Gegner der Corona-Maßnahmen haben für ihren Protest in Leipzig weit weniger Menschen mobilisieren können als angekündigt. Die Polizei sprach am Samstagnachmittag in einer ersten Schätzung von etwa 350 Fahrzeugen bei den verschiedenen Autokorsos, die sich auch aus anderen Städten Sachsens und Sachsen-Anhalts auf den Weg in die Messestadt gemacht hatten. Angemeldet waren etwa 1.000 Fahrzeuge. Die Teilnehmer hatten Plakate an die Autoscheiben geheftet und dabei etwa die Impfungen kritisiert. Nach Angaben der Polizei hatten mehrere Teilnehmer an einem Startpunkt in Leipzig-Grünau ihre Autokennzeichen abgeklebt. Dagegen seien die Einsatzkräfte vorgegangen, hieß es.

autokorso leipzig
© MDR.de
Bei ihrer Tour durch Leipzig stießen die Demonstranten immer wieder auf Widerstand. So stellten sich ihnen Fahrradfahrer in der Waldstraße in den Weg und blockierten dadurch die Durchfahrt.
Das ist ja eigentlich die Strecke eines Autoskorsos, der gerade noch im Bereich Grünau wartet. Wir werden den Teilnehmern vermutlich eine andere Strecke anbieten, damit es weiter friedlich verläuft.

Olaf Hoppe Polizeisprecher der Stadt Leipzig
Die Motivation für den Gegenprotest brachte Irena Rudolph-Kokot vom Bündnis "Leipzig nimmt Platz" mit deutlichen Worten auf den Punkt:
Die Demonstration der Querdenker am 7. November vorigen Jahres auf dem Augustusplatz war ein Superspreader-Event. Das haben Studien bewiesen. Solche Bilder dürfen sich nicht wiederholen, egal ob mit Menschen oder mit Autos.

Irena Rudolph-Kokot Bündnis "Leipzig nimmt Platz"
Karsten Wolf von der "Bewegung Leipzig" kann diese Haltung nicht verstehen. Er sagte MDR SACHSEN:
Wir veranstalten die Autokorsos heute, weil wir unsere Freiheit zurückhaben wollen. Der Coronavirus ist ein ganz normaler Virus, der von der Politik zur Todesseuche gemacht wird. Da herrscht viel Willkür und es werden Falschinformationen gestreut.

Karsten Wolf Teilnehmer "Bewegung Leipzig"
Er sehe sich nicht als Querdenker, sondern als "ganz normaler Mensch". Das Mittel der Autokorsos habe man unter anderem aus Angst vor der Antifa gewählt. "Die verfolgen uns bis in die Wohnung", sagte Wolf.

Autokorsos blockiert und untersagt

Bereits im Laufe des Vormittags zeigte sich, dass nicht alle Demonstranten Leipzig erreichen werden. So wurde ein Korso, der in Plauen starten sollte, vom Veranstalter aus persönlichen Gründen abgesagt. Außerdem hatte der Vogtlandkreis die Fahrt aufgrund der hohen Corona-Zahlen im Kreis ohnehin schon am Freitag untersagt. In Halle wurde wiederum nach Polizeiangaben ein Autokorso bis in den frühen Nachmittag von 100 Menschen teils mit Gewalt blockiert, so dass er nicht in die Messestadt kommen konnte. Gleichzeitig versammelten sich in Limbach-Oberfrohna laut Polizeiangaben zunächst 100 Personen, bevor sie nach Leipzig fuhren.

Demonstranten wollten sich am Augustusplatz treffen

Eigentlich wollten sich die verschieden Korsos im Umfeld des Impfzentrums auf der Leipziger Messe treffen. Weil der Eigentümer der Fläche sein Einverständnis jedoch zurückzog, unterbreite die Stadt den Demonstranten einen Gegenvorschlag. Diesen lehnten sie aber ab, sodass sich das Geschehen nun eigentlich auf dem Augustusplatz konzentrieren sollte. Dort hatten sich schon am frühen Nachmittag rund 500 Gegendemonstranten vom Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" versammelt, die die Autokorsos in Empfang nehmen wollten.

Fahrradkorso auf nicht genehmigter Strecke

Insgesamt beteiligen sich laut Polizei ersten Schätzungen zufolge mehr als 1.000 Menschen am Gegenprotest. Sie machten sich unter dem Motto "Querdenken ausbremsen" per Fahrrad und Motorrad aus verschiedenen Stadtteilen auf den Weg ins Zentrum. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um die verschiedenen Routen abzusichern. Teilnehmer eines Fahrradkorsos versuchten demnach, eine nicht genehmigte Strecke einzuschlagen.

gegendemo leipzig
© MDR.deGegendemonstration auf dem Leipziger Augustusplatz
Gegendemonstranten haben sich mit Fahrrädern auf dem Leipziger Augustusplatz versammelt.
Quelle: MDR/sth/dpa