Der Bilanzskandal um Wirecard hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Der Zahlungsdienstleister wird eigenen Angaben zufolge die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen.
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Der Vorstand habe entschieden, beim Amtsgericht München die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag in Aschheim bei München mit. Als Gründe nannte er eine drohende Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Es werde geprüft, ob man auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe stellen müsse.

Wirecard steckt spätestens seit dem Bekanntwerden mutmaßlicher Luftbuchungen in Milliardenhöhe vor einer Woche in einem Bilanzskandal. Das Geld ist bisher unauffindbar. Der langjährige Wirecard-Chef Markus Braun ist zurückgetreten und hat sich nach einem Haftbefehl der Staatsanwaltschaft gestellt. Gegen Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe ist er wieder auf freiem Fuß.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hatte ihr Testat für den Jahresabschluss für 2019 verweigert, weil sie keine ausreichenden Nachweise für die Existenz angeblicher Guthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro auf den Philippinen finden konnte. Wirecard räumte inzwischen ein, dass das Geld "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit" überhaupt nicht existiert.

Im Zentrum des Bilanzskandals stehen der ehemalige Wirecard-Finanzchef in Südostasien und ein Treuhänder, der bis Ende 2019 für Wirecard aktiv war und das - wie sich nun herausgestellt hat - in großen Teilen wahrscheinlich gar nicht existente - Geschäft mit den Drittpartnern betreute.

Wirecard-Aktie vom Handel ausgesetzt

An der Börse war zunächst keine Kursreaktion möglich. Wenige Minuten vor der Mitteilung war die Aktie vom Handel ausgesetzt worden. Zuvor war das Papier via XETRA erstmals seit 2011 unter die Marke von 10 Euro abgesackt und lag nach den herben Kursverlusten der vergangenen Tage zuletzt mit 12,66 Prozent im Minus bei 10,744 Euro. Der Handel soll um 11.20 Uhr mit einer Auktion wieder aufgenommen werden.

stw/jha