Unwetter: Eisenkappel besonders betroffen
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Kurze, aber heftige Unwetter mit Sturmböen und Hagel haben am Freitag in Kärnten bis in die Nacht hinein für insgesamt 120 Feuerwehreinsätze gesorgt. In Eisenkappel werden die Aufräumarbeiten noch eine Woche andauern.

1.000 Festmeter Holz umgeknickt

In vielen Orten Kärntens sind die Feuerwehren immer noch damit beschäftigt, die Spuren der schweren Unwetter zu beseitigen. Besonders betroffen ist Bad Eisenkappel. Hier wurde ein Krisenstab eingerichtet, nachdem Sturmböen 1.000 Festmeter Holz umgeknickt und mehrere Dächer sowie Autos beschädigt haben.

Augenzeuge: Kein Sturm mehr, sondern Orkan

Augenzeuge Willy Legat: "Ich bin jetzt 65 Jahre alt, aber so etwas habe ich bisher hier noch nie erlebt. Ich glaube, das war keine Sturmstärke mehr, sondern schon Orkanstärke. Die Bäume ringsum haben nur noch gekracht, ich hatte Angst um mein Dach, als sich die Eternit-Platten meines Daches lösten und durch die Luft flogen wie Frisbee-Scheiben - auch weil knapp darüber die 20kv-Leitung ist. Wenn diese auf mein Dach gefallen wäre, wäre sicher enormer Sachschaden entstanden - dann wäre wahrscheinlich das Dach in Flammen aufgegangen".
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© orf.at

Spezialgeräte arbeiten sich langsam vor

Wie es mit den Aufräumungsarbeiten in Bad Eisenkappel vorangeht, erzählt Bezirkshauptmann Gert Klösch: "Wir sind im Bereich des Kurbades damit beschäftigt, Bäume wegzuräumen um dann zum Dach des Kneipphauses vorzudringen, wo ein Baum hinaufgestürzt ist. Eine Privatfirma wird sich mit einem Spezialgerät vorarbeiten und die Vellach von umgestürzten Bäumen räumen. Es liegen einige Bäume im Fluss, wenn der Wasserspiegel steigen würde, könnte es zu Verklausungen kommen, das wird jetzt Schritt für Schritt aufgearbeitet".

Smrtnik: Froh, dass kein Mensch zu Schaden kam

Bürgermeister Franz Josef Smrtnik sagte gegenüber dem ORF Kärnten: "Wir sind alle froh, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Es wurde aber sehr viel beschädigt, das müssen wir jetzt alles eruieren. Besonders gefährlich ist auch der Stau in der Vellach. Wir haben aber das Glück, dass es in den nächsten Tagen schön sein soll. Das heißt, wir müssen in den nächsten drei bis vier Tagen alles erledigen - besonders alle Bäume aus der Vellach entfernen".

Kärntner Nothilfswerk hinzugezogen

Laut Feuerwehr ist davon auszugehen, dass die Aufräumarbeiten noch die ganze nächste Woche
andauern werden. Einige Privatfirmen unterstützen die Feuerwehr bei ihrer Arbeit.

Wie hoch der Schaden ist, ist derzeit noch unklar. Am Montag wird eine Schadenregulierungskommission eingesetzt und der Kärntner Katastrophenfonds informiert.

Bezirkshauptmann Klösch: "Wir beginnen bereits am Montag mit den Schadensaufnahmen und werden dann mit dem Kärnten Nothilfswerk beginnen, die Schadensregulierung einzuleiten um allfällige finanzielle Abgeltungen bereitstellen zu können".

4.000 Haushalte ohne Strom

Auch in den Bezirken Klagenfurt Land, Villach Land und Völkermarkt gingen schwere Unwetter nieder. In Waidisch, Gemeinde Ferlach, wurde die Landesstraße auf einer Länge von 50 Metern bis zu einem Meter hoch verschüttet.

In Arriach trat der Gastinger Bach wegen einer Verklausung über die Ufer und überflutete ein Grundstück.

Im Raum Wörthersee, im Metznitz-, Glan- und Gurktal sowie in Eisenkappel waren gegen 21.00 Uhr rund 4.000 Haushalte ohne Strom. Die Leitungen wurden meist durch umstürzende Bäume gekappt, die der orkanartige Wind umgeknickt hatte. Bis zu Mittag sollten laut Kelag auch die letzten 100 Haushalte im Gurk- und Metznitztal wieder mit Strom versorgt sein.

Schwimmer: Hätten es nicht allein geschafft

Die Wasserrettung musste zahlreiche in Seenot geratene Ruderer und Schwimmer retten, einer von ihnen war Georg Melsheimer. Der Urlauber aus Deutschland wurde beim Durchschwimmen des Wörthersees vom plötzlich aufziehenden Unwetter überrascht.

"Der Wind hob plötzlich an, es war wirklich sehr unangenehm. Ich habe Gottseidank in einiger Entfernung das Boot der Wasserrettung gesehen und begann mit den Beinen zu strampeln, damit sie mich sehen. Als ich am Steg abgesetzt wurde, war der Wind schon so stark, dasss Blumentöpfe umfielen. Als ich oben im Hotel war, sah man vom See so gut wie nichts mehr. Es war eine unglaubliche Gischt überall. Zum Hotel hätte ich nie selbst zurückschwimmen können, wenn ich ganz großes Glück gehabt hätte, hätte ich es vielleicht noch zurückgeschafft - aber das glaube ich nicht".

Frau am Großglockner von Blitz gestreift

Am Großglockner wurde eine 64 Jahre alte Niederösterreicherin von einem Blitz gestreift. Sie stieg noch selbst zur Adlersruhe ab und wurde von dort mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus Lienz geflogen.