Am Samstagabend wurde Muttenz von einem Hochwasser heimgesucht. Behörden, Bevölkerung und Zivilschutz kämpfen gegen den Schlamm.

Zwei Tage nach der Flut – Muttenz räumt auf Mai 2016
© Polizei BLZeitweise standen weite Teile von Muttenz unter Wasser
Tagelange Regenfälle sorgten für vollgesogene Böden, und ein heftiges Gewitter besorgte den Rest: An rund 200 Orten im Baselbiet kam es am Samstagabend zu Hochwasserschäden. Am schlimmsten erwischte es dabei die Gemeinde Muttenz. Dort fielen laut Polizei in zweieinhalb Stunden 28 Millimeter Regen. Der grösstenteils kanalisierte Dorfbach konnte die aus den umliegenden Tälern konzentrierten Wassermassen nicht mehr fassen und schwappte über. Das Wasser riss dabei Schlamm und alles andere mit, was nicht niet- und nagelfest war.

Das Gemisch aus Wasser, Schlamm und Treibgut überflutete zeitweise die Strassen im Bereich Muttenz Oberdorf und drang in zahlreiche Liegenschaften ein. Die Anzahl der von den Fluten in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude schätzt Major Marko Bahrke, Kommandant der Muttenzer Zivilschutzkompanie, auf etwa 100. «Betroffen sind vor allem die unteren Partien der Gebäude und Gartenplätze», sagt er. Seine Kompanie ist rund um die Uhr im Einsatz und unterstützt die Bevölkerung. «Die Schäden sind massiv», fügt Gemeindepräsident Peter Vogt an, zu beziffern seien sie aber noch nicht. «In dem Ausmass gab es das noch nie», sagt er.

Zwei Tage nach der Flut – Muttenz räumt auf Mai 2016
© EBMDie braue Masse aus Wasser und Schlamm drang in viele Liegenschaften ein.
Bevölkerung hält zusammen - Zivilschutz hilft

«Ich wohne nicht hier, aber meine Eltern», sagt eine Helferin. Deren Garage und Garten wurden völlig überflutet. Nun bleibt ihnen nur noch das Aussortieren dessen, was noch zu gebrauchen ist. Der Rest kommt in die Tonne. Dafür hat der Zivilschutz zahlreiche Mulden aufgestellt, in denen das von den Wassermassen zerstörte Hab und Gut landet. Die Strassen sind voll von Zivilschützern, die den Menschen bei den Aufräumarbeiten helfen.

Diese Hilfe wird gerne angenommen. Ein Anwohner, dessen Keller völlig geflutet und in dessen Einfamilienhaus das Wasser gar im Wohnzimmer bis zu den Knöcheln stand, kann wieder lächeln. «Ich bin erleichtert. Zuerst hatten wir keine Ahnung, wie wir das aufräumen sollen. Dann kam der Zivilschutz und half uns», sagt er. Auch vor seiner Tür liegen vom Wasser zerstörte Besitztümer.

Noch viel zu tun

«Wir haben noch keinen Strom», sagt der Mann. Das Wasser ist zwar schon aus den meisten Kellern abgepumpt worden, bewohnbar sind diese aber wegen Schlammrückständen und Feuchtigkeit noch nicht. «Es war Chaos pur», sagt die Tochter ernüchtert und zeigt Bilder des verwüsteten Kellers auf ihrem Smartphone. Neben dem Stromkasten forderte das Wasser auch die Heizung, den Stromkasten, ein Schlagzeug und Fotoalben in Keller der Familie.

Neben Kellern haben vor allem die vielen Gärten gelitten. «Alles, was Sie hier sehen, lag dort hinten», sagt ein anderer Anwohner und zeigt in die Ferne. Das unterhalb des Hauses stehende Gartenhäuschen war bis zum Dach unter Wasser. «Ein echter Swimming Pool», meint er mit Galgenhumor.

Auch Telefon, Fernsehen und Internet sind grossflächig ausgefallen. Betroffen sind vor allem Swisscom-Kunden, da sich der Verteilerkasten für die Gegend in einem Keller befindet, der den Fluten zum Opfer gefallen ist. Die Saphir Group AG, die mit der Schadensbehebung betreut ist, schätzt die Dauer der Reparaturen auf etwa zwei bis drei Tage.

Zwei Tage nach der Flut – Muttenz räumt auf Mai 2016
© 20 Minuten/las
Die Zivilschutzkompanie Muttenz hat alle Hände voll zu tun. Viele Bewohner zeigten sich erleichtert über die Hilfe und zufrieden mit der Arbeit der Behörden.
Glimpflich ausgegangen

Trotz der heftigen Fluten kamen keine Menschen zu Schaden, so Bahrke. «Wir mussten auch niemanden evakuieren», so Vogt. Auch seien keine Berichte eingegangen, laut denen jemand seine ganze Existenz verloren habe.

(las/sda)