Reykjavík. Raucher haben es nicht leicht, aber was isländische Politiker planen, kommt einer Radikalkur gleich. Wer danach noch qualmen will, muss zum Arzt.

Zigaretten nur auf Rezept aus der Apotheke: Das ist der bisher drastischste Vorschlag, mit dem isländische Politiker ihr Land binnen zehn Jahren rauchfrei machen wollen. Die Chance auf Verwirklichung hat der Plan- vorerst - nicht. Doch seine Propagandisten geben nicht auf. "Vielleicht gelingt es uns nicht in zehn Jahren, aber dann in fünfzig", sagt Birna Jonsdottir, die Vorsitzende des Ärzteverbandes. "Vor 400 Jahren waren wir auch eine rauchfreie Gesellschaft, warum sollten wir nicht dorthin zurückkommen können?"

Geht es nach dem Willen ihrer Verbündeten, soll Rauch auf Island nur noch aus Vulkanen und Geysiren aufsteigen. Unter Leitung der liberalen Ex-Gesundheitsministerin Siv Fridleifsdottir hat eine Gruppe Abgeordneter einen Gesetzesantrag über einen mehrstufigen Zigarettenbann eingebracht, über den das Parlament nach der Sommerpause abstimmt.

In Restaurants, Cafes, Büros und anderen öffentlichen Gebäuden ist das Rauchen längst untersagt. Nun sollen aber auch Gehsteige, Parks und andere Plätze hinzukommen, auf denen Menschen einander begegnen. Im eigenen Auto soll man noch rauchen dürfen. Nicht aber, wenn Kinder mitfahren.

Zigaretten sollen nur noch mit Warnschildern und ohne Markennamen verkauft werden. Und - das ist auch international neu: nur in Apotheken. Vorerst ohne Rezept, falls der Käufer älter ist als 20 Jahre. Später aber soll es einer ärztlichen Verschreibung bedürfen. Jonsdottir erläutert: "Der Arzt stellt den Patienten vor die Wahl: Willst du das Rauchen aufgeben, ja oder nein?" Sagt er nein, muss er wieder gehen und kann die Glimmstängel im eigenen Land nicht mehr legal kaufen. Sagt er ja, verschreibt ihm der Arzt eine Entwöhnungskur und, falls sie nicht hilft, eine zweite. Nützt auch diese nichts, erbarmt sich der Doktor. "Das Rezept soll es nur für die Süchtigen geben, die Zigaretten-Junkies", erklärt die Ärztechefin.

Dabei sind die Isländer ohnedies schwache Raucher, in den letzten 20 Jahren ist deren Anteil von 30 auf 15 Prozent gesunken. Teurer soll das Laster auch werden; statt der jetzigen sechs Euro müsste das Paket das Dreifache kosten, wenn man die Ausgaben für die Heilung der Raucherkrankheiten umlegen wollte, sagt Thorarinn Gudnason, der Chef des Herzverbandes.

Doch im Parlament ist die Raucherlobby noch stark, die radikalen Pläne werden wohl niedergestimmt. Statt dessen haben die Politiker kurz vor dem Sommer die Quote fürs Mitbringen von zollfreiem Alkohol und Tabak erhöht.