State College (USA) - Seit ihrer erstmaligen Entdeckung 2007 stellen sogenannte Schnelle Radioblitze (Fast Radio Bursts = FRB) Astronomen vor ein Rätsel über deren Herkunft und Natur. Jetzt haben US-Astronomen erstmals ein nicht weniger mysteriöses Begleit Signal bei einem FRB empfangen - passt das Signal doch in keine der bisherigen astrophysikalischen Erklärungsansätze für die ultraschnellen Radiopulse.
Radioteleskop
© Swinburne Astronomy ProductionsKünstlerische Abbildung der Ortung eines Schnellen Radioblitzes mit dem Parkes-Radioteleskop (Illu.).
Wie das Team um James DeLaunay von der Pennsylvania State University aktuell im Fachjournal Astrophysical Journal Letters (DOI: 10.3847/2041-8205/832/1/L1) und vorab via ArXiv.org berichtet, handelte es sich bei diesem den Radioblitz begleitenden Signal um intensive Gammastrahlung, wie sie jedoch von keiner der bisherigen astrophysikalischen Theorien zur möglichen Herkunft der FRB passt.

Registriert wurde das 2-6 Minuten lange Gammastrahlen-Signal von Swift-Weltraumteleskop zeitgleich und aus gleicher Richtung wie der nur wenige Millisekunden währende Radioblitz mit der Kennung FRB131104, der am 4. November 2014 mit dem Radioteleskop des australischen Parkes Observatory geortet wurde. Zusammengenommen dauerte der Gammastrahlenblitz damit nicht nur deutlich länger sondern überstrahlte den Radioblitz auch um das Milliardenfache.

Das Gammastrahlen-Gegenstück zum Fast Radio Burst FRB 131104
© J. J. DeLaunay / Penn State UniversityDas Gammastrahlen-Gegenstück zum Fast Radio Burst FRB 131104.
Während es bislang nicht gelungen war, zusammen mit dem Radiopuls auch elektromagnetische Strahlung in anderen Wellenlängen zu finden, deren Spektrum den Forschern Auskunft über den Auslöser eines jeweiligen FRBs geben könnte, zeigt die synchrone Entdeckung der beiden Signale (Radio- und Gammastrahlung aus gleicher Richtung), dass die FRB-Quelle tatsächlich auch Strahlung in anderen Wellenlängen abgibt.

„Diese Entdeckung revolutioniert unsere Bild der FRBs, von denen sich zumindest einige sowohl durch das (Radio-)Pfeifen als auch durch den Knall eines Gammastrahlenblitzes offenbaren.“, kommentiert der Mitautor des Fachartikels Professor Derek Fox, ebenfalls von der Pennsylvania State University.

Wie das Gammastrahlen-Signal nun jedoch zum Radioblitz passt, diese Frage stellt die Wissenschaftler noch vor ein Rätsel - passt das Signal doch in keinen der bisherigen FRB-Erklärungsansätze, wie etwa schnell rotierende oder miteinander verschmelzende Neutronensterne. Hierfür ist das Gammastrahlen-Signal des FRB 131104 jedoch viel zu energiereich. Die einzige Möglichkeit wäre, wenn sich ein solches Ereignis in deutlich größrer Nähe zu uns ereignet hätte, als bislang bekannt. Dagegen sprechen allerdings wiederum andere Merkmale des Gamma-Signals.

Die Astronomen um DeLauney selbst vermuten, dass der begleitende Gammastrahlenblitz von einem unabhängigen astrophysikalischen Ereignis verursacht worden sein könnte: „Tatsächlich passen Energie und Dauer der Gammastrahlen-Emission besser zu einigen Arten von Supernovae (Sternexplosionen) oder zur Materie-Akkretion eines supermassereichen Schwarzen Lochs, wie sie von SWIFT beobachtet worden sein könnte“, so Fox und führt zugleich aber auch das Problem mit dieser Erklärung aus: „Jetzt stehen wir aber wieder vor dem Problem, dass kein existierendes Modell dabei einen Schnellen Radioblitz vorsieht.“

Um den Ursprung der FRBs aufklären zu können, hoffen die Astronomen nun auf weitere Ortungen von Begleit-Signalen, nicht nur im Gammastrahlen-Bereich. Hierzu sei jedoch eine langfristige unmittelbare Beobachtung in Richtung zukünftiger Radioblitze notwendig.
GreWi-Kurzgefaßt

- Astronomen haben erstmals ein Begleit-Signal zu einem Schnellen Radioblitz (FRB) entdeckt.

- Von derartigen Signalen erhoffen sich Astronomen Informationen über Natur und Herkunft der FRBs.

- Das geortete Gammastrahlen-Signal passt jedoch zu keinem der bisherigen astrophyskalischen Erklärungsansätze für FRBs.