Der Aal
© Jiro Sakaue, si.eduDer Aal "Protoanguilla palau"

Washington/ USA - Wissenschaftler des "Smithsonian National Museum of Natural History" haben in einem Riff vor der Küste des pazifischen Inselstaates Palau einen erstaunlich primitiven Aal entdeckt. Der Fisch besitzt eine Vielzahl primitiver anatomischer Merkmale, die bei den bislang bekannten 19 Familien und mehr als 800 lebenden Aalarten nicht zu finden sind und den Fisch somit als neue Art auszeichnen, die auch einer neuen Gattung und Familie angehört. Der Urzeit-Aal ist zugleich ein sogenanntes "lebendes Fossil", scheint er sich doch seit rund 100 Millionen Jahren nicht mehr verändert zu haben.

Wie die Forscher um den Fischkundler Dave Johnson aktuell im Fachmagazin Royal Society B berichten, belegen eine Vielzahl der Merkmale der neu entdeckten Art, die die Wissenschaftler auf den Namen Protoanguilla palau getauft haben, eine klare Verwandtschaft mit den bislang bekannten lebenden 19 Familien von Aalen (Anguiliformes).

Andere, eher primitive Eigenschaften, wie etwa einen zweiten Oberkieferknochen (Premaxilla) und weniger als 90 Wirbel, wurden bislang nur in Fossilien aus der Kreidezeit (vor 140 bis 65 Millionen Jahren) vorgefunden. Andere Merkmale hingegen, so etwa eine vollständige Anlage von knochigen Zähnen im vorderen Kiemenbogen, sind hingegen Merkmale der meisten Knochenfische - fehlen jedoch in den fossilen Funden als auch den lebenden Aarlarten.

Eine Analyse der vollständigen mitochondrialen DNA belegt allerdings, dass "Protoanguilla palau" eine alte und unabhängige Abstammungslinie mit einer evolutionären Geschichte einer gänzlich neuen Ordnung von lebenden und fossilen Aalarten darstellt.

"Seit der Entdeckung des Quastenflossers in den späten 1930er Jahren gab es keine vergleichbare Entdeckung in Fischreich", kommentiert Johnson die Aale vor Palau. "Wir glauben, dass eine derart lange und unabhängige evolutionäre Geschichte, die bis ins frühe Mesozoikum (vor rund 200 Millionen Jahren) zurückreicht, zahlreiche primitive anatomische Merkmale und ein geografisch stark eingeschränktes Vorkommen, den Aal eindeutig als lebendes Fossil qualifiziert."

Damit bestätigt der Fund der Fischkundler erneut eine der Grundlagen der Kryptozoologie, jener Wissenschaft die sich mit der Erforschung noch unerkannter Tierarten beschäftigt, wie sie meist zwar noch nicht wissenschaftlich, dafür aber von zahlreichen Augenzeugen und in der Folklore beschrieben wurden. Hinter den Sichtungen vieler dieser Tiere, sogenannter Kryptiden, vermuten Forscher überlebende Exemplare von Urzeitwesen, wie etwa von Plesiosauriern oder dem Riesenprimaten Gigantopithecus. Der Fund des Quastenflossers belegte damals, dass es durchaus möglich ist, dass selbst Tierarten bis vor ihrer Neuentdeckung schon als lange ausgestorben galten, bis heute Jahrmillionen überlebt haben können.

Anguiliformes, also aalartige Fische, lassen sich anhand fossiler Funde erstmals vor rund 100 Millionen Jahren nachweisen. Möglicherweise verloren sie zunächst ihre Hüft und Rückenflossen, wonach sich Afterflossen und Schwanzflossen zu einem durchgehenden Flossensaum entwickelten. Lebende Aale kommen in zahlreichen unterschiedlichen Formen vor und finden sich in den unterschiedlichsten Lebensräumen, von flachen Küstengewässern bis in die Tiefsee.

"Die Entdeckung dieser außergewöhnlichen und schönen neuen Aalart unterstreicht erneut, wie viel mehr wir noch über unseren Planeten lernen können", so Johnson. Des Weiteren seien zukünftige Schutzprogramme notwendig, da von dieser Art derzeit gerade einmal 10 Exemplare bekannt sind."



Quellen: grenzwissenschaft-aktuell.de / si.edu