• Tiger tötet Tierpflegerin in Züricher Zoo
  • Debatte um die Haltung von Großtieren
  • Tierschützer contra Zoobetreiber
Another Siberian tiger,
Tragischer Vorfall im Züricher Zoo: Eine Sibirische Tigerin greift eine Tierpflegerin an und tötet sie. Was "Irina" so irritiert hat, dass sie einen eigentlich vertrauten Menschen attackiert, ob Sicherheitsvorkehrungen nicht beachtet wurden - das wird noch untersucht. Fest steht: Solche Angriffe gibt es immer wieder - 2012 in Köln zum Beispiel, 2013 in Münster. Da drängen sich fast automatisch zwei Fragen auf: Woran liegt das? Und gehören solche Tiere überhaupt in den Zoo?

Sind die Gehege zu klein?

Für Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ist die Antwort auf die erste Frage ganz klar: "Irina" hat nur ihr Revier verteidigt. Ein ganz natürliches Verhalten also.

Auch Frage Nummer zwei ist für ihn einfach zu beantworten: "Tiger ziehen in Freiheit 20, 30, 40 Kilometer am Tag ihre Kreise. Das ist in einem so engen Gehege nicht abbildbar." Seine Schlussfolgerung: Großkatzen gehören nicht in einen Zoo - genausowenig wie Elefanten, Eisbären oder Seelöwen. Denn dort könnten sie nicht artgerecht gehalten werden.

"Der Zoo ist keine Arche Noah"

Die Größe der Gehege ist nur ein Punkt, der Tierschützern aufstößt. Sie weisen zum Beispiel auf Verhaltensauffälligkeiten hin, darauf, dass Inzucht gefördert würde. Der Artenschutz, mit dem gefährdete Tierarten vor dem Aussterben bewahrt werden sollen, ist in ihren Augen nur ein Vorwand, um sie im Zoo zur Schau zu stellen. Tierschutzbund-Präsident Schröder: "Der Zoo ist keine Arche Noah, nur ein schlecht aufgepumptes Schlauchboot."

Zoos als Forschungsstätte

Sebastian Scholze vom Verband der Zoologischen Gärten sieht das ganz anders. Dem gehören 56 der größten deutschen Zoos an, "alle unter wissenschaftlicher Leitung", wie er betont. Forschung und Artenschutz sind zwei wichtige Arbeitsfelder, besonders, was gefährdete Tierarten wie die Sibirischen Tiger betrifft: "Wir versuchen, hier eine stabile Reservepopulation zu bilden. Wenn wir Tiere dann aussetzen können, ohne dass sie sofort von Wilderern getötet werden, tun wir das."

Felsen statt Kacheln, Grün statt Gittern

Solange leben sie in Gehegen, die nichts mehr mit den Tiergärten vergangener Zeiten zu tun hätten: "Die Zeiten, in denen exotische Tiere hinter Gitter aufgereiht lagen und abends in ihre gekachelten Behausungen verschwanden, sind lange vorbei." Die Gehege seien nicht unbedingt größer, aber "naturnah" und voller Möglichkeiten, sich zu beschäftigen - gut für die hochintelligenten Tiere, gut auch für das Publikum.

Zootiere als Botschafter

"Die Leute sagen uns: 'Wir haben sehr viel über die Tiere gelernt'", sagt Scholze. "Und darum geht es ja auch." Und: Ganz nebenbei würden sie am Gorilla-Gehege etwas über die Folgen des Coltanabbaus oder bei den Eisbären über schmelzende Eiskappen erfahren - "unsere Tiere sind Botschafter für ihre Artgenossen."


Kommentar: Tiere sind nur Botschafter in ihrer freien Wildbahn, denn dort können sie ihr natürliches Verhalten zeigen.


Projekt für Artgenossen im Zoo und in freier Wildbahn

Den Brückenschlag zwischen Tierhaltung im Zoo und Schutz der wilden Artgenossen probiert jetzt der Kölner Zoo als jüngstes Beispiel: Vor einigen Tagen wurde eine neue Tigeranlage eröffnet, mit meterhohem Kletterbaum und einer neuen Höhle. Ein Teil der Spendengelder fließt auch in Projekte in der Amur-Region - dorthin also, wo "Irinas" Artgenossen gegen das Aussterben kämpfen.