Nach dem Produktionsstopp im Leipziger BMW-Werk soll der Betrieb am Dienstag wieder hochgefahren werden. Das sagte ein Werkssprecher am Montag der LVZ. Die Ursache für die Nachschubprobleme liegen offenbar bei einem Teile-Lieferanten in Italien.
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Leipzig. BMW will am Dienstag das Leipziger Werk wieder hochfahren. Trotz anhaltender Nachschubprobleme soll die Fertigung wieder anlaufen. „Wir fahren die Produktion am Dienstag wieder hoch - mit gewissen Einschränkungen“, sagte Werkssprecher Jochen Müller am Montag der LVZ. Zum genauen Umfang der Einschränkungen konnte er noch keine Angaben machen. „Wir fahren dabei auf Sicht.“

BMW hatte am Freitag die Produktion im Leipziger Werk wegen eines fehlenden Teils für das Lenkgetriebe weitgehend gestoppt. Nachschub gebe es von Bosch zwar nach wie vor nicht, hieß es. Trotzdem wolle man wieder produzieren. „Es gibt noch gewisse Bestände, die wir nutzen können", sagte der Sprecher. „Und es sind zum Glück nicht alle Modelle von dem fehlenden Bauteil betroffen.“ Sowohl vom 1er als auch vom 2er gebe es Varianten, in denen andere Lenkgetriebe genutzt würden. Die werde BMW nun vorranging produzieren.

Bosch wartet auf Teile aus Italien

Wie es ab Mittwoch weitergeht, ließ der Sprecher offen. "Das hängt jetzt von den Gesprächen mit Bosch ab." Dort hieß es, man arbeite "mit Hochdruck" daran, die Lieferengpässe schnellstmöglich zu beenden und die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Schuld sei aber nicht Bosch selbst, sondern ein eigener Zulieferer aus Italien. Von dem beziehe Bosch die Gußgehäuse für die Lenkgetriebe. "Bei diesem Zulieferer kommt es derzeit zu Lieferproblemen", sagte eine Bosch-Sprecherin. Einen konkreten Termin, wann wieder geliefert werden soll, konnte Bosch gestern nicht nennen.

Wie am Montag bekannt wurde, sind die Auswirkungen auf BMW umfangreicher als zunächst erwartet. Einkaufsvorstand Markus Duesmann sagte in München: „Unser Lieferant Bosch ist zurzeit nicht in der Lage, uns mit einer ausreichenden Zahl von Lenkgetrieben für die BMW 1er, 2er, 3er und 4er Reihe zu beliefern.“ In München, Leipzig und im Werk Tiexi im chinesischen Shenyang sei die Fertigung deshalb stark eingeschränkt. In Rosslyn in Südafrika seien eigentlich erst für Herbst geplante Wartungsarbeiten vorgezogen worden. „Wir gehen davon aus, dass Bosch als der verantwortliche Lieferant für den uns entstandenen Schaden einstehen wird“, sagte Duesmann.

Bau des 1er und 2er in Leipzig betroffen

In Leipzig ist der Bau des 1er und 2er BMW betroffen, im Stammwerk München der Bau des 3er und 4er, in China und Südafrika der 3er. Die Fertigung des Minis, der X-Modelle und der größeren Baureihen 5er, 6er und 7er sei nicht beeinträchtigt, berichtete Duesmann. In Leipzig werden im Schnitt pro Tag 850 Fahrzeuge der 1er und 2er Reihe hergestellt. Insgesamt arbeiten hier 5300 Mitarbeiter. Nicht betroffen von den Lieferproblemen sind die Fertigung des Elektroautos i3 sowie des Hybrid-Sportwagens i8.

Wegen des Engpasses seien bislang mehrere Tausend Fahrzeuge nicht wie geplant gebaut worden, sagte ein BMW-Sprecher. Ein Großteil davon lasse sich jedoch nachholen. Wie lange das Problem anhält, sei allerdings noch offen. Man hoffe noch, dass Kunden nicht länger auf bestellte Autos warten müssen. Noch vorrätige Teile - etwa aus Lagern von Autohäusern - sowie Ersatzlieferungen von anderen Herstellern reichten bei weitem nicht aus, hieß es. In München sei der Engpass seit dem vergangenen Dienstag, in Leipzig seit Freitag, in Tiexi seit Montag akut.

Mitarbeiter müssen teilweise Urlaub nehmen

Die Mitarbeiter nutzten nun Gleitzeit und Arbeitszeitkonten, nähmen Urlaubstage oder zögen Wartungsarbeiten vor. Duesmann erklärte: „Wir nutzen die Flexibilität, die wir in unseren Prozessen haben, um den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren.“

„Ich bin zuversichtlich, dass die Firma Bosch die aktuellen Lieferprobleme zügig in den Griff bekommt. Als einer unserer langjährigsten, größten und grundsätzlich zuverlässigsten Lieferanten ist das Unternehmen zweifellos in der Lage, auch diese schwierige Situation zu bewältigen“, sagte der BMW-Produktionschef. Die meisten Teile würden punktgenau „just in time“ für das jeweilige Fahrzeug auf dem Fließband bereitgestellt. Deshalb könne auch ein fehlendes Kleinteil die Wertschöpfungskette unterbrechen - bis hin nach China.

mit dpa