Deutsche Forscher untersuchten, warum die üppigen Regenwälder des Kontinents im Pliozän verschwanden

Frankfurt - Auf seiner die gesamte Erdneuzeit hindurch andauernden langsamen Wanderung Richtung Norden hat der Kontinent Australien beinahe alle Klimazonen passiert. Unterschiedliche Vegetationsformen kamen und gingen mit der stetigen Veränderung der Umweltbedingungen. Einen Abschnitt daraus haben Forscher nun näher unter die Lupe genommen, das späte Pliozän.

Damals, vor etwa drei Millionen Jahren, begann sich das Weltklima langsam abzukühlen. Aus Europa verschwanden allmählich die nahen Verwandten heutiger Giraffen, Krokodile und Riesenschildkröten, während sich auf der anderen Seite des Atlantiks die Landverbindung zwischen Nord- und Südamerika schloss und in einen gigantischen Faunenaustausch zwischen den beiden Kontinenten mündete. In Australien hingegen, immer noch so isoliert, wie es Südamerika bis dahin gewesen war, hatten sich in den Jahrmillionen zuvor üppige Regenwälder an der Nordwestküste gebildet, die nun zu verschwinden begannen.

Die Untersuchung

Warum sie verschwanden, hat ein Forscherteam um den Paläoozeanographen Cyrus Karas vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität unter die Lupe genommen. Wie die Forscher unter Beteiligung des Leibniz Institutes für Meeresforschung (IFM-GEOMAR, Kiel) und des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI, Bremerhaven) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Paleoceanography" darlegen, dürfte der Grund das Auftauchen der Indonesischen Inselgruppe aus dem Meer gewesen sein. Sie schwächte die warme Meeresströmung ab, die vom Äquator südwärts in Richtung der westaustralischen Küste floss. Infolgedessen blieben auch die feuchtwarme Luft und der Niederschlag aus, die zum Erhalt des Regenwaldes unverzichtbar waren.

Dass in den heute vergleichsweise trockenen Gebieten des westlichen Australiens einmal Regenwälder wuchsen, weiß man aus Studien an Pollen, die von der Nordwestküste Australiens vor drei Millionen Jahren aufs Meer hinaus geweht wurden und bis heute im Sediment am Meeresgrund eingeschlossen sind. Wie sich die Oberflächentemperaturen der Meeresströmungen während des Niedergangs des Regenwaldes entwickelten, hat das Forscherteam in seiner aktuellen Studie aus der Analyse von Tiefseebohrungen des Internationalen Ocean Drilling Projects (IODP/ODP) erfahren. Die Proben stammen vom Meeresgrund vor der Australischen Küste sowie vom westlichen und zentralen Indischen Ozean. Die Forscher untersuchten insbesondere die geochemische Zusammensetzung und das Verhältnis der stabilen Sauerstoff-Isotope in fossilem Plankton - insbesondere von einzelligen Foraminiferen, die Kalkschalen bilden.

Die Ursache

Die untersuchten Proben umfassten einen Zeitraum, der zwei bis sechs Millionen Jahre zurückreicht. Vor 3,5 bis 3 Millionen Jahren, der Zeit des Niedergangs des Australischen Regenwalds, war die Temperatur der oberflächlichen Meeresschichten im westlichen und zentralen Indischen Ozean vergleichsweise stabil, so die Ergebnisse der Studie. Aber ein paar hundert Kilometer vor der Nordwestküste Australiens fiel die Temperatur während des gleichen Zeitraums deutlich um zwei bis drei Grad Celsius ab. "Dieser Temperatur-Abfall vor etwa 3,3 Millionen Jahren hat vermutlich die Menge an warmer feuchter Luft reduziert, die nach Westaustralien gelangen konnte", erklärt Cyrus Karas. Dadurch fiel weniger Regen und letztlich führte dies zum Niedergang der Australischen Regenwälder.

Den Temperatur-Abfall vor der Nordwestküste Australiens erklärt der Paläoozeanograph mit tektonischen Verschiebungen im gleichen Zeitraum: Vor etwa 4 bis 3 Millionen Jahren entstand die indonesische Inselgruppe, einschließlich so riesiger Inseln wie Timor, deren Fläche etwa so groß ist wie die Tschechische Republik. Diese neu aufgetauchten Landmassen schwächten einen Großteil der nach Süden fließenden warmen Strömungen ab, so dass sich die Meeresoberfläche vor dem Kontinent abkühlen konnte. (red)

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Science: "When Islands Rose, Australian Rainforests Fell"