Ein Mann hat im französischen Marseille zwei Frauen bei einem Messerangriff erstochen, er selbst wurde von Soldaten erschossen. Ermittler vermuten einen Terroranschlag. Auch Präsident Macron meldet sich zu Wort.
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© Claude Paris/AP/SIPA
Marseille - Ein offenbar islamistisch motivierter Angreifer hat in Marseille zwei junge Frauen erstochen. Der Tatverdächtige sei von Soldaten erschossen worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Polizeivertreter sagten, der Mann habe "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") gerufen. Der Messerangriff ereignete sich am Hauptbahnhof der südfranzösischen Hafenstadt. "Dies könnte ein Terrorakt gewesen sein, aber wir können das derzeit noch nicht vollkommen bestätigen", sagte Innenminister Gerard Collomb. Die Anti-Terror-Abteilung der Staatsanwaltschaft in Paris übernahm die Ermittlungen. Präsident Emmanuel Macron erklärte auf Twitter, "diese barbarische Tat" widere ihn an. Er lobte die Sicherheitskräfte für ihr effektives Vorgehen.

Innenminister Gérard Collomb erklärte, die Polizei befrage etwa zehn Zeugen. Die Ermittler wüssten noch nicht sicher, ob es sich um einen Terrorakt handle. Die Polizei habe Videoaufnahmen sichergestellt. Darauf sei zu sehen, dass der Mann zunächst eine Frau angreift, wegrennt, dann zurückkommt und die zweite attackiert. Anschließend sei der Angreifer auf herbei geilte Soldaten zu gerannt. Diese hätten ihn vor dem Bahnhof erschossen.

Die beiden Opfer seien 17 und 20 Jahre alt gewesen, hieß es in Polizeikreisen. Einer Frau sei die Kehle durchgeschnitten worden, der anderen sei in den Bauch und in die Brust gestochen worden. Der etwa 30-jährige Angreifer habe ein Schlachtermesser bei sich getragen. Sein Erscheinungsbild sei das eines Nordafrikaners gewesen. Er sei den Behörden wegen allgemeiner Verbrechen bekannt gewesen, sagte ein Polizeivertreter. Ein anderer fügte hinzu, bei einer digitalen Analyse der Fingerabdrücke seien die Ermittler auf mehrere verschiedene Identitäten gestoßen.

Die Abgeordnete für Marseille, Samia Ghali, sagte dem Hörfunksender France Bleu, wenn das Militär nicht so rasch zur Stelle gewesen wäre, "hätten wir viel mehr Tote gehabt". Regionalpräsident Renaud Muselier sagte: "Die Sicherheitskräfte haben extrem schnell reagiert." Der Soldat, der den Verdächtigen erschoss, gehörte einer Truppe an, die im Rahmen eines vor zwei Jahren ausgerufenen Notstands landesweit stationiert wurde.


Kommentar: Das könnte weitere Soldaten Landesweit rechtfertigen und natürlich eine weitere Verlängerung des Ausnahmezustandes.


Seit 2017 haben von der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) inspirierte Attentäter insgesamt mehr als 230 Menschen in Frankreich getötet. Seither gilt im ganzen Land eine erhöhte Alarmbereitschaft mit verstärkten Sicherheitsvorkehrungen an öffentlichen Plätzen. Zuletzt hatte es Mitte September in der Pariser U-Bahn eine Messerattacke auf einen Soldaten gegeben, der aber unverletzt blieb. Anfang August war ein Auto in einem Pariser Vorort in eine Gruppe Soldaten gerast. Dabei waren sechs Militärangehörige verletzt worden.