Laut einer britischen Studie der Universität Plymouth wurde jeder dritte Lehrer schon einmal Opfer einer Online-Mobbing-Attacke. Doch nicht immer sind die Schüler schuld: In jedem vierten Fall pöbelten Eltern online gegen die Lehrer ihrer Kinder!

Für die Studie wurden 400 Lehrer befragt. Zudem ließ das „UK Safer Internet Centre“ die Telefonate einer Anti-Mobbing-Hotline auswerten.

Ergebnis: 35 Prozent der Lehrer wurden schon einmal online beschimpft oder kennen Kollegen, die im Internet bloßgestellt wurden. In 72 Prozent der Fälle mobbten die Schüler selbst, in 26 Prozent waren es die Eltern. Auch Kollegen und andere Mitarbeiter griffen online Lehrer an.

Studienleiter Andy Phippen, Professor für Soziale Verantwortung in der Informationstechnik von der Uni Plymouth: „Wir waren schockiert, dass so viele Eltern in Mobbing-Aktivitäten gegen Lehrer involviert sind.“

Der häufigste Ort, an dem das sogenannte Lehrer-Bashing (dt.: Lehrer-Prügeln) stattfindet, ist der Studie zufolge das soziale Netzwerk Facebook. Dort werden häufig Gruppen gegründet, in denen es nur darum geht, einen bestimmten Lehrer vorzuführen, zu beschimpfen oder ihn mit selbstgedrehten Handy-Videos lächerlich zu machen. Auch beliebt: YouTube-Videos, Blog-Einträge, Websites und Lehrerbewertungsportale.

Dass Eltern jedoch lieber wochen- oder monatelang online gegen Lehrer pöbeln als sich bei der Schulbehörde zu beschweren, ist neu.

Phippen: „Eltern sollten eigentlich verantwortungsbewusster sein und wissen, was Mobbing für einen Schaden anrichten kann.“ Welche Schäden das sind, zeigt die Studie ebenfalls: Die befragten Lehrer fühlten sich durch die persönlichen Angriffe isoliert, wurden depressiv, einige bekamen Suizidgedanken oder Nervenzusammenbrüche.

In Deutschland sind bisher noch keine Fälle von Cyber-Mobbing durch Eltern bekannt.

Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands: „Bisher werden die Lehrer in Deutschland noch persönlich oder via E-Mail an die Schulleitung kritisiert. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis Cyber-Mobbing durch Eltern auch bei uns vorkommt. Heute verbreiten sich solche Trends leider sehr schnell.“