© ReutersSymbolbild - Burkaträgerin am Strand von Tel Aviv, Juli 2016
In Marokko hat die Regierung Schneider und Verkäufer von Textilien angewiesen, ab sofort die Herstellung von Burkas und deren Verkauf zu unterlassen. Die Maßnahme soll einer Radikalisierung der Bevölkerung vorbeugen.Innerhalb von 48 Stunden sollen Schneider und Verkäufer
keine Burkas mehr herstellen oder verkaufen. Alte Bestände müssen vernichtet werden.
Dies ist keine Nachricht aus einem europäischen Land, die sich in lange Debatten um Für und Wider von Burka-Verboten einreiht, sondern eine Nachricht aus Marokko. Repräsentanten des Innenministeriums im Maghreb-Land haben nun diese Anweisung an die Händler und Hersteller überreicht.
Der Islam spielt eine wichtige Rolle in Marokko, gesellschaftlich wie auch privat. Der Monarch des Landes, der sich als höchster Geistlicher versteht, hat sogar die gesamte Bevölkerung seines Landes zu Sunniten erklärt.
Die Ursprünge der Burka aber liegen in Afghanistan und Pakistan. Die Burka verdeckt den gesamten Körper einer Frau und ihr Gesicht.
Dabei kennt der Koran drei Verse, die sich mit der Bedeckung der Frau beschäftigen. Das arabische Wort für Kopftuch und Verschleierung sucht man dort allerdings vergebens.
Wie sich die angemessene Bedeckung des Körpers für die Gläubigen gestaltet, ist eine Sache der Auslegung und der Fantasie. Oft wird der Ausdruck "humur", der eine nicht spezifizierte Bedeckung des Körpers beschreibt, als Verschleierung ausgelegt.
Die im Koran zu Zeiten Mohammeds in den von hohen Temperaturen geplagten Regionen beschriebenen Kopfbedeckungen der Männer und Frauen dienten lediglich zum Schutz vor Hitze.
Das traditionelle Gewand Marokkos, genannt "Djellaba", ist unterdessen ein langes Gewand mit Kapuze, welches von Männern und Frauen gleichermaßen getragen wird. Die Qualität dieser Kleidung lässt erkennen, welcher gesellschaftlichen Schicht der Träger oder die Trägerin angehört. In den marokkanischen Familien gelten die traditionellen Rollenvorstellungen zwischen Mann und Frau. Marokko galt lange als sicheres Urlaubsparadies und als Vorzeigestaat Nordafrikas. Die Sonne Marokkos und die Landschaft haben den Hintergrund für unzählige Filme und Fotoshootings geliefert.
Doch bedingt durch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit von zuletzt 21,8 Prozent und die Nähe zu Gebieten des IS sieht sich der Staat in der Herausforderung, gegen eine Radikalisierung seiner Bevölkerung vorzugehen und der Verbreitung des Terrorismus Einhalt zu gebieten. Das Burka-Verbot soll einen Schritt in diese Richtung darstellen.
In Deutschland wurden die Maghreb-Staaten Marokko, Tunesien und Algerien im Herbst letzten Jahres zu
sicheren Herkunftsländer erklärt, um den Zuzug aus diesen Ländern einzudämmen. In Salzburg soll die Polizei jüngst einen terroristischen
Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt vereitelt haben, den ein marokkanischer Asylbewerber begehen wollte.
Kommentar: Es ist
fraglich, inwiefern eine Burka 1:1 an möglicher Radikalisierung festgemacht werden kann. (Potentielle) Terroristen mögen die Burka für ihre Zwecke missbrauchen, während sie für andere Muslime eine äußere Repräsentation ihres individuell gelebten islamischen Glaubens ist. Und Letztere müssen nicht zwangsläufig radikal und gewaltbereit eingestellt sein. Terroristen wiederum sind zur Durchführung ihrer Vorhaben und der damit verbundenen symbolischen Botschaft nicht unbedingt auf die Burka angewiesen.
Daher ist es ratsamer, den Terrorismus anders anzugehen: Für Marokko ist dies beispielsweise die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit mit dem Aufbau von Perspektiven, die das Angebot radikaler Gruppierungen uninteressant machen. Außerdem könnte Marokko auch enger mit Russland zusammenarbeiten, das sich in Worten und Taten gegen den Terrorismus in der Welt stark macht
und zur internationalen Zusammenarbeit auf diesem Gebiet aufruft.
Ob Jetzt nur Gesichtsverschleierung oder Ganzkörperhülle dürfte egal sein. Es geht um die identifizierung der Person und was diese unter der Hülle trägt. Die islamische "Kleidervorschrift" hat sich durch Attentate und andere Verbrechen (Bankraub, Überfälle) selbst ad absurdum enttarnt.