Wie auf Knopfdruck endet der Sommer. Ein Sturmtief bringt Deutschland landesweit den Herbst. Im Norden sorgen schwere Windböen für Beeinträchtigungen im Verkehr. Fähren bleiben im Hafen, Züge im Depot.
sturmtief elena
© picture alliance/dpaWegen eines Sturmtiefs mit bis zu 160 km/h sind die Fährverbindungen zwischen Norwegen und Dänemark eingestellt.
Das Sturmtief "Elena" hat erste schwere Windböen nach Norddeutschland und Skandinavien geschickt. Umgeknickte Bäume behinderten den Bahnverkehr im Norden. Auf der Nordsee wurde vielfach der Fährverkehr eingestellt. Auf der Strecke Bremen-Hamburg prallte ein Metronom-Zug gegen einen umgestürzten Baum. Dabei wurde ein Passagier durch den Zug geschleudert und schwer verletzt, wie ein Feuerwehrsprecher mitteilte. Die 200 Fahrgäste wurden mit einem Ersatzzug zurück nach Bremen gebracht. Die Deutsche Bahn sperrte wegen eines umgeknickten Baums zudem die Strecke Bremen-Hamburg.

Im Hamburger Hafen fiel wegen des Sturms ein Stapel Schiffscontainer um. Einer davon drückte auf einen Lastwagen, dessen Fahrer erst nach einer Stunde aus dem Führerhaus befreit werden konnte. Die Menschen auf Helgoland blieben durch den Sturm vom Festland abgeschnitten, weil keine Fähre fuhr. Der Halunder-Jet ab Cuxhaven sowie die Fähren der Reederei Cassen-Eils von Büsum, Bremerhaven und Cuxhaven fuhren nicht, wie die Reedereien mitteilten. Es gab auch keine Fahrten zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk. Die Stadt Potsdam sagte wegen des drohenden Unwetters das für den Abend geplante Friedensfest im Stadtzentrum ab.

Zentrum über Skandinavien

Das Zentrum des Sturmtiefs lag jedoch über Skandinavien, wo Windgeschwindigkeiten bis zu 160 Stundenkilometern erreicht wurden. In Dänemark waren am Nachmittag zahlreiche Straßen und Eisenbahnlinien von umgestürzten Bäumen blockiert. Die Reedereien Color Line und Fjord Line stellten vorsorglich ihre Fährverbindungen zwischen Norwegen und Dänemark für den Rest des Tages ein. Auch Stena Line behält einige Fähren im Hafen. Meteorologen hatten bis zu zehn Meter hohe Wellen zwischen Dänemark und Norwegen vorhergesagt. Im norwegischen Bezirk Agder waren bereits 200.000 Menschen ohne Strom. Der Flugverkehr von Göteborg in Schweden war beeinträchtigt.

Im Süden Norwegens hoben die Behörden ihre Wetterwarnstufe auf die zweithöchste Stufe an: Die Stadtverwaltung in Kristiansand etwa forderte Eltern auf, ihre Kinder früher als üblich aus den Betreuungseinrichtungen abzuholen. Minderjährige sollten sich den Empfehlungen zufolge nach 12 Uhr mittags (MESZ) nicht mehr im Freien aufhalten.

Für Deutschland sei der Sturm am Freitag "nur ein leichtes 'Vorgeplänkel' von dem, was uns am Sonntag ins Haus steht", sagte Julia Fruntke vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Das neue Sturmtief - das dann "Fabienne" heißen wird - wird am Sonntagabend über der Mitte des Landes erwartet. In der gesamten Südhälfte müsse mit Sturmböen, teils schweren Sturmböen und in Verbindung mit Gewittern sogar mit orkanartigen Böen um 110 Stundenkilometern gerechnet werden. Hinter der Kaltfront dürfte es schnell herbstlich werden. In der Nordwesthälfte Deutschlands rechnet n-tv Meteorologe Björn Alexander nach dem Durchzug des Unwetters maximal noch mit 17 bis 21 Grad.