In einem Briefing hat der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow eine detaillierte Zeit-Chronologie der Umstände des am 17. September im Luftraum über Syrien erfolgten Abschusses der russischen Il-20 veröffentlicht, bei dem 15 russische Soldaten ums Leben kamen.
Russland Verteidigungsministerium
Der minutiös zusammengestellte zeitliche Ablauf basiert dem Amt zufolge auf den Radarangaben. Unter anderem wurden die Angaben des Systems "Plotto" zur Darstellung von Informationen über die Situation im Himmel miteinbezogen.

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Die Angaben des Ministeriums deuten auf bewusste Fehlinformationen hin, die die Israelis den Russen mitteilten, um das Flugzeug in Gefahr zu bringen:
Laut dem Verteidigungsamt-Sprecher informierte eine Vertreterin des Stabes der israelischen Luftwaffe die russischen Kollegen, die F-16-Jets hätten beabsichtigt, Angriffe im Norden Syriens zu verüben. Latakia, wo die Tragödie sich ereignete, liegt dagegen an der westlichen Küste des Landes.
"Da die israelische Offizierin in Bezug auf die Region der Bombardierung irregeführt hatte, konnte das russische Flugzeug Il-20 nicht in eine sichere Region gebracht werden".
20:59 Uhr

Nach der Verübung des Schlages nahmen die israelischen Maschinen die 70 Kilometer westlich der syrischen Küste gelegene Beobachtungszone ein. Sie trafen elektronische Gegenmaßnahmen und bereiteten sich wahrscheinlich auf die Verübung eines weiteren Schlages vor, so das russische Ministerium.
"Um 21:59 Uhr (Ortszeit, 20:59 Uhr MESZ - Anm. d. Red.) begann eines der israelischen Flugzeuge ein Manöver in Richtung der syrischen Küste. Es näherte sich der Il-20 an, die sich im Endanflug befand. Die syrischen Flugabwehreinheiten nahmen das als eine neue Attacke der israelischen Luftwaffe wahr".
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Russland geht noch einen Schritt weiter und stellt klar, dass es dem israelischen Piloten bewusst gewesen sein musste, dass seine Aktion die russische Maschine zum bevorzugten Ziel des Raketensystems machen wird:
21:03 Uhr

Konaschenkow zufolge traf eine Rakete der syrischen Luftabwehr die Il-20 um 22:03 Uhr (21:03 Uhr MESZ). Das sei geschehen, weil die israelischen Jets das große und erkennbare russische Flugzeug als Deckung benutzten.
"Dem israelischen Piloten konnte es nicht unverständlich gewesen sein, dass der Radarquerschnitt des Flugzeuges Il-20 diesen des F-16-Jets wesentlich übersteigt und dass gerade die russische Maschine zum bevorzugten Ziel der Luftabwehrrakete wird".
21:07 Uhr

Nach dem Raketeneinschlag berichtete der russische Flugkapitän von einem Feuer am Bord und begann mit dem sofortigen Abstieg. Um 22:07 Uhr (21:07 Uhr MESZ) verschwand die Maschine mit einer 15 Menschen starken Besatzung vom Radar.

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Auch die Reaktion der Israelis direkt nach dem Abschuss lässt Bände sprechen:
21:29 Uhr

Der aufsichtshabende Offizier des Kommandos der russischen Gruppe in Syrien benachrichtigte einen israelischen Offizier im Befehlsstand der Luftwaffe um 22:29 Uhr (21:29 Uhr MESZ) über den Il-20-Vorfall und forderte von den israelischen Militärs, alle Kampfmittel aus dem Katastrophengebiet zu entfernen, weil dort eine Rettungsoperation begonnen habe.

21:40 Uhr

Die F-16-Jets verließen das Gebiet erst um 22:40 Uhr (21:40 Uhr MESZ), sagte Konaschenkow. Eine Antwort der israelischen Seite, die auch ein Hilfeangebot enthielt, kam noch später: 50 Minuten nach dem Einschlag der syrischen Rakete in die russische Maschine.

Laut dem Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums ereignete sich der Vorfall in dem Gebiet, in dem sich die Anflugbahnen für Passagier- und Frachtflugzeuge befinden.

Früher hatten die israelischen Streitkräfte bekanntgegeben, dass sie die ganze Schuld für den Vorfall bei Damaskus sehen. Israel bestätigte allerdings auch, am späten Montagabend syrische Objekte bombardiert zu haben. Der russische Präsident, Wladimir Putin, sprach seinerseits von einer "Verkettung tragischer Ereignisse" und sicherte zugleich eine für alle spürbare Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen für die russischen Militärs in Syrien zu.

~ Sputnik
Diese Chronologie deckt sich also ohne Widersprüche mit den ursprünglichen Aussagen der russischen Regierung: Etwas fällt jedoch auf, von der französischen Beteiligung mit Raketen bei dieser Aktion - von der am Anfang kurz berichtet wurde - ist nir­gends mehr die Rede.