Smog China und Flaschenluft
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Würden Sie auch Luft in Flaschen kaufen? China hat nicht nur Probleme mit verseuchtem Trinkwasser und Mineralwasser, sondern auch mit der Luft. Sie kaufen jetzt Luft zum Atmen aus Kanada. Wirklich kein Scherz.

Genau darüber haben wir vor einem Jahr berichtet. Und sie tun es immer noch: Da der Smog so schlimm ist, greifen Chinesen auf Luft aus Kanada zurück. Da immer mehr Chinesen frische Luft kaufen, gibt es in Peking mittlerweile sechs verschiedene Firmen, die Luft in Flaschen anbieten. Für 7,7 Liter Luft - diese reichen für knapp 200 Atemzüge - zahlen Chinesen bereits bis zu 95 Euro. Doch auch „günstige“ Atemluft um 30 Euro pro Flasche ist erhältlich.

Erst gestern gab es wieder in Peking einen Smogalarm. Auch die nordchinesische Provinz Hebei hat am Mittwoch einen roten Alarm für schwere Luftverschmutzungen an den drei Folgetagen ausgegeben. “Rot” symbolisiert die höchste Alarmstufe.

Schon erschreckend, dass die Chinesen Luft zum Atmen aus Kanada kaufen und immer mehr Lebensmittel in die EU aus China importiert werden. Siehe: Sie sind von allen guten Geistern verlassen - Lebensmittel aus China, verdorben, gefährlich und hochbelastet auf Ihrem Teller! Diese 4 Früchte aus China sollten Sie unbedingt meiden!

In unserem Beitrag Video: Warum Trinkwasser in Flaschen unsinnig ist von 2014 haben wir von der Kampagne aus Australien berichtet, die Flaschen mit Luft und Sonne in einem eigens dafür eingerichteten Webshop und Shop verkauften. Diese tolle lustige Aktion zielte darauf, auf Wasserflaschen zu verzichten und lieber gleich zum Leitungswasser zu greifen. Die Melbourne Water Corporation „Yarra Valley Water“ waren selber erstaunt, wie viele Menschen in der Tat diese Flaschen kauften.

Auch ein kanadisches Unternehmen, welches Luft aus den Rocky Mountains in Flaschen abfüllt, hat nie gedacht, dass sich ihr Produkt als Kassenschlager entwickeln würde.

Es gibt dazu mittlerweile ein eigenes Verkaufsvideo:

Als wir den Artikel bekamen, der von Jennifer Pak aus Shenzhen im Telegraph verfasst wurde, fiel uns gleich die australische Aktion ein. Auch die Nordsee bietet tolle Luft. Vielleicht sollten wir damit Marmeladengläser füllen und auf unsere Seite stellen. Man kann ja nie wissen. Vielleicht wird es auch zum Verkaufsschlager - „Luft von der Nordsee“ - garantiert ungebraucht!“
Tweet Luft in Flaschen in China
Wir hatten für Sie den am 15. Dezember 2015 im als seriös geltenden Telegraph erschienenen Beitrag übersetzt und es ist kein Witz, sondern bitterer Ernst. In unserer Übersetzung erfahren Sie, wie wertvoll frische Luft sein kann. Fröhliches Durchatmen!

Chinesen kaufen frische Luft in Flaschen aus Kanada

Was als Scherzartikel begann - ein kanadisches Unternehmen füllt Luft aus den Rocky Mountains in Flaschen ab - erwies sich als im von Luftverschmutzung geplagten China als Kassenschlager. Die erste Lieferung war in nur vier Tagen ausverkauft.

Die Verkaufzahlen des kanadischen Jungunternehmens explodierten, da in China die Luftverschmutzung immer schlimmer wird.

Vitality Air, im vergangenen Jahr in Edmonton im Westen Kanadas gegründet, begann den Verkauf nach China vor weniger als zwei Monaten.

