Gewalt gegen Trump,liberaler Faschismus
© i.ytimg.comEin liberaler Faschismus als Kult der Gewalt gegen die "Feinde der offenen Gesellschaft"? Das Töten so genannter Reaktionäre gilt seit der Französischen Revolution als durch die vermeintlich unangreifbare gute Sache gerechtfertigt. Darin liegt auch eine frappierende Parallele zum Dschihadismus.
Wo treffen sich die Wünsche des liberalen Establishments mit den Sprachbildern der schwarzen Gangsta-Kultur? Unter anderem dort, wo es um die Ausschaltung von Donald Trump geht. Die Mordfantasien erfassen immer mehr Menschen in- und außerhalb der USA.

Der Mord an amtierenden Präsidenten ist seit jeher eine Form des Korrektivs in der US-amerikanischen Demokratie, falls die Bürger des Landes zufällig einen Präsidenten gewählt haben, der den einflussreichen Kreisen der Finanzelite nicht genehm ist. In diesem Fall sollten die physische Liquidierung des Präsidenten und dessen Austausch, beispielsweise durch einen fügsameren Vize, die Machtverhältnisse wieder geraderücken. Mit dieser Analyse leitete der russische Senator Alexei Puschkow seinen jüngsten Beitrag in der wöchentlichen Sendung Postskriptum ein.

In der Tat: Die US-amerikanische Geschichte kannte bereits vier Präsidentenmorde und noch mehr Mordversuche. Die jüngsten und sehr prominenten Beispiele sind der Mord an John F. Kennedy im November 1963 und der Anschlag auf Ronald Reagan im März 1981.

Bereits während des langen Wahljahres hatte es eine Reihe medienwirksamer Vorschläge und Andeutungen vonseiten diverser Promis gegeben, wie man das Trump-Problem am einfachsten lösen kann. Danach setzte der CNN-Beitrag über ein imaginäres Attentat gegen Trump just am Vorabend der Vereidigung neue Maßstäbe. Die Popsängerin Madonna dachte Tage später öffentlich darüber nach, das Weiße Haus zu sprengen. Seither war die Popularisierung der Mordfantasien nicht mehr aufzuhalten.

Neu war dabei die Offenheit, mit der die Medien darüber spekulierten. Wurde das mutmaßliche Mordkomplott gegen John F. Kennedy noch im Stillen vorbereitet, ist das Gerede über einen Mord an Donald Trump zum Teil des öffentlichen Raumes geworden. So platzierte jüngst die irische Zeitschrift Village ein Trump-Portrait in ein Fadenkreuz und versah dieses Motiv mit der Frage: "Warum nicht?"
Damit wird die Situation modelliert, enttabuisiert und so im öffentlichen Bewusstsein verankert", meint Alexander Domrin, ein Rechtsprofessor an der Hohen Wirtschaftsschule in Moskau.
Ein Teil dieser Strategie sollte zunächst in der verbalen Entfesselung bestehen. Nicht mehr bloße Kritik, sondern offene Hetze sind geradezu zur Pflicht für viele Politiker und Medienvertreter geworden. Dazu kommt eine gezielte Dämonisierung und Dehumanisierung. Trump als Gestörter, als Hooligan, Randalierer, Atompilz, tödlicher Komet oder Kopfabschneider: Der Präsident des mächtigsten Landes der Welt wird durch die Titelbilder vieler Magazine zum Outlaw gestempelt.

Solche Bedrohungen, die Donald Trump angeblich verkörpert, bekämpft man ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Respektable Elitenvertreter wie Josef Joffe, bei einem der unzähligen Presse-Talks zu Trump im Sessel versunken, bringen dann die Lösung auf den Punkt: Da bleibt nur noch ein Mord im Weißen Haus übrig. Joffe meinte das nicht im Spaß und seine Bemerkung blieb unkommentiert im Raum stehen.


Solche verbalen Amokläufe sind natürlich keine bloßen Versprecher. Sie bringen ihre Urheber in eine Win-Win-Situation. Sie dienen zur Einschüchterung des Präsidenten, damit dieser sich fügt, bevor es für ihn zu spät ist, und der Aufmunterung für eventuelle Einzeltäter. Oder gar als Kommando an Verschwörungsteams.

Es laufen genügend psychisch Kranke herum, die mithilfe eines Mordes ihre eigenen Probleme lösen wollen. Der Mordversuch, bei dem Ronald Reagan im März 1981 an seiner Lunge gefährlich getroffen wurde, oder der Mord an John Lennon sind klassische Beispiele für diese Art von Verbrechen. Ohne jeglichen politischen Hintergrund wollten die Attentäter nur berühmt werden.

An der Kampagne, die Idee einer Ermordung Donald Trumps ins Massenbewusstsein einzupflanzen, sind nicht nur offizielle Medien beteiligt. Wie üblich übernehmen bereitwillig auch die Social Media die nötige Drecksarbeit. Zunächst wird diese Vorstellung unter schwarzen Amerikanern und in radikalen Communities wie linken Splittergruppen propagiert, anschließend sickert diese Idee in die Mitte der Gesellschaft durch:
Wer auch immer Trump tötet, der wird zur Legende.
Posts mit solchen und ähnlichen Inhalten füllen tausendfach Facebook und Twitter. Das Portal mashable zählte letzte Woche bereits über 12.000 Posts, die direkt oder indirekt einen solchen Aufruf beinhalten.

