Golf von Mexiko
Vor der Küste der US-amerikanischen Südstaaten erstreckt sich im Sommer ein riesiges Gebiet, in dem kaum noch Sauerstoff im Wasser gelöst ist. Die Fläche, in der Meeresbewohner keinen Lebensraum mehr finden, ist noch riesiger als bisher angenommen. Das Übel ist menschengemacht.

Die grösste hypoxische, also sauerstoffarme Gewässerregion der Vereinigten Staaten reicht in ihren Ausläufern von Texas bis nach Florida. Die Todeszone umfasst eine Fläche von 23'000 Quadratkilometer - mehr als die Hälfte der Schweiz.

Dem Magazin «Spektrum» zufolge übertrifft die Ausdehnung damit die schon pessimistische Schätzung der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA von 21'000 Quadratkilometer im Juni dieses Jahres.

Von einer Hypoxie, die man auch als «Umkippen» beschreibt, spricht man, wenn die Sauerstoffsättigung im Wasser, die normalerweise bei mindestens 80 % liegt, 30 % oder weniger beträgt. Der hypoxische Zustand führt dazu, dass aquatische Lebewesen, wie Würmer, Muscheln, Krabben und Fische verenden, wenn sie nicht rechtzeitig abwandern können.

Die Todeszone im Golf von Mexiko, wo der Mississippi bei New Orleans in Louisiana ins Meer mündet, ist vom Menschen verursacht. Auf seinem über 3700 Kilometer langen Weg durch acht US-Bundesstaaten nimmt der Strom massiv Nährstoffe, Düngemittelüberschüsse von intensiver Landwirtschaft und Abwässer auf (Bild:In den Mündungsbereichen grosser Flüsse im Golf von Mexiko ist das Wasser durch Algen getrübt, wie auch im Satellitenbild erkennbar ist).

Ammonium, Nitrat, Nitrit und Phosphate sorgen im Meer für weitflächige Algenblüten. Die dadurch verursachte Wassertrübung ist im Satellitenbild erkennbar. Sterben die Algen wieder ab, sinken sie auf den Meeresgrund und werden von Bakterien zersetzt, deren Population dadurch sprunghaft wächst. Bei diesem Prozess wird der im Wasser gelöste Sauerstoff verbraucht - eine «Dead Zone» entsteht.

Die Umweltschutzorganisation «Mighty Earth» macht für den Grossteil des Nährstoffeintrags einige wenige Agrarkonzerne im Mittleren Westen verantwortlich, die riesige Monokulturen bewirtschaften und Schlachttiere für die fleischhungrige Nation mästet.

Die Viehzucht im «Heartland» der USA gilt als einer der wichtigsten Faktoren für die Entstehung der maritimen Todeszonen. Neben dem Mist spielt die Landumwandlung für die Mast dabei eine ungute Rolle. Anstatt auf Weiden zu grasen werden die Nutztiere in riesigen Ställen mit Kraftfutter hochgezüchtet. Für dieses ist Mais und Soja gefragt, Ackerpflanzen, die in den Monokulturen massiv gedüngt und gespritzt werden.

Doch das hypoxische Milieu hat nicht nur verheerende Folgen für das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt, sondern verursacht nach Meinung der meisten Wissenschaftler auch beträchtliche ökonomische Schäden durch Einbussen beim Fischfang und in der Garnelenzucht.

Eine Todeszone kann wieder belebt werden, doch dafür müssen sich die Rahmenbedingungen für ihre durchaus bekannten Verursacher ändern.