Die EU hat häusliche Gewalt erforschen lassen. Eine Umfrage erschreckt besonders: mehr als ein Viertel der EU-Europäer glaubt, dass sexuelle Gewalt unter Umständen gerechtfertigt sei.
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© AFP 2016/ Noah SEELAM
Die EU hat eine umfassende Studie zur häuslichen Gewalt vorgestellt, ein wichtiger Punkt ist sexuelle Gewalt. Vergewaltigungen - in der Studie gleichgesetzt mit Sex ohne Einverständnis - sind durchaus "gerechtfertigt" meinen immerhin 27 Prozent der befragten EU-Europäer und Europäerinnen. Das ist eine Einstellung, die man seit langem überwunden glaubte. Tatsächlich ist diese "Frauen sind selber schuld"-Mentalität aber nicht vorbei, denn 27 Prozent sind zwar nicht die Mehrheit, aber auch keine kleine Minderheit. Zudem gibt es ein massives Ost- Westgefälle in den Ergebnissen. In Rumänen finden 55 Prozent sexuelle Gewalt entschuldbar, in Schweden sind es nur 5 Prozent. Deutschland liegt mit traurigen 27 Prozent im europäischen Mittel.
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Im Einzelnen meinen 10 Prozent, bei Frauen, die sich freizügig oder provozierend anziehen, wäre sexuelle Gewalt unter Umständen gerechtfertigt. Bei Frauen, die einen Mann mit nach Hause nehmen, sind es 11 Prozent. Bei Frauen unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol stimmen dem sogar 12 Prozent zu. Auch Flirten (7 Prozent) oder mehrere Sex-Partner (7 Prozent) würden Gewalt rechtfertigen.

Bei der Studie fällt allerdings auch auf, dass in der Frage nicht von Gewalt, Vergewaltigung oder Nötigung gesprochen wird, sondern der schwammigere Begriff "nicht einvernehmlich" (non consensual) benutzt wird. Die deutschsprachige Frage ist für eine repräsentative Umfrage aller Bevölkerungsschichten zudem sehr kompliziert formuliert: "Es gibt Personen, die finden, dass Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung unter Umständen gerechtfertigt ist. Glaube Sie, dass dies auf folgende Situationen zutrifft?" Eine direkte Frage mit dem Schlüsselwort "Vergewaltigung" wäre sicher eindeutiger gewesen. Dennoch bleiben die Ergebnisse erschreckend.

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