Sonnencreme, Sonnenschutzmittel
Wissenschaftler vom Institut für Organische Chemie an der Lomonossow-Universität Moskau und anderer Einrichtungen haben herausgefunden, dass der in vielen Sonnenschutzprodukten verwendete Inhaltsstoff Avobenzon schädliche chemische Verbindungen bildet, wenn er mit Chlorwasser und ultravioletter Strahlung reagiert. Die Resultate wurden in der Zeitschrift Chemosphere veröffentlicht [182:238-44].

Die Chemiker stellten reale Situationen nach, bei denen aufgetragene Sonnencreme mit dem Wasser eines Swimmingpools in Kontakt kommt.

Dabei fanden sie heraus, dass Avobenzon sich auf feuchter Haut zersetzen kann: Es löst sich im Wasser auf und formt verschiedene organische Verbindungen, die zu den Gruppen der aromatischen Säuren, Aldehyde, Phenole und Acetophenone gehören.

Dr. Albert Lebedev, ein Autor der Studie, sagte:
"Auf Grundlage der Experimente könnte man zu dem Schluss gelangen, dass eine allgemein unbedenkliche Verbindung sich im Wasser zu gefährlicheren Stoffen umwandelt.
Zwar gibt es keine toxikologischen Profile für die verbreitetsten Produkte, doch es ist bekannt, dass Acetophenone und Phenole, insbesondere chlorierte, ziemlich giftig sind.

Die Reaktionsprodukte beliebter Kosmetikprodukte zu untersuchen, ist äußerst wichtig, da sie sich sehr oft als deutlich gefährlicher herausstellen als ihre Vorstufen.

Im Prinzip könnte man mit solchen Studien zu Ergebnissen gelangen, aufgrund derer die Verwendung bestimmter Produkte eingeschränkt oder ganz unterbunden werden müsste, weil das der Gesundheit von Millionen von Menschen zugutekäme."
Im Moment untersuchen die Wissenschaftler die Umwandlung von Avobenzon bei Chlorierung und bei Bromierung durch Süß- und Salzwasser. Bei der Reaktion mit Salzwasser entstehen sogar noch mehr Zerfallsprodukte.

Wenn Wasser zudem beispielsweise Kupfersalz enthält (wie etwa in Schwimmbädern, um die hellblaue Farbe hervorzurufen), bildet sich in großen Mengen Bromoform - eine Substanz, die zu Leber- und Nierenversagen sowie Störungen des Nervensystems führen kann.

Die Wissenschaftler suchen nun nach einer geeigneten Alternative, die das Avobenzon sinnvoll ersetzen könnte.

Doch darauf soll sich ihre Arbeit in Zukunft nicht beschränken: Sie halten es für wichtig, dass noch mehr Inhaltsstoffe von Kosmetika genauer auf ihr Reaktionsverhalten hin untersucht werden, denn die Reaktionsprodukte könnten sehr viel gefährlicher sein als sie selbst.

Dann müssten dringend Verbote oder Benutzungseinschränkungen erfolgen, um die Gesundheit von vielen Millionen Menschen besser zu schützen ("Wir werden immer dümmer": Wie Umweltschadstoffe die Gehirne unserer Kinder verändern (Video)).