Toronto (Kanada) - Am vergangenen Montag kam es in 2.743 Metern Höhe über dem Lake Ontario zu einer Beinahe-Kollision zwischen einem Regionalflugzeug und einen bis auf Weiteres unidentifizierten Flugobjekt von nicht geringer Größe. Während lokale Behörden über eine Drohne mutmaßen, wirft diese Vermutungen mehr Fragen auf, als sie zunächst zu beantworten scheint.
Flugzeug vom Typ DHC-8-400
© Peter Bakema, GFDL 1.2Eine Maschine vom Typ DHC-8-400.
Wie die kanadische Tageszeitung Toronto Star berichtet, untersucht die kanadische Flugsicherheit (Transportation Safety Board of Canada) derzeit den Vorfall, bei dem aufgrund des plötzlichen Ausweichmanövers der zweipropellrigen Dash 8-400 Turboprop, zwei Crewmitglieder leicht verletzt wurden. Laut dem Pressebericht war die Maschine auf dem Flug nach Toronto, als der Pilot plötzlich in den Sinkflug ging, um eine Kollision mit dem Objekt in letzter Sekunde zu vermeiden.

„Wir wissen bislang noch nicht, was da genau passiert ist - es ging alles ziemlich schnell“, kommentiert Peter Rowntree von der Sicherheitsbehörde den Vorfall gegenüber der Zeitung und erklärt weiter: „Es war definitiv kein Vogel, sondern ein relativ großes Objekt“. Die Ermittler gehen derzeit von einer Größe von mindestens 3 Metern aus.

Laut Rowntree verfolge man derzeit die Befürchtung, dass es sich um eine Flugdrohne, ein sog. Unmanned Aerial Vehicle (UAV) gehandelt haben könnte und verweist vor diesem Hintergrund erneut auf die Risiken und Gefahren einer unkontrollierten Nutzung derartiger Fluggeräte.

„Die Piloten hatten nur wenige Sekunden Zeit, dem Objekt auszuweichen und haben die Nase runtergerissen, um unter dem Objekt hindurchzufliegen“, so der Beamte. „Dort oben ist der Himmel wirklich weit, von daher ist es schon ein Wunder, dass sie das Ding bei 450 Stundenkilometern überhaupt gesehen haben.“ Auch dieser Umstand verweise auf die nicht geringe Größe des Objekts.

„Zunächst glaubten die Piloten, dass es sich um einen Ballon gehandelt habe, wollten später aber auch eine Drohne nicht ausschließen“, so ein Sprecher der Fluggesellschaft „Porter“.

Und während die kanadischen Flugsicherheitsbehörden bis hin zum Verkehrsminister des Landes den Vorfall in ihren Bemühungen um strengere Regularien für den Einsatz von zivilen bzw. privaten Flugdrohnen nutzen wollen, stellt sich angesichts der eigentlichen Beschreibungen des Objekts unweigerlich die Frage, ob derartige Flugzeuge den Vorfall überhaupt tatsächlich erklären können.

Schließlich sind zivile und private Drohnen aus dem Hobbyflugbereich (sog. Multicopter) selten größer als 1,5 Meter im Durchmesser, ihr Erscheinungsbild ebenso nur schwer mit einem (kugelförmigen) Ballon zu verwechseln und fliegen ebenso selten auf Flughöhen von fast 3.000 Metern. Eines der beliebtesten Hobbymodelle schafft im simulierten Extremfall einen Aufstieg auf rund 2.400 Metern, wonach der typenspezifische Akku allerdings auch schon so gut wie entleert und das Gerät also wahrscheinlich nicht mehr zu einem kontrollierten Abstieg bzw. Rückflug in der Lage wäre.

Was aber könnte sonst den Vorfall und gleichzeitig die beschriebenen Eigenschaften des Objekts ausreichend erklären? Die Untersuchungen der kanadischen Flugaufsicht sind noch nicht abgeschlossen.

...GreWi wird weiterhin berichten.