"Wir haben es satt!": Unter diesem Motto stand in Berlin ein Protestzug für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft. Bauern, Klima- und Tierschützer kritisierten die Agrarpolitik der EU und des Bundes.
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Tausende Menschen haben mit einem Protestzug in Berlin für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft demonstriert. Angeführt von mehr als 150 Traktoren startete der Zug am Mittag vor dem Brandenburger Tor.

Auf Plakaten waren Forderungen wie "Subvention nur für Bio!" und für den Erhalt der Artenvielfalt auf deutschen Äckern zu lesen. Laut Polizei verlief der Protest, der bis zum späten Nachmittag angemeldet war, ruhig. Zahlen zu den Teilnehmern nannten die Beamten zunächst nicht, die Veranstalter sprachen von 27.000 Demonstranten.

Ein Bündnis aus Bauern, Klima- und Tierschützern sowie weiteren Verbänden hatte zu der Demonstration aufgerufen. Unter dem Motto "Wir haben es satt!" forderten die Aktivisten die Bundesregierung zu einer Wende in der Agrarpolitik auf.

Habeck fordert Verkaufsstopp von Lebensmitteln zu Dumpingpreisen

Grünen-Parteichef Robert Habeck sagte: "Mit der Demo zeigen wir noch einmal, dass es eine große gesellschaftliche Bewegung gibt, die eine andere Landwirtschaftspolitik will." Er forderte einen Verkaufsstopp von Lebensmitteln zu Dumpingpreisen und rief die Bundesregierung dazu auf, das Schreddern von Küken und die betäubungslose Kastration von Ferkeln zu verbieten. Auf allen Tier-Produkten müsse für den Verbraucher erkennbar sein, inwieweit bei der Produktion auf das Tierwohl geachtet werde.

"Wir erleben seit vielen Jahren, dass das Landwirtschaftsministerium die Agrarindustrie hofiert", sagte Bündnis-Sprecher Christian Rollmann. Die Klimakrise, zu viel Nitrat im Grundwasser und das dramatische Artensterben zeigten, dass es so nicht weitergehen könne.

In der Kritik stand auch die Agrarpolitik der Europäischen Union. Anstelle von Produktionsfläche und Ertrag sollten sich Subventionen in Zukunft viel mehr an Tier- und Klimaschutzkriterien orientieren, forderte Rollmann. Die Bundesregierung, die in der zweiten Jahreshälfte den EU-Ratsvorsitz übernimmt, müsse sich für eine Neuordnung der Agrarpolitik einsetzen.

Auf vielen Plakaten waren Proteste gegen das bevorstehende EU-Handelsabkommen der Europäischen Union mit der Wirtschaftsvereinigung vieler südamerikanischer Länder zu lesen. Die Organisatoren warnten, dass durch das Abkommen vermehrt billiges Rindfleisch auf den europäischen Markt komme und einheimische Produzenten verdrängt würden.

Bäuerinnen und Bauern übergaben am Vormittag außerdem eine Protestnote an Regierungsvertreter aus rund 70 Ländern, die zu einer Agrarministerkonferenz in Berlin zusammengekommen waren. Gastgeberin ist Bundesministerin Julia Klöckner (CDU).

Zugleich findet noch bis zum 26. Januar die Grüne Woche statt, bei der sich 1800 Aussteller in den Hallen unter dem Funkturm präsentieren.