winterhalbjahr schneller drehen. Der Mond bremst hingegen die Erde, weshalb die Tage unmerklich länger werden. Er bremst die Erdrotation um ca. 20 Mikrosekunden pro Jahr ab. Also alles kein Grund zur Besorgnis.

Ohne stabilisierenden Mond würde die Erdachse hingegen wild umher taumeln und ein leben, so wie wir es heute kennen, wäre auf der Erde nicht möglich.

Als Filmempfehlung zum Artikel: Der Tag an dem die Erde Feuer fing (1961)