Wien. Viel trinken - das ist ein oft gehörter Rat vieler Ernährungswissenschafter. Besser mehr denn weniger, weil trinken sei gut für die Gesundheit, den Geist und die Schönheit, heißt es. Wer darauf vergisst, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, kann sich jetzt sogar schon eine Trink-App auf das Handy laden. Ein Signal erinnert daran, dass es wieder Zeit zum Trinken ist.

Neue Studien belegen allerdings, dass man die Flüssigkeitszufuhr auch übertreiben kann - dies passiert vor allem bei körperlicher Anstrengung. So zeigt etwa der US-Sportmediziner James Winger vom Medizinischen Zentrum der Universität in Maywood (Illinois) im British Journal of Sports Medicine auf, dass mittlerweile bis zu 13 Prozent aller Marathonteilnehmer, darunter vorwiegend unerfahrene Läufer, Anzeichen einer sogenannten Hyponatriämie - also einen zu niedrigen Natriumspiegel im Blut - aufweisen. Das kann zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, geistiger Verwirrtheit oder sogar zum Tod führen.

Der Grund liegt darin, dass die Natriumkonzentration im Blut durch die Flüssigkeitsaufnahme und -abgabe reguliert wird. Steigt der Natriumspiegel an, meldet sich der Durst, fällt er nach dem Trinken ab, meldet sich die Blase. Können jedoch die Nieren mit einer exzessiven Wasseraufnahme - die Rede ist von einigen Litern pro Tag - nicht Schritt halten, kann es in Folge zu lebensbedrohlichen Wasseransammlungen (Ödemen) in den Organen oder im Gehirn kommen kann.

Im Normalfall kann sich ein Erwachsener nach seinem Durstgefühl richten. Die Österreicher seien mit durchschnittlich 2,1 Liter am Tag auf einem guten Weg, erklärt die Ernährungswissenschafterin Marlies Gruber vom „Forum Ernährung”. Der Organismus verliert täglich etwa 1,8 Liter an Flüssigkeit - nämlich über die Haut, den Urin, den Stuhl und die Lunge. Schon bei 0,5 Prozent Wasserverlust - das sind bei einem 65 Kilogramm schweren Menschen 200 Milliliter - meldet der Körper aus dem Hypothalamus im Gehirn Durst. Während dieser bei Erwachsenen ein recht gutes Barometer darstelle, müsse man bei Kleinkindern und Älteren aufpassen. Denn in diesen Lebensphasen ist das Durstempfinden weniger ausgeprägt.

Für das Leben notwendig

Dass Wasser lebensnotwendig ist, ist unbestritten. Immerhin beträgt der Anteil beim Erwachsenen rund 60 Prozent, bei einem Säugling 70 Prozent. Wasser dient als Lösungs- und Transportmittel, unterstützt die Atmung und das Immunsystem und weist eine Entgiftungsfunktion auf. Daher muss der Flüssigkeitsverlust regelmäßig ausgeglichen werden. Die Expertin rät dazu, zumindest einen Liter pro Tag in flüssiger Form aufzunehmen. Den Rest holt sich der Körper aus der Nahrung - vorwiegend Obst und Gemüse.

Erste Anzeichen eines Wassermangels sind im Übrigen ein geringes Aktivitätslevel mit Müdigkeit und Konzentrationsschwächen. Bei 0,5 Prozent Mangel meldet sich der Durst, bei 3 Prozent (etwa 1,2 Liter bei einem 65 Kilogramm schweren Erwachsenen) kommt es zu einer Beeinträchtigung der Fließeigenschaften des Blutes, was zu Nährstoff- und Sauerstoffmangel im Körper führt. Fehlen zwei Liter (5 Prozent), kommt es zu Herzrhythmusstörungen, sind es vier Liter, entstehen Verwirrtheitszustände. „Bei 20 Prozent ist man tot.”

Wasser ist der beste Durstlöscher - ob Mineral- oder Leitungswasser, bleibt jedem selbst überlassen, denn Mineralstoffe werden auch durch Nahrung aufgenommen. Zwischendurch kann man zu Tee, Säften, Limonaden oder Kaffee greifen, erklärt Gruber. Studien hätten bereits widerlegt, dass Kaffee eine entwässernde Wirkung besitzt. Menschen, die an Koffein gewöhnt sind, würden nicht mehr ausscheiden.