„Unsere erste Lieferung mit 500 Flaschen frischer Luft war innerhalb von vier Tagen ausverkauft”, erzählt Mitbegründer Moses Lam dem Telegraph in einem telefonischen Interview.

Eine Palette mit über 4000 weiteren Flaschen ist auf dem Weg nach China, aber auch diese Lieferung ist laut seiner Aussage bereits verkauft.

7.7 Liter frische Luft aus dem Banff National Park in den majestätischen Rocky Mountains geht in China für ca. 100 Yuan (£10) weg und ist damit 50 Mal teurer, als eine Flasche Mineralwasser dort kostet.

Die meisten der Kunden leben in den großen Städten im Nordosten und Süden Chinas, wo Warnungen vor Luftverschmutzung inzwischen zum Alltag gehören.

Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua hat kürzlich ein Bild online gestellt, das zeigte, dass das Stadtzentrum am Dienstag nahezu unsichtbar unter dem Smog verschwand. Die Überschrift „Intensiver Smog erneut in China“ zeigt die Frustration vor Ort.

Das passiert gerade eine Woche, nachdem man in Peking Alarmstufe Rot im Bereich Luftverschmutzung ausgerufen hatte und die Hälfte der Fahrzeuge ein Fahrverbot erhielten.

Das kanadische Unternehmen ist aber nicht das erste, das den Chinesen frische Luft verkauft.
  • Bereits vergangenes Jahr erhielt Liang Kegang, ein Künstler aus Peking, einen Betrag im Wert von £512 für ein Glas mit Luft, das er während einer Geschäftsreise in Frankreichs Süden abgefüllt hatte
  • 2013 verkaufte der Multimillionär Chen Guangbiao mit Limodosen vergleichbare Büchsen mit Luft, die in weniger industrialisierten Regionen Chinas abgefüllt waren für 5 Yuan (£0.50) je Büchse.
Moses Lam von Vitality Air gibt zu, dass die Gründung des Unternehmens eigentlich als Witz begann. Er und sein Kompagnon Troy Paquette füllten eine Plastiktasche mit Luft und verkauften diese für weniger als 50 Pence in Ebay.
Die zweite Tasche erzielte bereits $160 (£105).

„In dem Moment wurde uns bewusst, dass es wirklich einen Markt dafür gibt“, sagt er.
Vitality Air verkauft frische Luft und Sauerstoff in Flaschen sowohl in Nordamerika als auch in Indien und dem Mittleren Osten. China ist dabei der größte internationale Markt.

Harrison Wang, Vertreter des Unternehmens in China sagt, dass es sich bei den Käufern hauptsächlich um wohlhabende chinesische Frauen handele, die diese für ihre Familien oder als Geschenk erwerben. Aber auch Seniorenheime und sogar exklusive Nachtclubs hätten ihr Produkt auf Lager gelegt.

„Frische Luft ist in China ein Luxus, wirklich sehr kostbar”, so Harrison Wang.

Er wurde bereits von mehreren Händlern kontaktiert, die die Produkte vertreiben wollen.

Das größte Problem, mit dem Vitality Air derzeit konfrontiert ist, ist es, den wachsenden Bedarf zu befriedigen, schließlich wird jede Flasche per Hand mit frischer Luft befüllt.

„Es ist sehr arbeitsintensiv, aber wir wollen auch, dass es ein einzigartiges Produkt mit Fun-Faktor bleibt“, erzählt Lam. „Möglicherweise sind die Augen größer als der Magen.“

Der zunehmende Auftragseingang war eine positive Überraschung für ihn, nicht zuletzt deshalb, weil er von Freunden und Familie zunächst für seine Idee ausgelacht wurde, etwas zu verkaufen, was für Kanadier eine Selbstverständlichkeit ist.

„Meine Eltern hatten mir gesagt, dass ich meinem bisherigen Job nicht kündigen solle“, erzählt er. Ein Rat. an den er sich bisher noch gehalten hat.
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Smog China
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