Es ist fast vier Jahre her, als am 20. Februar 2014 das schreckliche Maidan-Massaker geschehen ist und 53 Menschen von Schützen hinterrücks erschossen wurden. Anfangs wurde sofort die Yanukowitsch-Regierung verdächtigt, doch nur wenige Tage später kamen viele Fragen auf. Das verübte Massaker an den Zivilisten und ein paar Polizisten war der Tropfen, durch den man das Fass bewusst zum Überlaufen brachte und wo die Massen danach gegen den damaligen Präsidenten vorgingen. Die Medien und die Bevölkerung hatten dann ein gefundenes Fressen und den "Beweis", dass der damalige Präsident ein Schlächter ist.
Maidan revolution
© Sputnik, Andrey Stenin
Von Anfang an gab es Vermutungen, dass die Scharfschützen angeheuerte Söldner waren, die bewusst die Lage zum Eskalieren bringen sollten, damit es zu einem blutigen Regime-Wechsel kommt - was am Ende genauso geschehen ist. Es war ein perfektes Rezept aus dem Kochbuch für farbige Revolutionen - und der Koch war sehr wahrscheinlich die CIA höchstpersönlich. Die Meldungen erhärten sich über die Jahre hinweg, dass es ein blutig kalkuliertes Manöver war - wie es die im letzten Jahr veröffentlichten Interviews von den vermeintlichen Fußsöldnern und Schützen auch zeigten.

Das Magazin Sputnik hatte jetzt die Gelegenheit, sich mit zwei Söldnern - Koba Nergadse und Alexander Rewasischwili - zu unterhalten, die zu den Tagen des Massakers vor Ort waren.

Maidan-Schützen
Die georgischen Staatsbürger (v.l.) Koba Nergadze, Kvarateskelia Zalogy, und Alexander Revazishvilli haben in einer italienischen TV-Dokumentation erklärt, zur Gruppe der Maidanschützen gehört zu haben.
Im Dezember 2013 soll Mamulaschwili mehrere "Dekaden"-Kommandeure zu einer Versammlung einberufen und ihnen die Aufgabe gestellt haben, "unverzüglich in die Ukraine zu reisen, um die dortigen Protestteilnehmer zu unterstützen". Seine Gruppe bekam 10 000 Dollar. Weitere 50 000 Dollar seien seinen Männern versprochen worden, die sie nach der Heimkehr bekommen sollten. Alle haben gefälschte Pässe erhalten. Negradse hatte einen Pass auf den Namen Georgi Karussanidse (geb. 1977).

In Kiew wurde Nergadses Gruppe in der Uschinski-Straße untergebracht. Seine Männer sind jeden Tag auf den Maidan gegangen, als wäre das ihr Job gewesen. "Unsere Aufgabe war, die Ordnung zu kontrollieren, damit niemand dort Alkohol trinkt. Wir sollten die Disziplin fördern und Provokateure ausfindig machen, die entsprechende Aufträge von den Machthabern hatten."

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Auch Alexander Rewasischwili war einer, der während der Massenproteste nach Kiew geschickt wurde. Nach seinem Wehrdienst war er Aktivist der Organisation "Freie Zone", die Michail Saakaschwili unterstützte. Nach seinen Worten drang er in die Reihen der Oppositionellen ein und "organisierte dort Schlägereien und Provokationen". Die Organisation wurde von Koba Chabasi geleitet, der Rewasischwili mit Mamulaschwiki bekannt machte. Dieser soll sich für seine Dienststellung während des Wehrdienstes interessiert haben: Rewasischwili war Scharfschütze gewesen.

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"Am 14. oder 15. Februar wurden die Gruppenältesten - ich, Kikabidse, Makiaschwili, Saralidse und andere Männer, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere - im zweiten Stockwerk des Hotels 'Ukraina' versammelt. Dort befanden sich Parubi (Andrej Parubi, der ultrarechte ukrainische Politiker, der während der Massenunruhen in Kiew der "Kommandant" des "Maidans" war, heute Parlamentspräsident der Ukraine) und Paschinski (Sergej Paschinski, der in viele Skandale involvierte ukrainische Politiker und Abgeordnete der Obersten Rada). Parubi wandte sich an uns: 'Ihr müsst dem Brudervolk helfen, und bald bekommt Ihr eine Aufgabe.' Allerdings präzisierte er nicht, worum es sich handeln würde. Ich hatte schon vorher Waffen bei den Protestierenden gesehen: Jagdgewehre und Pistolen", so Nergadse.

