Im Flow-Zustand vergessen wir die Welt. Das Hochgefühl steigert Motivation und Produktivität

In den siebziger Jahren beschrieb Mihaly Csikszentmihalyi, Professor für Psychologie an der University of Chicago, das Flow-Erleben. Er gilt bis heute als der herausragendste Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Er fand heraus, dass der Flow-Zustand eintritt, wenn der Mensch in einer Tätigkeit völlig aufgeht, wobei diese weder zu leicht noch zu schwierig sein darf.

Wenn die Arbeit zu leicht fällt, lässt die geistige Konzentration nach, die Gedanken schweifen ab und Langeweile macht sich breit. Wenn sie zu schwierig ist, bekommt der Mensch Angst zu versagen und wird frustriert. Die Balance zwischen Herausforderung und Können führt zu einem optimalen Leistungszustand - dem Flow.

Was ist Flow? Flow ist charakterisiert durch ein harmonisches Erlebnis, bei dem Körper und Geist mühelos zusammenwirken bis sich das Gefühl einstellt, dass etwas ganz besonderes mit einem geschieht. Dazu gehören ein Gefühl der Leichtigkeit des Ablaufs sowie ein verändertes Zeiterleben. Alles Wichtige wird mit äußerster Klarheit wahrgenommen, alles Unwichtige bleibt unbeachtet. Hormone fließen im Körper, ebenso Neurotransmitter im Gehirn. Dabei laufen alle Handlungen präzise und mühelos ab, weil wir mit dem ganzen Gehirn und mit allen Sinnen wahrnehmen, nicht nur mit einzelnen. In diesem Zustand entsteht der Eindruck, wie von selbst zu denken und zu arbeiten - eine Art "Autopilot-Modus". Unsere Produktivität erreicht ungeahnte Höhen.

Meist gelangen wir in den Flow ohne es zu merken. Jede stimulierende Tätigkeit, die unsere bewusste Aufmerksamkeit völlig in Anspruch nimmt, kann uns in einen solchen Zustand bringen. Nur die Angst, die Ungeduld und ein übertriebener Ehrgeiz können das Eintauchen in den Flow-Zustand verhindern. Sie führen zu einem angespannten Körpergefühl und verhindern so den freien Fluss der Energie im Körper.

Eine weitere Falle ist der Drang alles immer perfekt und sofort verwirklichen zu wollen. Das Handeln ist dabei vorrangig von einem Ziel bestimmt und ist ausschließlich resultatorientiert. Der Flow richtet die Aufmerksamkeit stattdessen auf den Prozess und den Weg, der zur Erreichung des Zieles nötig ist. Im Flow besitzt das Ziel nur eine richtunggebende Funktion, dominiert aber nicht den gesamten Arbeitsprozess. Das ist der feine Unterschied zwischen prozessorientiert und erfolgsfixiert.

Die Voraussetzung überhaupt in den Flow zu kommen, ist das Vertrauen auf das eigene Können und dass Ihnen fordernde Aufgaben als zu bewältigen erscheinen. Durch das Gefühl der Verschmelzung mit der Aufgabe entsteht ein harmonisches System. Zielsetzungen werden prozessorientiert und richten sich primär auf die Ausführungsqualität aus. Die Aufgabe ist klar und eindeutig, interne und externe Rückmeldungen werden mit äußerster Klarheit wahrgenommen und verarbeitet. Im Flow-Zustand gelingt es, die Energie und die Gedanken ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren, was ein Gefühl der Handlungskontrolle vermittelt. Dabei entsteht der Eindruck, dass die Zeit entweder schneller vergeht oder verzögert abläuft. Unsicherheiten, Ängste und negative Gedanken verschwinden im Flow-Erleben.

Der Motor einer optimalen Leistung liegt also nicht in einem später eintretenden Erfolg oder einer von außen kommenden Belohnung, sondern gewissermaßen im Ausführen der Handlung selbst (autotelisches Erlebnis).

To flow, or not to flow, das ist die Frage. Beim Flow handelt es sich um ein höchst sensibles Gleichgewicht zwischen Konzentration und freiem, spielerischem Fließen. Schnell können äußere oder innere Störfaktoren dieses Gleichgewicht kippen.

Gehen Sie eine Aufgabe widerwillig an, kann ein Flow gar nicht erst entstehen. Indem Sie versuchen, die positiven Aspekte in Ihrer Arbeit zu sehen und nicht all das, worüber Sie sich aufregen oder was Sie ablehnen, tun Sie sich einen großen Gefallen. Damit haben Sie bereits das Eintrittsbillet für ein Flow-Erleben in der Hand. Denn beim Flow arbeiten Ihr Körper und Geist harmonisch zusammen. Ihre innere Zufriedenheit kann einen neuen Höhepunkt erreichen. Sie haben folglich mehr Schwung und Elan für Ihre Tätigkeit.

Wenn Sie Routinearbeiten erledigen müssen, dann ändern Sie Ihre gewohnten Abläufe so, dass Ihre volle Aufmerksamkeit gefordert ist. Beginnen Sie zum Beispiel Ihre tägliche Produkt-Präsentation für gewöhnlich mit einem Smalltalk, dann veranstalten Sie zur Abwechslung eine spontane Umfrage und lassen sich die Erfahrungen und Bedürfnisse Ihrer Kunden kurz schildern.

Aufgrund der ungewohnten Situation ist jetzt Ihr Gehirn hellwach und munter dabei, neue Nervenbahnen zu knüpfen. Und ohne dass Sie es merken, sind Sie bereits in einem Flow-Zustand angelangt. Ähnlich wie bei Computerspielen, denen man sich selbstvergessen und stundenlang widmen kann, liegt der Reiz der Aufgabe in sich selbst, nicht in dem, was man mit ihr erreichen möchte.

Wir spielen in erster Linie, weil das Spiel Freude macht und nicht, weil wir krampfhaft gewinnen wollen. Im Flow sind Sie konzentriert, selbstversunken und mit einer spielerischen Leichtigkeit an der Arbeit. Dieses Spielerische können Sie durchaus wörtlich nehmen.

Denn wie in einem Spiel vergessen Sie sich, die Arbeit geht wie von alleine und Sie erleben das Gefühl von "alles läuft ja rund". Überprüfen Sie deshalb regelmäßig Ihre wirkliche Triebkraft.

Sind Sie während Ihrer Arbeit in Gedanken bei der Einkaufsliste oder der Vorbereitung Ihrer Geburtstagsparty? Sind Sie wie mit der Brechstange auf Erfolg fixiert? Oder möchten Sie die anstehende Aufgabe für einmal als Spiel ansehen? Sie gelangen dabei automatisch und auf natürliche Weise in einen Flow-Zustand.

Mehr Motivation, Kreativität und Produktivität sind möglich. Die Kinder machen es uns täglich vor. Sie leben ihre pure Freude am Spielen und Basteln aus. Das bedeutet für sie Arbeit. Ohne dass sie es merken, sind sie in einem Flow-Zustand. Mit einer unermüdlichen Energie und voller Begeisterung lassen sie ihren kreativen Ideen freien Lauf. Was in der kindlichen Spiel-Arbeit innerhalb kürzester Zeit entstehen kann, sucht seinesgleichen. Im Flow sein, ist unabhängig vom Alter. Deswegen können Sie die Flow-Motivation in Ihrem täglichen Job nutzen und dadurch kreativer und produktiver werden.