In mehreren Bundesländern gab es Durchsuchungen. Die Bundesanwaltschaft geht offenbar gegen ein Netzwerk von Rechtsextremen vor. Die Verdächtigen sollen Angriffe auf Polizisten, Juden und Flüchtlinge geplant haben. Der Kopf der Gruppe bezeichnet sich als „Druide.“
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In mehreren deutschen Städten sind Polizisten gegen mutmaßliche Mitglieder einer rechtsextremistischen Vereinigung vorgegangen. Es wurden seit heute Morgen insgesamt zwölf Wohnungen und weitere Räumlichkeiten in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt durchsucht, darunter die Wohnungen von sieben Beschuldigten.

Die Durchsuchungen sind Teil eines Ermittlungsverfahrens der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Bildung einer rechtsextremistischen Vereinigung. Bei den Durchsuchungen wurden laut Berichten von SWR-Info in Brandenburg und in Schwetzingen bei Heidelberg scharfe Schusswaffen und Munition gefunden. Mindestens zwei Männer wurden festgenommen. Zur Stunde ist noch unklar, ob gegen die Männer auch ein Haftbefehl beantragt wird.

Etwa 200 Polizeibeamte waren laut Bundesanwaltschaft an dem Einsatz beteiligt. Sechs Beschuldigte, die laut der Bundesanwaltschaft vorwiegend über soziale Medien miteinander vernetzt sind, stehen unter Verdacht, sich zu einer rechtsextremistischen Vereinigung zusammengeschlossen zu haben. Die Gruppe soll seit dem Frühjahr 2016 bewaffnete Angriffe auf Polizisten, Asylsuchende und Juden geplant haben. Einem siebten Beschuldigten wird vorgeworfen, die Gruppe unterstützt zu haben.

Ziel der Razzien sei es gewesen, weitere Beweismittel zu gewinnen. Erkenntnisse über konkrete Anschlagsplanungen liegen offenbar derzeit nicht vor. Der Kopf der Gruppe soll der sogenannten Druidenszene angehören. Der Mann, der sich „Burgos von Buchonia“ nennt und als „keltischer Druide“ auftritt, verkündet in einem 2008 gedrehten Film, er fühle „vieles aus der früheren Zeit schon erlebt zu haben“.
der druide, hetzer
© Screenshot VKBurgos von Buchonia
Im Internet hetzte er gegen Juden, Linke und Flüchtlinge und rief zu zivilem Ungehorsam auf. Zudem vertritt er die bei den sogenannten Reichsbürgern anzutreffende Auffassung, dass Deutschland seit 1945 besetzt sei und alle politischen Entscheidungen von den Besatzern kontrolliert und vorgegeben würden.

Der selbsternannte Druide soll in den vergangenen Jahren bei verschiedensten rechtsextremen Veranstaltungen aufgetreten sein. Die Reichsbürgerbewegung wird mittlerweile vom Verfassungsschutz beobachtet, nachdem im Oktober ein sogenannter Reichsbürger in Georgensgmünd bei Nürnberg einen Polizisten erschossen hatte.

Laut dem Tagesspiegel, der sich auf Sicherheitskreise bezieht, ist die Zahl der gewaltorientierten Rechtsextremisten im Jahr 2016 um 300 Personen auf 12.100 gestiegen. In einem Interview mit dem Tagesspiegel im September 2016 hatte sich der BKA-Chef Holger Münch besorgt darüber gezeigt, dass bei Angriffen auf Unterkünfte von Flüchtlinge zunehmend Täter, die zuvor nicht als Extremisten bekannt waren, registriert wurden. Münch sprach in dem Interview von „rund drei Viertel“ der ermittelten Verdächtigen.

Die Szene der Rechtsextremen sei letztes Jahr insgesamt um 500 Personen auf 23.000 gestiegen. Wobei die Zahl 23.000 nur den „harten Kern“ beziffert.