Ein dänisches Leitmedium fordert: Mit der Dämonisierung Russlands muss endlich Schluss sein! Der Journalist Lars Ehrensvärd von „Politiken“, einer der auflagenstärksten Tageszeitungen Dänemarks, ist laut dem Nachrichtenportal „Ridus“ überzeugt, dass es in Europa keine Sicherheit geben werde, solange der Westen die Interessen Russlands kappe.
matroschka, russland
© Sputnik/ Vladimir Pesnya
„Ich verteidige Russland nicht, es geht mir nicht um Putin und nicht um die Russen, und Russlands Gesellschaftssystem ist für mich nur geringfügig attraktiv“, zitiert Ridus den Journalisten vorab. „Doch glaube ich, dass die einseitige Kommunikation von Medien und Politikern bloß von der Tatsache ablenkt, dass der Westen keine Russland-Strategie hat. Wenn die Welt etwas wirklich nicht braucht, dann ist das ein neuer Kalter Krieg. Das verschlingt Ressourcen, die in die Lösung von Problemen investiert werden müssen, vor denen die Menschheit steht“, so Ehrensvärd laut Portal.

Es müsse auch mit der Unart Schluss sein, all jene als „Putins Trojaner“ und Idioten zu stigmatisieren, die sich an der kopflosen Hetze gegen Moskau nicht beteiligen wollen. In einigen westlichen Medien bekomme außerdem „jeder Russophob“ eine Kolumne, „wenn sein Artikel nur boshaft genug“ sei. „Aber niemand glaubt den Äußerungen über die russische Aggression. Die Russland-Debatten erinnern an die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe. Niemand macht sich die Mühe über den Tellerrand hinauszuschauen, um die Ursachen schlechter Beziehungen zu ergründen“, wird der Politiken-Journalist zitiert.

Dabei habe der Westen Russland gegenüber zahllose Fehler begangen: Die Prahlerei mit dem Sieg im Kalten Krieg gegen die UdSSR, die Ausweitung des Nato-Kontingents an russischen Grenzen, die Erklärung Russlands zu einem Land dritter Klasse sowie der Versuch, die Ukraine und andere russlandnahe Länder in die Nato zu ziehen. Die Schwere der Schuld dieser Fehler laste auf den Schultern westlicher Länder.

Und der Versuch europäischer Politiker, die Sicherheit auf dem Kontinent durch das Einzwängen russischer Interessen zu garantieren, sei zum Scheitern verurteilt, warnt Ehrensvärd laut Portal. Ein Land, das vom Westen dreimal - 1812, 1914 und 1941 - überfallen und beim letzten Überfall verwüstet wurde sowie 25 Millionen Menschen verlor, werde wohl noch in seine Geschichte zurückblicken dürfen. „Dänemark hat 100 Jahre gebraucht, um das Trauma von 1864 aus dem Deutsch-Dänischen Krieg zu überwinden. Warum sollte sich Russland anders verhalten?“, zitiert Ridus Ehrensvärd.