Viele Freunde, noch mehr Bilder - Narzissten sind in sozialen Netzwerken quasi zu Hause. Nach der Auswertung der Daten von 25.000 Nutzern wissen die Forscher mehr über den typischen Selbstdarsteller.
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Soziale Netzwerke sind einer Analyse zweier Psychologen zufolge das ideale Medium für Narzissten, um sich zu präsentieren. Dafür werteten die Forscher aus Würzburg und Bamberg die Hypothesen von 57 entsprechenden Studien mit mehr als 25.000 Teilnehmern aus.

Ihr Fazit: Je häufiger ein Nutzer Bilder von sich in sozialen Netzwerken hochlade und je größer die Zahl seiner Freunde sei, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Narzissten handele. Dabei spielten Geschlecht und Alter keine Rolle. Diese Nutzer verbrächten zudem mehr Zeit in ihren Netzwerken als durchschnittliche Besucher.


Kommentar: Das ist ein relativ einfaches Ursache-Wirkungs-Prinzip. Haben die Forscher danach nähere Analysen angestellt, ob es sich wirklich um Narzissten handelt? Dennoch ist der Ansatz interessant, vor allen Dingen nach der folgenden Studie, woran Narzissten anhand einer Frage erkannt werden konnten:
  • Eine Frage, ein Test: "Wie sehr stimmen Sie der Aussage zu: Ich bin ein Narzisst?"



Zwei Arten von Narzissten

Insgesamt seien die sogenannten großspurigen Narzissten häufiger bei Facebook, Twitter und Co. zu finden als die „verletzlichen Narzissten“, erklärten der Würzburger Professor Markus Appel und Timo Gnambs vom Bamberger Leibniz-Institut für Bildungsverläufe.

Die verletzlichen Narzissten kennzeichneten sich durch eine starke Unsicherheit aus, eine Überempfindlichkeit im Umgang mit anderen Menschen und durch einen Drang, sich von der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Das Nutzungsverhalten werde zudem durch die jeweilige Kultur in verschiedenen Ländern beeinflusst, so die beiden Psychologen. In Ländern wie Indien oder Malaysia, in denen das Individuum weniger zählt als die Gemeinschaft oder in denen die Rollen eindeutig festgeschrieben sind, sind soziale Medien für Narzissten eine Chance: Sie können so aus dem Gerüst von Regeln ausbrechen und sich so präsentieren, wie es ihnen sonst in der Öffentlichkeit nicht möglich wäre. In Österreich oder den USA sei dies nicht so sehr der Fall, erklärte Appel.

Ideale Spielwiese oder Nährboden?

Für die Studie wurden Daten aus 16 verschiedenen Ländern von vier Kontinenten ausgewertet. Die Ergebnisse der Metaanalyse haben Markus Appel und Timo Gnambs im Journal of Personality veröffentlicht.

Nicht eindeutig beantworten wollten die Wissenschaftler die Frage, ob die „Generation Me“ ein Produkt von Instagram, Facebook und Co. sei. Die Frage sei, ob die narzisstische Tendenz gefördert werde oder soziale Medien nur die ideale Spielwiese böten. „Wir vermuten, dass das Verhältnis einer sich selbst verstärkenden Spirale folgt“, sagte Appel. Eine individuelle Veranlagung steuere die Netzaktivitäten, die wiederum diese Disposition verstärkten. Nötig seien jedoch weitere Untersuchungen.

kna/cl