Verlassen wir uns - durch Google & Co - nicht mehr auf unser eigenes Gedächtnis? Dies besagt zumindest eine neue Studie der Harvard und Columbia University. Die Möglichkeit von überall, auf jegliche Informationen zugreifen zu können, führe zu einer Veränderung der Erinnerungsgewohnheiten des Menschen. Dies wollen die Autoren Betsy Sparrow und Daniel M. Wegner - in ihrer Studie "Google Effects on Memory- herausgefunden haben.

Computer und Erinnerungsvermögen

Wie sich die Technologie auf unsere Erinnerungsvermögen auswirkt, zeigen die psycholgischen Experimente: So würden sich Personen weniger Informationen merken, wenn Sie sich darauf verlassen, diese am Computer abrufen zu können. Es handelt sich um ein Phänomen, welches die meisten wahrscheinlich kennen, wenn sie sich einer Telefonnummer erinnern sollten, die sie tagtäglich vom Handy abrufen.

Die Studie weist auch noch auf andere Veränderungen des Erinnerungsverhaltens hin. Die Menschen, welche die Möglichkeit hatten, die Information zu speichern, erinnerten sich zwar nicht an deren Inhalt. Sie wussten jedoch genau, wo sie die Information abgelegt hatten.

Eine alte Debatte

Die Debatte um die Auswirkungen der Informationstechnologie auf unser Gedächtnis ist alles andere als neu. Schon in der Antike kritisierte Platon die Verschriftlichung des Wissens, die das persönliche Erinnern und Wissen unnötig mache. Eine Ansicht die auch heute in der Medienkritik, im Bezug auf neue Medien oft noch herangezogen wird. Auch in den letzten Jahren wurde die Frage, ob das Internet und Google uns dümmer machen, häufig diskutiert.

Externes Gedächtnis

Sparrow und Wegner beantworten diese Frage mit einem klaren Nein. Computer und das Internet würde die Menschen keineswegs dümmer machen. Die Entwicklung in der Informationstechnologie führt einfach zu einer verstärkten Symbiose zwischen Mensch und Technik. Vieles Wissen wird einfach ausgelagert, dem Internet und den Computern kommt die Funktion eines externen Speichers zu.

Interessant dabei ist, das Phänomen des externen Speicherns existiere jedoch nicht nur auf der technologischen Ebene. Daniel Wegner, Co-Autor der Studie, hat diesen Effekt auch früher schon bei Langzeit-Paaren und in anderen engen Beziehungen festgestellt. So verlassen sich Menschen in engen Beziehungen oft auf die Erinnerungsleistung des Gegenübers.

Es sei jedoch keineswegs negativ, sich auf externe Informationsspeicher zu verlassen, so die Autoren. Die externen Kapazitäten würden es den Menschen ermöglichen, auf größere Mengen an Wissen zuzugreifen und zu verwalten. Wie hoch die Qualität dieses Wissens und die Verlässlichkeit der Informationen auf Google, Wikipedia & Co sind, wurde in der Studie jedoch nicht diskutiert.

Die Studie: Google Effects on Memory