Facebook fühlt sich von internationalen Regierungen missbraucht. In seinem sozialen Netzwerk würden Kriege ausgetragen, Meinungen geformt und illegale Informationen von Nutzern gesammelt werden. Ein Sündenbock ist schnell gefunden: Russland sei Schuld an den Fake-News.
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© www.globallookpress.com Frank MayEine Frau informiert sich über politische Parteien in Deutschland via Facebook, 18. April 2017.
Ausländische Regierungen würden durch die Verbreitung von Fake-News über Facebook Einfluss auf die Meinungsbildung nehmen. In einem Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, beschreibt das soziale Netzwerk die Versuche anderer Nationen, oder besser gesagt eines ganz bestimmten Landes, Falschmeldungen zu verbreiten.

Der umfassende Bericht wurde vom Sicherheitsdirektor des US-amerikanischen Unternehmens in Zusammenarbeit mit den Firmen FireEye und Dell SecureWorks erarbeitet. Es wurden acht Millionen Links von 800 Seiten untersucht, die zwischen November 2016 und April 2017 gepostet wurden.

Mit falschen Nutzerkonten würden Fake-News in Umlauf gebracht werden. Das Problem sei komplexer als das der Hacker und Scammer. Ingesamt 30.000 falsche Nutzerkonten wurden bereits im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahlen gelöscht.

Als Vorlage für den Bericht diente Facebook die US-Wahl. Gestohlene E-Mails und andere Dokumente würden von falschen Facebook-Nutzern verbreitet werden. Durch Freundschaftsanfragen mit Namen real existierender Personen hätten die falschen Freunde Informationen über Zielpersonen sammeln können. Dadurch hätten sich Nachrichten verbreiten lassen. Auch sollen technische Geräte mit schädlicher Software infiziert worden sein. Gezielt würden politische Kandidaten entweder unterstützt oder degradiert werden.

Facebook sagte, dass es sich nicht gegen die amerikanischen Ergebnisse stelle. Diese sehen Russland als den Drahtzieher von manipulierten US-Wahlen. So ist der Bericht keine Überraschung. 50 Prozent der Fake News sollen aus russischer Hand stammen. Die französische Regierung äußerte sich besorgt, dass Falschnachrichten Marine Le Pen zum Sieg verhelfen könnten. Schließlich sei die Front-National-Chefin Russlands favorisierte Kandidatin. Demnach seien versuchte Einflussnahme der Wahlen zu befürchten. Doch gerade Le Pen findet in den sozialen Netzwerken viel Zuspruch.

Bloomberg zitiert in seinem Artikel zu Facebook und Fake News einen Tweet, der von der russischen Regierung ausgegangen sein soll:
Wir werden Marine Le Pen helfen, die Wahlen zu gewinnen.
Dass jedoch auch andere Länder und Interessengruppen durch soziale Medien wie Facebook schnell zum Opfer von Fake News über Fake News werden, darüber wird nicht diskutiert. Jérémie Mani, Generaldirektor von Netino By Webhelp, stellt fest, dass es einfacher sei nachzuverfolgen, wer Nachrichten teilt, als diejenigen zu finden, die sie in Umlauf gebracht haben.

In den gängigen französischen Zeitungen Le Monde, Libération und Les Echos wurden Anzeigen geschaltet, wie man auf Facebook Falschnachrichten erkennen würde. Zusätzlich soll das technische Hilfsmittel "Perspectives" beim Aufspüren von Fake News helfen. Dieses vergleicht die Nachrichteninhalte mit den Wahlkampfversprechen. Allein ein Blick auf Donald Trumps erste 100 Tage im Amt zeigt auf, wie groß die Unterschiede zwischen Wahlkampfversprechen und Realität sein können.