Brandstiftung, Sachbeschädigung, Rangeleien mit der Polizei: Nach dem friedlichen Schanzenfest ist es auch in diesem Jahr zu Zwischenfällen in dem Hamburger Stadtteil gekommen. Die Beamten rückten mit Wasserwerfern an.
hamburg,schanzenfest,randale
© Spiegel OnlinePolizeieinsatz vor der Roten Flora: Den Einsatzkräften standen überwiegend keine Linksradikalen gegenüber, sondern ein feierwütiger und zum Teil alkoholisierter Mob.

Hamburg - Die ersten Zwischenfälle gab es am späten Samstagabend: Nachdem das linksalternative Schanzenfest in Hamburg friedlich zu Ende gegangen war, haben Randalierer eine Filiale der Sparkasse unweit des Autonomentreffs Rote Flora leicht beschädigt. Als ein Feuer aus Mülltonnen, Absperrgittern, Holzpaletten und Bierbänken vor der Roten Flora meterhohe Flammen geschlagen habe, sei die Polizei vorgerückt, sagte eine Sprecherin. Dabei setzten die Beamten drei Wasserwerfer ein, löschten das Feuer und trieben die Menge auseinander. Zuvor hatten Jugendliche bereits mehrere Müllsäcke auf der Straße entzündet - Passanten konnten das Feuer jedoch rasch wieder löschen.

Bis zum Samstagabend hatten Anwohner und Besucher ein friedliches Schanzenfest gefeiert. Zu dem Straßenfest mit Musik und Flohmarkt kamen laut Polizeiangaben mehr als 10.000 Menschen. Es habe "Familienfeststimmung" geherrscht, überwiegend junge Menschen tanzten und feierten in den Straßen des Viertels.

Ab 23 Uhr wurde dann ein sogenanntes Gefahrengebiet rund um das Schanzenviertel eingerichtet: In diesem Bereich dürfen die Beamten bis Sonntagmorgen fünf Uhr verdachtsunabhängig Platzverweise erteilen, Aufenthaltsverbote aussprechen oder Personen in Gewahrsam nehmen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Polizei mit dieser Taktik gute Erfahrungen gemacht.

Alljährliche Straßenschlachten

Das seit 1988 stattfindende Schanzenfest verläuft stets ohne Randale. In der Nacht danach jedoch kommt es alljährlich rund um den bundesweit bekannten Autonomentreff Rote Flora zu Straßenschlachten zwischen der Polizei und Randalierern. Im vergangenen Jahr endete das Fest mit Krawallen, elf Polizisten wurden verletzt, mehr als 40 Personen festgenommen.

Auch in diesem Jahr hatten sich die Einsatzkräfte auf Ausschreitungen eingestellt : Unter den Besuchern des Festes wurden bis zu 300 unpolitische jugendliche Randalierer erwartet. Zudem rechneten die Sicherheitsbehörden mit 400 bis 500 Anhängern des linken Spektrums.

Vorbeugend hatte die Polizei Aufenthaltsverbote für vier einschlägig bekannte Randalierer erteilt, die im vergangenen Jahr Brände gelegt hatten und dafür verurteilt worden waren. Zudem sprachen die Beamten etwa 60 junge Erwachsene an, die der Polizei als gewaltbereit bekannt sind.

Knapp 2500 Beamte hielten sich in Bereitschaft, darunter Einheiten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Zudem wird die Hamburger Polizei von Beamten der Bundespolizei unterstützt, mehrere Wasserwerfer und ein Hubschrauber stehen bereit.

Der Polizeieinsatz rund um das Schanzenfest kostet nach Schätzungen der Deutschen Polizeigewerkschaft rund 750.000 Euro.

aar/dapd