Highgate Cemetry London
© Fernando Calvo, Foto: Week in Weird
Es gibt auf der ganzen Welt wohl kaum Friedhöfe, die bezüglich der Vielzahl an paranormalen Ereignissen mit dem Londoner Highgate Cemetery konkurrieren können. Denn was sich angeblich hinter den gotischen Mauern dieser letzten Ruhestätte zugetragen hat, stand schon unzählige Male im Mittelpunkt einiger weltweit bekannten Grusel-Legenden. Und manche dieser Geschichten sind sogar bizarrer als Geistergeschichten, denn sie handeln von echten Vampiren.

Der 177 Jahre alte Friedhof war während der viktorianischen Zeit Londons sehr angesehen und wenn man zu der High Society der Stadt gehörte, kam keine andere letzte Ruhestätte als der Highgate Cemetery in Frage. Er war noch bis in das 20. Jahrhundert hinein so populär, dass heute Zehntausende der reichsten und vermögendsten Bürger Londons dort hinter den verzierten Mauern des Friedhofs begraben liegen. Dabei versuchte jede Familie, die Grabsteine ihrer Sippschaft noch schöner als die der anderen zu gestalten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der rund 8 km² große Friedhof aber zunehmend vernachlässigt und seine einst schönen Mausoleen, Grabsteine und Krypten verfielen nach und nach zu Ruinen oder wurden von der Natur überwuchert. Letztlich wurde der Friedhof in den frühen 1960er-Jahren gänzlich sich selbst überlassen und die Geschichten von den seltsamen Ereignissen hinter den mit Weinreben bewachsenen Mauern begannen sich zu häufen.

Die Menschen berichteten von unheimlichen Männern in dunklen Roben, die häufig an abgelegenen Gräbern beobachtet wurden und offensichtlich dunkle Rituale vollzogen. Aber bei diesen rätselhaften »Besuchern« sollte es nicht bleiben, denn die Einheimischen begannen weitere beunruhigende und beängstigende Dinge dort zu erleben. Diejenigen, die mutig genug waren, den Friedhof auch nachts zu betreten, beschrieben horrorartige Begegnungen mit dämonischen Wesen, die sich wie Wächter bei den Gräbern herumtrieben. Tatsächlich wurden die lokalen Zeitungen mit Meldungen von vermeintlichen Augenzeugen überhäuft, die behaupteten, im Friedhof Dämonen, furchterregende Geister und sogar blutrünstige Vampire gesehen zu haben.

Zwar war der Highgate Cemetery bereits lange zuvor ein Hotspot für paranormale Vorfälle gewesen, doch erst Mitte der 60er-Jahre meldeten sich die ersten Zeugen, die dort auch Vampire gesehen haben wollen. Oft werden sie als sehr große, dunkle Gestalten beschrieben, die scheinbar über den Boden schweben ohne dass ihre Füße die Erde berühren. Ihr Gesicht wäre furchterregend, als wenn sie aus einem Horrorfilm entsprungen wären.

Eine weitere alteingesessene Spukgestalt des Friedhofs ist die sogenannte »Mad Old Woman« (deutsch: »Verrückte, alte Frau«). Es soll sich dabei um den Geist einer verstorbenen alten Dame handeln, die wie wild zwischen den Gräbern umherläuft und auf der Suche nach den Kindern ist, die sie zu Lebzeiten ermordet haben soll. Dann gibt es noch ein schattenhaftes Wesen, das »The Shrouded Figure« (deutsch: »Die mürrische Gestalt«) genannt wird und häufig beobachtet wird, wie es still und nachdenklich in den Himmel starrt. Wenn man sich ihr nähert, verschwindet sie blitzartig, nur um ein paar Meter weiter entfernt erneut wieder in der gleichen unheimlichen Körperhaltung aufzutauchen. Der »Devil Ghoul« (deutsch: »Teufels-Ghul«) gehört zu den seltener gesichteten »Bewohnern« des Highgate Cemetery, doch diejenigen, die diesen Geist gesehen haben, beschreiben ihn mit durchdringenden roten Augen und der Angewohnheit, sich blitzschnell in Luft aufzulösen, sobald es direktem Licht ausgesetzt wird. Es folgen dann die unzähligen Berichte über Begegnungen mit geisterhaften Gesichtern, die sich wie aus dem Nichts manifestieren, dem verrückten Jammern eines Banshees (einem folkloristischem weiblichem Geist aus dem Jenseits) sowie die Klagen von zahlreichen Personen, die behaupten, sie wären persönlich von den dunklen Mächten angegriffen worden, die den Friedhof beherrschen.

In den frühen 1980er Jahren wurde die Organisation »Friends Of Highgate Cemetery« mit dem Ziel gegründet, die Erhaltung des Friedhofs zu fördern und seine Denkmäler, Gebäude, Flora und Fauna zum Wohle der Öffentlichkeit und der Umwelt zu bewahren. Seitdem wurden umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt, um dem schönen, gotischen Friedhof den Glanz und Ansehen wiederzugeben, den er einst innehatte. Doch das scheint die Geister und Dämonen des Friedhofs nicht besänftigt zu haben, denn sie scheinen nach wie vor dort aktiv zu sein ...