Mit Schildern wie "Keine Steuergelder für den Papst" haben Tausende gegen den Besuch Benedikts XVI. in Madrid protestiert. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
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© Denis Doyle/Getty Images Jugendliche demonstriert gegen Weltjugendtag.

Für eine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche sowie gegen die Verwendung von Steuergeldern für den Papstbesuch in Madrid sind am Mittwochabend Tausende Spanier auf die Straße gegangen. Die meist jungen Demonstranten kritisierten, dass der ohnehin klamme spanische Staat für den Besuch von Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Madrid Geld ausgebe.

Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vor. Elf Menschen wurden verletzt. Wie die Polizei berichtete, begannen die Auseinandersetzungen, als die Einsatzkräfte einen Demonstranten festnehmen wollten, der mit einer Flasche auf sie losgegangen war.


Tausende Spanier hatten zunächst friedlich gegen den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Madrid protestiert. Als die Polizei versuchte, die Kundgebung aufzulösen, kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Etwa 5.000 Demonstranten waren dem Aufruf von mehr als 140 Gruppen und Organisationen gefolgt, darunter Homosexuellen-Verbände und linksgerichtete Parteien. Die Menschenmenge marschierte durch die Altstadt mit Plakaten, auf den zu lesen stand: "Keine Steuergelder für den Papst". Auch Anhänger der Bewegung der Indignados - auf Deutsch: die Empörten - , die aus Wut über die Wirtschaftskrise, die hohe Arbeitslosigkeit und den rigiden Sparkurs der spanischen Regierung entstanden war, nahmen an dem Protest teil. Die wirtschaftliche Erholung verläuft in Spanien nur schleppend, die Arbeitslosigkeit ist mit einer Quote von 21,3 Prozent so hoch wie in keinem anderen EU-Land.

Auf dem Platz Puerta del Sol im Zentrum der Hauptstadt kam es zu heftigen Wortgefechten zwischen den Teilnehmern der Kundgebung und jungen Katholiken, die den Weltjugendtag besuchen. Einige Pilger des Weltjugendtages reagierten mit Sprechchören wie "Es lebe der Papst".

Die Veranstalter des Weltjugendtages entkräfteten die Vorwürfe der Demonstranten. Die 50 Millionen Euro, die das Glaubensfest koste, würden von den Teilnehmern selbst sowie mit Hilfe von Spendern aufgebracht, sagten sie. Auch die spanische Regierung wies den Vorwurf der Demonstranten zurück. Spanien gewinne bei dem Papstbesuch mehr als es dafür ausgebe, sagte Regierungssprecher José Blanco.

Ein Chemiestudent hatte nach Ermittlungen der Polizei einen Giftgas-Anschlag auf die Kundgebung der Papstgegner geplant. Der 24-jährige Mexikaner wurde am Dienstag festgenommen. Die Madrider Polizei ließ allerdings offen, wie konkret seine Attentatspläne waren. Sie war dem Mann auf die Spur gekommen, weil er in erzkonservativen Internet-Foren um Unterstützung für seine Pläne geworben hatte.

Auf dem Weltjugendtag, der bis zum Sonntag in Madrid gefeiert wird, werden insgesamt mehr als eine Million Teilnehmer erwartet, etwa 20.000 davon aus Deutschland. Höhepunkt soll ein Gottesdienst sein, den der Papst zum Abschluss des Festes auf dem Flugplatz Cuatro Vientos halten wird. Papst Benedikt XVI. will bei seinem Besuch zudem die spanischen Kardinäle und Bischöfe sowie Vertreter der Königsfamilie treffen.

ZEIT ONLINE, dpa, AFP, Reuters