Indiens brennende Mülldeponien zählen zu den giftigsten Orten der Welt: Der Schadstoffanteil in ihrem Rauch birgt für die indische Bevölkerung ein enormes Gesundheitsrisiko. Ökologen schreiben in einem Artikel für das Fachmagazin „Atmospheric Environment“, wie die toxischen Substanzen entstehen und wie man dagegen vorgehen kann.
Indien
© Reuters/ Cathal McNaughton
„Wenn Sie auf einer beliebigen Straße Indiens unterwegs sind, werden Sie sehen, dass an den Straßenrändern riesige Haufen von Müll liegen, die allmählich wachsen, und zwar so lange, bis irgendwer beschließt, sie zu verbrennen. Sogar in größeren Städten wie Bangalore sowie relativ wohlhabenden Gebieten anderer Großstädte ist eine solche Strategie der ‚Entsorgung‘ des Mülls die Norm“, sagt Heide Vreeland von der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina.

Wie Co-Autor Michael Bergin in dem Artikel betont, atmet ein Mensch in gerade einmal einer Minute nahe solcher Mülldeponien die gleiche Dosis an Giftstoffen und gefährlichem Feinstaub ein, als verbrächte er einen Tag in einer gewöhnlichen Stadt wie Dresden oder Düsseldorf, wo die Luft durch Autoabgase und Industrieanlagen verschmutzt ist.

Jährlich würden weltweit rund zwei Milliarden Tonnen flüssiger und fester Müll produziert. Der Großteil davon wird auf Deponien verbrannt, die in vielen Ländern in der Regel weit von Siedlungen entfernt liegen, wo es eine entsprechende Infrastruktur für die Sammlung und Entsorgung von Müll gibt. In Indien, so Vreeland, sehe die Situation anders aus.

Wie die Umweltschützer bei ihren Analysen feststellten, enthielten die Rauchproben aus insgesamt 24 brennenden Mülldeponien in Bangalore sämtliche Giftstoffe, deren Konzentration und „tödliche Kraft“ so hoch ist, dass sie die Test-Zellkulturen der Wissenschaftler extrem schnell töteten. Nach Experten-Einschätzungen verursacht der Rauch der Deponien hundertmal mehr DNA-Mutationen als „normal“ verschmutzte Luft und birgt daher ein besonders hohes Gesundheitsrisiko. Laut den Ökologen gibt es eine Reihe von einfachen Maßnahmen, die den Einwohnern von Bangalore und anderen indischen Städten bei der Giftstoffreduzierung helfen könnten.

Dafür sei es unerlässlich, den Müll so schnell wie möglich zu verbrennen und das Feuer möglichst heiß zu machen und es zu löschen, sobald der Großteil des Kunststoff- und Papiermülls verbrannt wurde und zu glühen und rauchen beginne. Genau in diesem Moment würden nämlich die meisten Giftstoffe entstehen.