UFO
© nationalarchives.gov.ukUFO über dem Rathaus von Retford: "Fliegende Untertasse" oder Linsenspiegelung?

London/ England - Erneut haben die britischen "National Archives" weitere 34 UFO-Akten aus den Jahren 1985 bis 2007 veröffentlicht. Die Akten aus dem britischen Verteidigungsministerium enthalten neben streng geheimen Memos, in welchen UFOs diskutiert werden auch Sichtungen und Vorfälle, die von Privatpersonen gemeldet wurden, parlamentarischen Anfragen, Briefings und Fotos. Insgesamt sind fast 9.000 weitere Seiten Materialien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Die neu veröffentlichten Akten zeigen beispielsweise, dass im Jahr 2004 Verteidigungsexperten gerufen wurden, um ein Foto einer "fliegenden Untertasse", aufgenommen über dem Rathaus von Retford in Nottinghamshire, zu untersuchen. Nach den Unterlagen konnten die Experten der "Defence Geographic and Imagery Intelligence Agency" (DGIA) keine "definitive Schlussfolgerungen" über den Inhalt des Bildes ziehen. Allerdings vermutete man, dass es sich um eine zufällige Linsenspiegelung oder einen erleuchteten Tropfen handeln könnte, da die Ausrichtungsachse des Objekts exakt auf die Bildmitte ausgerichtet war.

Die Akten werfen unter anderem auch ein neues Licht auf den berühmten UFO-Vorfall an der Royal Air Force (RAF) Basis Lakenheath in der Grafschaft Suffolk im Jahre 1956. Damals stiegen Kampfflugzeuge auf, um ein unbekanntes Flugobjekt, das auch mittels Radar erfasst wurde, abzufangen - ein Vorhaben, das den Kampfjets jedoch aufgrund der "ungeheuerlichen Geschwindigkeit" des UFOs nicht gelang (DEFE 24/2031/1, p154-55). Die Erinnerungen des pensionierten RAF Fighter-Controllers Freddie Wimbeldon an diese Nacht sind in der neuen Veröffentlichung enthalten. Aus diesen geht auch hervor, dass sämtliches in den Vorfall verwickeltes Militärpersonal nach den Ereignissen im Hauptquartier des Kampfgeschwaders ausführlich befragt und zur "absoluten Geheimhaltung" verpflichtet wurde. Als einzelne Details über den Vorfall 1969 dennoch bekannt wurden, erklärte das Verteidigungsministerium, dass alle Aufzeichnungen zu den Ereignissen "zufällig vernichtet" worden seien.
Aufnahmen 'Gun Camera' aus den 50ern
© Public DomainArchiv: Aufnahmen einer "Gun Camera" aus den 1950er Jahren

Auch spätere UFO-Forscher Ralph Noyes erklärte, dass ihm selbst in seiner einstigen Funktion als Leiter des UFO-Untersuchungsbüros des MoD im Jahre 1970 während einer geheimen Vorführung im Hauptgebäude des MoD Aufnahmen der Bordkameras der damaligen Kampfflugzeuge gezeigt wurden, die das UFO zeigten (DEFE 31/184/1, p.257-59). Eine spätere Suche nach den Originalakten und Filmen im Jahr 2001 bestätigte erneut, dass alle entsprechenden Akten laut offizieller Sprachregelung des MoD vernichtet wurden oder verloren seien (DEFE 24/2031/1, p164-65 - ...wir berichteten).
Zeugenskizze UFO
© nationarchives.gov.uk Zeugenskizze eines Police Sergeant zu einer UFO-Sichtung an der Royal Ordnance Factory in Blackburn, Lancashire

Andere Highlights der aktuellen Veröffentlichung enthalten weitere Unterlagen zum Vorfall vom Rendlesham Forest, einschließlich dem ersten Zeitungsartikel über die damaligen Ereignisse aus der News of the Week. Des Weiteren neue Regierungsakten über die Strategie bezüglich des "UFO-Problems", einschließlich dem Eingeständnis des britischen Verteidigungsministeriums, dass man im Jahr 1995 aufgrund "höherer Prioritäten" eine groß angelegte Studie von über tausenden von UFO-Berichten, die seit dem Zweiten Weltkrieg eingereicht worden waren, ebenso verhindert hatte, wie einen Antrag zur Einrichtung einer europäischen UFO-Forschungsgruppe unter der Federführung der "Komitees für Industrie, Forschung und Energie" am Europäischen Parlament im dem Jahre 1993 (DEFE 24/1958/1).

Der die Veröffentlichung der Akten betreuende Historiker und Journalist Dr. David Clark von der "Sheffield Hallam Universität" erklärte zu den Akten: “Der berühmte Slogan der Serie ‘Akte X’ lautete 'Die Wahrheit ist da draußen'. Viele Leute glauben weiterhin, dass die Regierungen der Welt 'die Wahrheit' über UFOs wissen und die Tatsache verschleiern, dass wir nicht alleine im Universum sind. Aber ich glaube, die Wahrheit liegt in diesen Akten. Die Unterlagen lassen vermuten, dass - trotz des gesteigerten Interesses an Sichtungen in den letzten Jahren - die britische Regierung ebenso viel (oder wenig) über außerirdische Besucher weiß wie ein Jeder von uns und keine Anhaltspunkte dafür hat, dass wir jemals besucht wurden.” Die auch aus den neuen Akten hervorgehenden Hintergründe, etwa über den UFO-Vorfall von Lakenheath stellen diese Schlussfolgerung allerdings in Zweifel.

Die neuen Akten finden Sie hier.