In zwei neuen Studien ist es Wissenschaftlern gelungen, verblüffende neue Erkentnisse über die kognitiven Fähigkeiten von Vögeln zu erlangen. Unter anderem gelang es den Forschern, Bewusstseinsprozesse nachzuweisen und "verblüffende Ähnlichkeiten zwischen dem Neocortex von Säugetieren und sensorischen Hirnarealen von Vögeln" festzustellen.
Rabe Rabenvogel
© Alexas_Fotos (via Pixabay.com) / Pixabay LicenseSymbolbild: Rabenvogel
Zwei neue Studie zeichnen ein gänzlich neues Bild der kognitiven Fähigkeiten von Vögeln. Während ein Forschungsteam erstmals verblüffende Ähnlichkeiten zwischen dem Neocortex von Säugetieren und sensorischen Hirnarealen von Vögeln aufzeigt, gelang es einem anderen Team erstmals Bewusstseinsprozesse im Vogelgehirn nachzuweisen.

Wie das Team um Prof. Dr. Onur Güntürkün, Leiter der Arbeitseinheit Biopsychologie an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen aus Düsseldorf, Jülich und Aachen aktuell im Fachjournal "Science" (DOI: 10.1126/science.abc5534) berichtet, sind manche Vögel zu erstaunlich kognitiven Leistungen in der Lage und das, obgleich ihr Gehirn im Vergleich mit dem von Säugetieren ziemlich unorganisiert erscheint.

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Die Studien wiederlegen Annahmen über Vögel, die seit Hunderten von Jahren als gesichert galten.
In ihrer Studie zeigen die Forscher und Forscherinnen nun aber erstmals verblüffende Ähnlichkeiten zwischen dem Neocortex von Säugetieren und sensorischen Hirnarealen von Vögeln und räumen auch mit 150 Jahren falscher Annahmen auf: Vögel und Säugetiere haben - gemessen an ihrer Körpergröße - die größten Gehirne. Ansonsten hätten sie allerdings wenig gemeinsam, so die Überzeugung der Wissenschaft seit dem 19. Jahrhundert: Säugetiergehirne verfügen über einen Neocortex: eine Hirnrinde, die aus sechs Schichten aufgebaut und senkrecht zu diesen Schichten in Kolumnen hochgradig geordnet ist. Vogelgehirne hingegen sehen aus wie Klumpen aus grauen Zellen.

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Güntürkün sagt:
"Angesichts der erstaunlichen kognitiven Leistungen, die Vögel vollbringen können, lag der Verdacht allerdings nahe, dass ihr Gehirn organisierter aufgebaut ist als gedacht"

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Dieser Verdacht wurde jetzt unter anderem durch eine neue perfektionierte Verfahrensweise bestätigt. Dabei entdeckten die Wissenschaftler signifikante Ähnlichkeiten mit Säugetiergehirnen.
Das sogenannte 3D polarized light imaging, kurz 3D-PLI, ist in der Lage, einzelne Nervenfasern, in denen Signale weitergeleitet werden, und deren Ausrichtung darzustellen. Die Untersuchung der Gehirne verschiedener Vögel ergab eine für die Forscher überraschende Organisation, die der im Säugetiergehirn ähnlich ist: Auch hier verlaufen die Fasern horizontal und vertikal genauso wie im Neocortex.

Weitere Experimente erlaubten es den Forschenden dann, mittels winziger Kristalle, die Nervenzellen in Hirnschnitten aufnehmen und in ihre kleinsten Verästelungen transportieren, die Vernetzung der Zellen im Vogelhirn genau zu untersuchen.

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Güntürkün erläutert hierzu:
"Auch hierbei zeigte sich der Aufbau in Säulen, in denen Signale von oben nach unten und umgekehrt weitergeleitet werden, und horizontale lange Fasern"

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Desweiteren gelang es jetzt Wissenschaftlern in Tübingen, erstmals Bewusstseinsprozesse in Vögeln nachzuweisen. Dabei stellten die Forscher fest, dass Krähen Sinneseindrücke bewusst wahrnehmen, was man zuvor nur bei Primaten und Menschen belegen konnte.

Genauere Hintergründe finden Sie bei Grenzwissenschaft-Aktuell.