Die Zahl der überschuldeten Personen in Deutschland ist laut einem Zeitungsbericht gestiegen. 2,05 Millionen Haushalte konnten demnach 2015 ihre Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nicht pünktlich erfüllen.
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Aus dem fünften Armutsbericht der Bundesregierung sind neue Details bekannt geworden. 2015 hätten 2,05 Millionen Haushalte als überschuldet gegolten, berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf den Bericht, der 2017 vorgestellt werden soll. Insgesamt seien rund 4,17 Millionen Personen betroffen.

2013 hätten nur 1,97 Millionen Haushalte als überschuldet gegolten. "Ein Trend, nach dem seit 2006 ein stetiger Anstieg zu verzeichnen ist, setzt sich fort", zitiert die Zeitung aus dem Armutsbericht. Grund sei immer öfter die Einkommensarmut.

Bereits Ende Oktober waren erste Zahlen aus der Analyse durchgesickert, die gut hundert Experten alle paar Jahre für die Bundesregierung erstellen. In Deutschland ist demnach noch immer jedes 20. Kind mit Armut konfrontiert. Seit dem Anstieg bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts habe sich die Armutsrisikoquote von Kindern aber nicht weiter erhöht.

"Nur wenige Kinder in Deutschland leiden unter materieller Not", heißt es demnach in dem Bericht. Wenn der Anteil der Haushalte "mit einem beschränkten Zugang zu einem gewissen Lebensstandard und den damit verbundenen Gütern" betrachtet werde, dann seien fünf Prozent der Kinder betroffen.

Deutschland unter EU-Durchschnitt

Das sei deutlich weniger als im EU-weiten Schnitt mit neun Prozent, heißt es dem Bericht zufolge. Von den insgesamt 12,9 Millionen Kindern in Deutschland unterlägen aber bis zu 2,4 Millionen - also mehr als ein Fünftel - einem Armutsrisiko, weil die Haushalte, in denen sie lebten, über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens verfügten.

Am höchsten sei das Armutsrisiko von Kindern, wenn beide Elternteil ohne Job seien. Es betrage dann etwa 60 Prozent. Betroffen davon seien rund eine Million Kinder. Ist jedoch ein Elternteil in Vollzeit erwerbstätig, fällt das Armutsrisiko für Kinder laut dem Berichtsentwurf "schon deutlich auf etwa 15 Prozent". Bei einer Vollerwerbstätigkeit beider Eltern seien es nur noch drei Prozent. Diese Konstellation komme in Deutschland allerdings nur bei knapp jeder siebten Paar-Familie vor.

Laut Textentwurf ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in sogenannten Bedarfsgemeinschaften mit Hartz IV leben, zwischen 2010 und 2015 um fünf Prozent gesunken.

ssu/AFP/dpa-AFX