We got a choppa in the trunk for Donald Trump - Wir haben eine Maschinenpistole im Kofferraum für Donald Trump: Memes wie diese, verbreitet als Rap-Songs oder T-Shirt-Aufschriften, sind nur ein Beispiel. Dadurch wird die Mord-Botschaft faktisch zum Teil der Pop-Kultur.


Es entsteht der Eindruck, dass der starken liberalen Anti-Trump-Lobby alle Mittel recht sind, um einen Mord an Trump als etwas Normales erscheinen zu lassen. Dies erinnert mehr als deutlich an die Vorbereitungen und die Rechtfertigungen der Tötung von Saddam Hussein, oder an das Beklatschen des Mordes an Muammar al-Gaddafi durch Hillary Clinton, die unterlegene Gegenkandidatin Trumps.

Die Anti-Trump-Hysterie zielt damit nicht nur auf ein Impeachment ab, denn dieses juristische Mittel kann sich als zu langwierig erweisen. Nein, sie zielt direkt auf die physische Liquidation. Ist denn der Mord an einem Mann, der Amerika angeblich ins Verderben führt, nicht etwa ein edles Ziel? Man sagt "Trump stoppen!" und meint damit töten. Was sonst sollte es heißen?

Die Zeitschrift Epoch Times wies in diesem Zusammenhang auf eine seit dem Altertum beschworene Tradition der Tyrannenmorde hin. So beschmückt die anfangs erwähnte irische Zeitschrift ihren Mordgedanken mit Philosophen und Theologen, die den Tyrannenmord rechtfertigen, etwa Cicero, Thomas von Aquin und Martin Luther. Auch der versuchte Hitler-Mord des Grafen von Stauffenberg darf in dieser Liste nicht fehlen.

Was die Apologeten der Gewalt für das vermeintliche Gute übersehen: Mit ihrem Ziel, dem Mord ein gutes Gewissen zu verschaffen, stehen sie nicht nur in der Tradition dieser allseits geschätzten Denker. Von den Jakobinern der Französischen Revolution über die totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts wie Vulgär-Kommunismus und Nationalsozialismus bis hin zum "Islamischen Staat", sonstigen Dschihadisten oder palästinensischen Terroristen heute haben auch alle politischen Massenmörder mit gutem Gewissen gemordet.

Was für die einen "Demokratie und Menschenrechte" waren, war den anderen das "klassenlose Paradies", die "Vorsehung", die "reine Rasse" oder der "Wille Allahs". Eine vermeintlich gute Sache, die keinen Widerspruch erlaubt, ein Zweck, der alle Mittel heiligt. Und wer daran zweifelte, war ein Ungläubiger, Klassen-, Volks-, Freiheits- oder Menschenfeind, dessen physische Auslöschung zur heiligen Pflicht wurde. Andere entwarfen sich ihren eigenen Opfernarrativ und steigerten sich in diesen hinein, bis sie meinten, auch dieser erlaube ihnen alles bis hin zum wahllosen Mord, auch an Unbeteiligten.

Die Gefahr, dass ein Irrer die Mordspekulationen als Aufforderung begreifen könnte, ist kein Hirngespinst. Zu revolutionär sind die Ankündigungen Trumps, zu energisch und folgerichtig erweist er sich in den ersten Wochen seiner Präsidentschaft: Was versprochen wurde, wird auch umgesetzt. Zu mächtig und zahlreich sind aber auch seine Gegner. Es ist sogar verständlich, dass ihre Versuchung groß ist, das Problem mithilfe eines so bewährten Mittels zu lösen.

Mit dem Wahnsinn um den Namen Trump werden nicht nur potenzielle Einzeltäter erzeugt. Auch eine Verschwörung innerhalb der Geheimdienste im derzeit gespaltenen und aufgeheizten Land erscheint als durchaus realistisch. Medien berichteten über die Äußerung einer Mitarbeiterin des geheimdienstlichen Leibwächterteams, die erklärt haben soll, sie würde nicht für Trump ihr Leben riskieren. Die Dame ist mittlerweile offenbar beurlaubt worden.

Es ist bekannt, wie besessen Barack Obama in Sachen Sicherheit war, man denke an seine Auftritte hinter schusssicheren Glasscheiben. Wie ein Damokles-Schwert schwebt über US-amerikanischen Präsidenten die traurige Attentats-Tradition. Trump hat immerhin noch Chancen, seine Gegner ruhigzustellen, indem er beispielsweise einige Figuren aus seinem Team fallen lässt. Jüngst trat sein Nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn zurück, dessen vermeintliche Russophilie zu weit gegangen sein soll.


Dennoch ist es wenig wahrscheinlich, dass Trump von seinen Vorhaben auch in Bezug auf Russland abrückt. Deshalb sollte er umso mehr gewarnt sein. Die Strategie der Enthemmung, Dämonisierung und Dehumanisierung haben die Protagonisten einer faschistoid-liberalen Ideologie ja bereits über Jahre hinweg gerade mit Blick auf Russland und dessen Präsidenten Putin ausgiebig eingeübt.