Rund 450 überwiegend weibliche Teilnehmerinnen zogen größtenteils leicht bekleidet durch Hamburg, um beim "Slutwalk" gegen Sexismus zu demonstrieren.
Slutwalk
© dpaDrastische Worte: Teilnehmerinnen des Slutwalks in Hamburg führen übliche Schimpftiraden gegen leicht bekleidete Frauen an.

Hamburg. Aufstand der "Schlampen“: Aus Protest gegen die Verharmlosung von sexueller Gewalt und die Schuldzuweisung an Opfer sind am Sonnabend rund 450 Menschen durch die Hamburger Innenstadt gezogen. In auffällig aufreizenden Outfits und vor allem mit viel nackter Haut setzten die überwiegend weiblichen Teilnehmer beim "Slutwalk“ ein Zeichen für mehr Selbstbestimmung im Umgang mit Sexualität und Geschlecht.

"Auch wenn Personen halbnackt durch die Stadt laufen, ist es nicht ihre Schuld, wenn ihnen Gewalt angetan wird“, sagte Anna Rinne, eine der "Slutwalk“-Organisatorinnen. Eine Aussage, die die Teilnehmerinnen auf ihren Transparenten aufgegriffen: Mit Plakaten wie "Sag mir nicht, was ich tragen soll. Bring ihm bei, dass er mich nicht vergewaltigen darf“, "Wodurch wird sexuelle Gewalt verursacht? Vergewaltiger“ oder "Nicht anfassen“ zogen sie über die Mönckebergstraße.

Die 27-jährige Miriam war in Hotpants, tief ausgeschnittenem Oberteil und Netzstrümpfen zum "Slutwalk“ gekommen und wollte ihren Nachnamen nicht nennen. Natürlich sei sie heute in der U-Bahn besonders angestarrt worden - doch das passiere auch sonst. "Problematisch ist, dass Männer denken, freizügige Kleidung sei ein Freibrief“, sagte die Studentin.

Nicht nur Frauen demonstrierten in Hamburg gegen die Einstellung, wie sie vor einigen Monaten ein kanadischer Polizist formuliert und damit weltweite Proteste ausgelöst hatte: Frauen sollten sich nicht wie "Schlampen“ anziehen, wenn sie nicht Opfer sexueller Gewalt werden wollten. Viele Männer zeigten sich solidarisch. Unter ihnen Michael Jankowski aus Hamburg. "Ich weiß aus Erfahrung, dass Frauen und Männern immer wieder das Recht auf Selbstbestimmung genommen wird“, sagte der 23 Jahre alte Student.

Der "Slutwalk“ ist eine weltweite Protestaktion. In den vergangenen vier Monaten gingen Frauen und Männer unter anderem in Toronto, New York und Neu Delhi auf die Straße. Zeitgleich zu der Demonstration in Hamburg gab es auch in anderen deutschen Großstädten "Schlampenmärsche“.