An jenem Treffen soll auch ein gewisser Christopher Brian teilgenommen haben, der den Georgiern als ehemaliger US-Militär vorgestellt wurde.
Ob dieser Brian wirklich ein ehemaliger US-Militarist war, ist sehr stark zu bezweifeln. Es wird sich dabei nur um einen Decknamen handeln und ebenso wird er zu seinem Schutz und dem der USA gesagt haben, dass er nicht mehr aktiv ist, falls etwas schief geht.
"Am Abend des 19. Februars erschienen Paschinski und mehrere unbekannte Männer im Hotel, die große Taschen bei sich hatten", so Nergadse weiter. "Sie zogen SKS-Gewehre, 7,62-Millimeter-Maschinenpistolen 'Kalaschnikow' heraus. Außerdem gab es da ein SWD-Gewehr und ein Gewehr ausländischer Produktion. Paschinski sagte uns, die Waffen wären für die 'Verteidigung' nötig, aber auf meine Frage, gegen wen wir uns wehren sollten, sagte er nichts und verließ das Zimmer."
Das ist eine bekannte Strategie, um nützliche Idioten auszunutzen, indem an ihre Ehre und den Schutz des Volkes appelliert wird, damit sie einfach weitermachen.
Am selben Tag hatten Nergadse und Mamulaschwili ein Gespräch. Letzterer sprach dabei von einem "Sonderauftrag", wobei nämlich der Maidan "in Chaos versetzt werden sollte, und zwar indem man auf alle Ziele, auf die Protestierenden und die Polizei schießen sollte" - da hätte es "keinen Unterschied" gegeben. Dafür wurde den Georgiern Geld versprochen, das sie jedoch erst nach der Rückkehr aus der Ukraine bekommen würden.
Die Söldner wurden wie Hasen vorgeführt, indem man Geld vor ihnen baumeln ließ, damit sie die grausamen Taten begehen und planen.
Rewasischwili zufolge wurden die Waffen am selben Tag ins Konservatorium gebracht. "Da kamen Mamulaschwili, Saralidse alias 'Malysch' ("Der Kleine") und noch etwa zehn Männer, die ich nicht kannte. Mamulaschwili fragte, wie wir uns fühlten. Sie lachten. Jemand fragte Mamulaschwili auf Georgisch: 'Wo ist Mischa?' 'Bei Poroch' (Poroschenko, Anm. d. Red.), erwiderte er. Dann gingen sie weg. Und einige Zeit später brachten Paschinski und mehrere andere Männer Taschen mit Waffen, vor allem mit SKS-Gewehren. Paschinski selbst hatte eine Kalaschnikow-Maschinenpistole mit einem geöffneten Anschlag."
Das Konservatorium könnte auch einer der Orte gewesen sein, von wo aus auch geschossen wurde.

maidan map
Karte des Maidan-Platzes.
"Paschinski bat mich, ihm bei der Wahl der Positionen für Scharfschützen zu helfen. Er sagte, in der Nacht könnte das Konservatorium von 'Berkut' (Polizisten-Spezialeinheit, Anm. d. Red.) gestürmt werden, sodass die Protestierenden auseinandergejagt werden könnten", ergänzte Rewasischwili.

"In der Nacht, gegen vier oder fünf Uhr morgens, hörte ich Schüsse von Seiten des Oktjabrski-Palastes, wie ich dachte. Paschinski sprang sofort auf, fasste sein Funkgerät und schrie, dass man das Feuer einstellen sollte, dass der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen wäre. Man hörte sofort auf, zu schießen. Gegen 07.30 Uhr (vielleicht etwas später) befahl Paschinski uns allen, dass wir uns vorbereiten und das Feuer eröffnen sollten. Wir sollten zwei, drei Schuss abgeben und sofort unsere Position wechseln. Wir schossen etwa zehn bis 15 Minuten lang. Dann befahl man uns, die Waffen hinzulegen und das Haus zu verlassen", so Rewasischwili.

Dann kehrte er auf den Maidan zurück. Er hörte, dass die Menschen böse waren. Manche dachten, "Berkut"-Beamte hätten geschossen. Andere dachten, dass die Protestierenden selbst das Feuer eröffnet hätten. "Dann verstand ich: Das könnte böse enden, und ich könnte in eine miese Geschichte geraten - man könnte mich auf der Stelle in Stücke reißen, wenn jemand die Wahrheit erfahren würde. Ich ging weg und spazierte über den Maidan. Dann dachte ich, dass es an der Zeit wäre, wegzufliegen. Ich nahm ein Taxi und fuhr zum Flughafen", so Rewasischwil.

"Am 20. Februar hörte ich gegen 08.00 Uhr morgens Schüsse von Seiten des Konservatoriums", erzählte Nergadse. "Drei oder vier Minuten später eröffnete die Gruppe von Mamulaschwili das Feuer aus den Fenstern des Hotels 'Ukraina', aus dem zweiten Stockwerk. Es wurde paarweise geschossen. Nach jedem Schuss ging man in ein anderes Zimmer und schoss weiter. Als alles vorbei war, sagte man uns, wir sollten weggehen. Am selben Tag flogen wir mit Bescho zurück nach Tiflis."

Das versprochene Geld hat der ehemalige Offizier der georgischen Armee aber nie bekommen. Heute fürchtet er die Rache seitens anderer Ex-"Kollegen".
Alle Söldner waren somit nur nützliche Idioten, die mitverantwortlich waren, dass die Ukraine in ein absolutes Chaos stürzte. Es ist dennoch gut, dass sie sich jetzt zu Wort melden und es hoffentlich zu einem Gerichtsverfahren kommt, damit die wahren Strippenzieher und ihr Klüngel dingfest gemacht werden.