In Brandenburg soll es wieder Löwen geben. Ein Wildpark in Baruth musste evakuiert werden, weil ein Löwenpärchen ausgebrochen war. Löwin "Gretchen" schaffte es bis auf die Mitarbeitertoilette.
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© Nestor Bachmann/dpa
Alarm im Wildpark Johannismühle in Baruht: Dem Löwenpärchen „Massai“ und „Gretchen“ war es in ihrem Gehege wohl zu eng geworden. Den Ausbruch begünstigte eine offenstehende Tür. Die Tiere liefen am Dienstag gegen 11 Uhr plötzlich frei in dem Park im brandenburgischen Klasdorf herum. Dieser wurde umgehend evakuiert. Etwa 100 Menschen wurden von den Parkwächtern und durch Durchsagen dazu aufgefordert, sich schnellstmöglich zu den Ausgängen zu begeben. Verletzt wurde niemand. Der Geschäftsführer des Parks, Julian Dorsch, spricht von „menschlichem Versagen“. Nach diversen Arbeiten am Vortag war die Tür nicht richtig verschlossen worden. Den Löwen war es ein Leichtes, diese aufzustoßen.

Gefahr für Mensch und Tier bestand nach Angaben der Polizei jedoch kaum: Löwin „Gretchen“ hatte sich zwar aus dem Gehege befreien können, geriet aber in einen umzäunten Sicherheitsbereich, der nicht von Besuchern betreten werden kann. Der Bereich sei ausschließlich für Mitarbeiter des Parks, sagen Dorsche. Und diese hätten sich zu dem Zeitpunkt in Sicherheit, sprich in Autos oder in großer Entfernung befunden. Nichtsdestotrotz war die Aufregung groß. „Wir konnten schlecht einschätzen, wie groß die Gefahr ist und haben daher sicherheitshalber den Notfallplan ausgerufen.“ Die Tiere seien nicht hungrig oder aggressiv gewesen. „Viel eher waren sie verunsichert, so außerhalb ihres Geheges.“

"Massai" ging freiwillig zurück in sein Gehege

Die Polizei war mit zehn Einsatzwagen vor Ort, dazu Feuerwehr und eine Tierärztin. Kurz vor 13 Uhr betäubte diese die Löwin mit einem gezielten Schuss aus sicherer Entfernung. Etwa zehn Minuten war das Tier noch herumgelaufen und schließlich in der Mitarbeitertoilette eingeschlafen. Die Feuerwehr hatte danach Mühe, die nicht gerade leichte „Gretchen“ auf einem Sicherheitsnetz wieder in das Gehege zu transportieren.

Löwen-Männchen "Massai" hatte es erst gar nicht so weit geschafft. Er musste nicht betäubt werden - Mitarbeiter des Wildparks schafften es, ihn zu einer freiwilligen Rückkehr in sein Gehege zu bewegen. Gegen 14.30 Uhr öffnete der Park wieder und viele Besucher setzten ihren Rundgang fort - sie sahen „Massai“, der gerade sein Essen verschlang. „Gretchen“ erwachte etwas später.

Der Wildpark liegt zwischen Baruth und Golßen, etwa 80 Kilometer von Berlin entfernt. Dort leben rund 500 Tiere, darunter Wölfe, Löwen, Braunbären, Auerochsen und Wildpferde. „Massai“ und „Gretchen“ kamen 2006 in den Wildpark.

Ausbruch von Tieren im Zoos keine Seltenheit

Dass Tiere aus ihren Gehegen entkommen, ist nicht selten: Vor drei Jahren tötete ein Tiger einen Tierpfleger im Allwetterzoo Münster, 2012 ebenfalls ein Tiger im Kölner Zoo eine Wärterin. Seit Anfang 2012 konnten bei drei weiteren Vorfällen Geparden im Kölner Zoo und dem Tiergarten Nürnberg ausbrechen. Im Juni 2012 ist ein Gepard aus seinem Gehege im Tiergarten Nürnberg ausgebrochen. Ebenfalls im Juni flüchteten zwei Geparden aus dem Zoo Salzburg. Im März 2012 entkam ein Gepard im Kölner Zoo seinem Gehege. Im Januar 2012 stürzte sich ein Gepard im Tiergarten Nürnberg auf ein Pony, bevor das Tier nach zwei Stunden mittels Betäubungsgewehr wieder eingefangen werden konnte.

Löwen haben einen natürlichen Freiheitsdrang. Durch die artwidrige Haltung in viel zu kleinen Gehegen in Zoos und Parks nutzen die Großkatzen jede sich bietende Gelegenheit, ihrem Gefängnis zu entkommen“, sagte der Wildtierexperte Peter Höffken. „Bestimmte Arten wie Großkatzen, Eisbären oder Menschenaffen leiden immens unter der Gefangenschaft und stellen einen permanente Gefahr für Besucher und Zoopersonal dar. Sie müssen aus den Zoos verschwinden.“

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Ausbruchs der Löwen meldete sich die Tierrechtsorganisation Peta zu Wort: „In Gefangenschaft geborene Großkatzen können nicht wieder ausgewildert werden, daher trägt deren Haltung in Zoos nicht zum Artenschutz bei“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Während Tiger und Löwen in freier Wildbahn ein Revier von circa 300 Quadratkilometer bewohnen, sind die Tiere in Zoo-Gefangenschaft zu einem qualvollen Leben auf wenigen Quadratmetern verdammt.“ Artwidrige Haltungsbedingungen seien eher die Regel als sie Ausnahme. „Die Besucher lernen nichts über die Bedürfnisse und Lebensverhältnisse von Tieren, wenn diese ihr Dasein in qualvoller, beengter Gefangenschaft fristen.