Die irakische Regierung meldet Fortschritte im Kampf um Mossul. Der IS habe als "Zeichen seiner Niederlage" die Al-Nuri-Moschee gesprengt. Die Terrormiliz bestreitet das.
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© Alaa Al-Marjani / Reuters
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat die Große Moschee von al-Nuri in Mossul gesprengt, wie das irakische Verteidigungsministerium mitteilte. Die Moschee und ihr berühmtes schiefes Minarett Al-Hadba ("Die Gekrümmte") seien zerstört worden, als die Extremisten Sprengsätze innerhalb des Gebäudes gezündet hätten. Die Moschee ist nach Nur al-Din Sinki benannt, dem Herrscher, der ihren Bau im 12. Jahrhundert in Auftrag gab.

Ausgerechnet in der Al-Nuri-Moschee hatte IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi 2014 das "Kalifat" in den kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ausgerufen. Es war sein einziger öffentlicher Auftritt. Inzwischen hat die irakische Armee den IS in Mossul zurückgedrängt. Die Terrormiliz hält nur noch ein kleines Gebiet in der Altstadt von Mossul. In diesem Gebiet liegt auch die Moschee.

Die IS-Terroristen bestreiten in einer Stellungnahme die Sprengung. Sie hätten die Moschee nicht zerstört. Sie sei einem Luftangriff der USA zum Opfer gefallen. Die US-geführte Militärkoalition wies die Behauptung zurück. Der Sprecher des Anti-IS-Bündnisses, Ryan Dillon, sagte, Luftaufnahmen der Koalition belegten zwar die Zerstörung der Moschee, doch ein US-Luftangriff sei nicht dafür verantwortlich. "Zu dieser Zeit führten wir in dem Gebiet keine Angriffe durch", sagte Dillon.


Kommentar: Ein Wunder, dass das die USA bestreitet und ebenso der IS und nicht der Irak dafür verantwortlich gemacht wird.


Der Kommandant der Bodentruppen der US-geführten Koalition, Joseph Martin, bezeichnete die Zerstörung als Verbrechen gegen die Menschen in Mossul und im gesamten Land. Der Vorfall sei ein Beispiel dafür, warum diese "brutale Organisation" vernichtet werden müsse.


Kommentar: Die USA hält nur große Reden und ist der Erschaffer der Terrororganisation IS.


Irakische Regierung: "Erklärung der Niederlage"

Der irakische Regierungschef Haider al-Abadi twitterte, mit der Zerstörung habe der IS eingestanden, dass er den Kampf um die Stadt verlieren werde. Die Sprengung sei eine "formale Erklärung ihrer Niederlage". Irakische Soldaten seien nur wenige Meter von der Moschee entfernt gewesen, sagte der irakische General Abdul Amir Raschid. Die IS-Kämpfer hätten offensichtlich verhindern wollen, dass das Gebetshaus von der irakischen Armee eingenommen werde.

Allerdings hatten IS-Kämpfer schon im Juli 2014 versucht, das Minarett zu zerstören, da der Bau ihrer fundamentalistischen Auslegung des Islam widerspricht. Damals formten die Bewohner der Stadt eine Menschenkette um das Gebäude, um es zu schützen. Die Terrormiliz hat Dutzende historische und architektonisch wertvolle Stätten in und rund um Mossul zerstört, um angebliche Götzenverehrung zu unterbinden.

IS verschanzt sich unter 100.000 Zivilisten

Mossul gilt als Schlüsselsymbol im Kampf gegen die Terrormiliz, die 2014 fast ein Drittel des Landes überrannte. Im Oktober 2016 begannen irakische Truppen eine Offensive, um die zweitgrößte Stadt des Landes zu befreien; dabei werden sie von der US-geführten Koalition unterstützt. Irakische Truppen starteten in dieser Woche einen Vorstoß auf die Altstadt von Mossul, wo sich die letzten IS-Kämpfer unter etwa 100.000 Zivilisten verschanzt haben. Die vollständige Einnahme der Großstadt sei nicht mehr fern, sagte ein Militärsprecher. Die Soldaten seien mit mindestens zwei Luftangriffen unterstützt worden.

Das Einflussgebiet des IS war zuletzt immer kleiner geworden. Russland hatte vor wenigen Tagen verkündet, Al-Bagdadi bei einem Luftangriff getötet zu haben. Eine Bestätigung des IS gab es nicht.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte unterdessen, dass die Extremisten im Kampf um die Stadt bewusst auf Kinder zielten. Einige Kinder seien getötet worden, damit die Angehörigen in den vom IS kontrollierten Gebieten blieben, berichtete Unicef. Dass Kinder als Kriegswaffen benutzt würden, zeige, wie willkürlich und katastrophal der Konflikt sei, sagte der Unicef-Beauftragte für den Irak, Peter Hawkins.

Laut dem Hilfswerk tötete der IS seit 2014 insgesamt 1.075 Kinder und rekrutierte zusammen mit anderen extremistischen Gruppen mindestens 231 Minderjährige für den Krieg. Seit Beginn der Kämpfe um Mossul vor acht Monaten mussten etwa 850.000 Menschen fliehen.

ZEIT ONLINE, dpa, ap, Reuters, afp, cck, ces