Omar Gharba
© Twitter @KimyongurOmar Gharba, wahhabitischen Kleriker und "moderater" US-finanzierter FSA-Kommandeur, der die christliche Statue im Zusammenhang mit einem früheren Angriff der US-gestützten Gruppe auf das mehrheitlich christlich bewohnte Dorf Yakubiyah in der Provinz Idlib 2013 zertrümmerte.
Manchmal ist die politische Realität verrückter als die wildesten Phantasien. In jüngerer Zeit gilt das vor allem für Nachrichten aus dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten". Die jüngste Geschichte aus dem Hort der Demokratie und Menschenwürde stellen einen Höhepunkt der Realsatire dar.

Alles begann damit, dass der US-Präsident Anfang der Woche - so wie jeden Tag - eine Kurznachricht an seine 45 Millionen Twitter-Anhänger geschickt hatte. Mit dieser Twitter-Nachricht hatte er drei kurze Videos weitergeleitet, die Gewalttaten von muslimischen Männern zeigten. Ein Clip aus Europa zeigte, wie ein arabisch aussehender Jugendlicher Streit mit einem stark gehbehinderten, auf zwei Krücken stehenden, etwa gleichaltrigen weißen Jungen anfing und diesen dann verprügelte. Ein weiteres Video zeigt eine Szene mit einer Gruppe junger arabischer Männer, wie sie einen Jungen so gut wie totschlagen und ihn dann vom Flachdach eines Gebäudes werfen. Im dritten Clip ist ein Islamist saudisch-wahhabitischer Ausprägung mit dickem schwarzen Vollbart zu sehen, wie er eine große Statue der katholischen Gottesmutter Maria zerschmettert.


Als Erstes hat Trumps Weiterleitung dieser drei Videos über Twitter zu einem diplomatischen Zwischenfall zwischen Washington und London geführt. Die betreffenden Videos hatte zuerst der stellvertretende Anführer der nationalistischen, britischen Gruppe "Großbritannien zuerst", Jayda Fransen, ins Internet gestellt, gegen den eine Reihe von Strafverfahren wegen Hass-Reden laufen. Deshalb erhob sich unter den anständigen Bürgern ihrer britischen Majestät ein Sturm der Entrüstung gegen Präsident Trump, denn wegen der Weiterverbreitung der Franzen-Videos habe er sich mit deren anti-islamischem Inhalt identifiziert. Von Premierministerin Theresa May und einigen anderen Ministern, dem muslimischen Bürgermeister von London bis hin zu Menschenrechtsorganisationen verurteilten Trump in ihren Twitter-Nachrichten. Da juckte es natürlich Trump wieder mächtig in den Fingern und seine Antworten ließen nicht lange auf sich warten. Seine Botschaft an Premierministerin May lautete:
@Theresa_May, konzentriere Dich nicht auf mich, konzentriere dich auf den destruktiven radikalen islamischen Terrorismus, der im Vereinigten Königreich stattfindet. Uns (in den USA) geht's gut.

Diese Twitter-Antwort Trumps vom Mittwoch dieser Woche sorgt weiterhin für mediale und politische Empörung, insbesondere in Großbritannien, was dann aber auf US-Mainstream Medien überschwappte, die den Briten Schützenhilfe leisteten. Dank dieser ungeheuren, auf die drei Video-Clips gelenkten Aufmerksamkeit kam es dann im Zusammenhang mit dem Video über die Zerstörung der Statue der Jungfrau Maria durch einen Wahhabi-Islamisten zu einer geradezu absurden Entwicklung. Es stellte sich nämlich heraus, dass dieses Video aus dem Jahr 2013 stammt und den Kommandeur einer Einheit der Freien Syrischen Armee (FSA) namens Omar Gharba als Zerstörer der Marienstatue zeigt, nachdem seine Kämpfer in die syrisch-christliche Stadt Yakubiyah der nordöstlichen Idlib Provinz eingedrungen waren.


Wie das US-Web-Portal "The Daily Beast" seinerzeit bestätigte, waren fast alle Christen aus Yakubiyah geflohen, nachdem ein halbes Dutzend von Ihnen auf grausamste Art öffentlich abgeschlachtet und etwa 20 weitere Mitglieder der christlichen Gemeinde von der FSA entführt worden waren.


Später übernahm der IS kampflos den Ort von der FSA. Die einheimischen Christen sahen keinen Unterschied zwischen der Invasion der FSA und der IS-Kämpfer, da es in erster Linie die von den USA gestützte FSA gewesen war, die die Christen massakriert und die Kirchen geplündert hatte.

Twitter-Fehde bringt Hintergründe über angeblich moderate Rebellen erneut ans Licht

Dank dieses Twitter-Streits zwischen Trump einerseits und den Briten und den US-Mainstream-Medien andererseits darüber, ob der Islam Terrorismus hervorbringt oder nicht, konnten die aufmerksamen Leser zu einer ganz anderen Erkenntnis gelangen, dass nämlich der US-Imperialismus den islamischen Terrorismus hervorgebracht, finanziert und hochgepäppelt hat.

In einer geopolitisch zutiefst ironischen Wendung werden mit dieser Geschichte die Absurdität und die Widersprüche der hoch kriminellen US-Außenpolitik demonstriert: Der radikal-islamistische Kommandeur Omar Gharba, der christliche Dorfbewohner töten lies, nur weil sie Christen waren, wurde damals von der Obama-Regierung in Washington als Teil der "gemäßigten Rebellen" der FSA militärisch und finanziell unterstützt, während so gut wie alle westlichen Medien die FSA als "moderate" und gutwillige Partner priesen. Dieser Fall ist kein Einzelfall sondern steht exemplarisch für die US-Intervention in Syrien auf Seiten der Halsabschneider und anderer islamistischer Terroristen jeglicher Couleur.

Natürlich haben US-Kriegstreiber schnell erkannt, wie gefährlich die Identifizierung von FSA-Kommandeur Omar Gharba auf einem der von Trump verbreiteten Videos für ihr weit verbreitetes Narrativ von den "guten und gemäßigten" syrischen FSA-Rebellen war und sofort begann in den Mainstream-Medien eine breite Kampagne, um Herkunft und Echtheit des Videos anzuzweifeln.

So wird trotz inzwischen vorgelegter gegenteiliger Beweise in mehreren Medien, zum Beispiel NPR, weiterhin behauptet, dass die Videos "nicht verifiziert" und "aus dem Kontext" gerissen seien oder aus "dunklen Quellen " stammen würden, wie die Washington Post fälschlicherweise behauptet. Tatsache aber ist, dass genau dieses Video mit FSA-Kommandeur Omar Gharba seinerzeit besonders weit verbreitet war und weltweit von herausragenden Syrien-Analysten und auf den Nahen Osten spezialisierten Akademikern analysiert worden waren.

Wer ist Omar Gharba?

Das Video war im Jahr 2013 aufgenommen und zeigt den wahhabitischen Kleriker und FSA-Kommandeur, der die christliche Statue im Zusammenhang mit dem früheren Angriff der US-gestützten Gruppe auf Yakubiyah in der Provinz Idlib zertrümmert. In dem Buch" The Islamic State: Combating The Caliphate Without Borders", das von den beiden Terrorismus-Experten Yonah und Dean Alexander verfasst worden ist, wird Gharbas voller Name als Omar Gharba al-Khojji angegeben, der - wie viele andere FSA-Kämpfer - sich später dem IS angeschlossen hat. In einigen Onlinequellen wird sein Name auch wechselweise als Omar Raghba angegeben.

Sogar der von der US-Regierung finanzierte Nachrichtsender Voice of America (VOA) hatte nach dem FSA-Überfall auf das Dorf Yakubiyah nach einem Interview mit einem christlichen Überlebenden Folgendes zu berichten:
Christliche Flüchtlinge schilderten der VOA die Hinrichtung von einem halben Dutzend ihrer Glaubensgenossen im nordwestlichen Dorf al-Yakubiyah in der Provinz Idlib durch sunnitische Muslime, die mit der vom Westen unterstützten Freien Syrischen Armee in Verbindung standen. Rahel, ein 45-jähriger ehemaliger Lehrer, sagte: 'Al Nusra kam nicht in unser Dorf. Die Leute, die kamen, kamen aus Dörfern in der Nähe und waren von der Freien Syrischen Armee.'
Darüber hinaus bestätigte ein Bericht im Oktober 2013 in arabischen Medien, dass Terroristen der al-Nusra-Front in Yakubiyah in der syrischen Provinz Idlib eingefallen seien und einen christlichen Mann getötet und eine Statue der Jungfrau Maria zerstört hätten. "Nach der Ankunft in einem Haus, wo die Statue der Jungfrau Maria gestanden hatte, trug der wahhabitische Geistliche Omar Gharba die Statue der Jungfrau Maria ... und zertrümmerte sie auf dem Boden. Er erklärte, dass er und seine Wahhabiten keine Form des Gottesdienstes dulden werden, außer dem strengen Wahhabismus in Saudi-Arabien."

Schon vorher, in den Jahren 2012 und Anfang 2013, war Omar Gharbas Name gelegentlich in westlichen Nachrichten über "gemäßigte Rebellen" in Syrien aufgetaucht. Er wurde sogar einige Male interviewt und als "moderater" Freiheitskämpfer dargestellt, zum Beispiel von BBC Ausgabe in arabischer Sprache im Jahr 2012. In diesem Video hatte Omar Gharba darauf bestanden, dass er und seine FSA-Kämpfer tolerant und respektvoll gegenüber Christen und anderen religiösen Minderheiten sein würden, wenn sie nach dem Sturz der Assad-Regierung an die Macht kommen würden.

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