In Teilen der USA zeigt sich in extrem kalten Wintern ein faszinierendes Naturschauspiel: Alligatoren frieren in den Sümpfen und Teichen ein. Was zunächst lebensfeindlich aussieht, entpuppt sich als kluge Überlebensstrategie.
eingefrorener alligator
Die Winterzeit bringt bisweilen seltene Wetterphänomene und Naturschauspiele mit sich. In Teilen der USA sorgten die eisigen Winter in den letzten Jahren regelmäßig für ganz besondere Bilder: Scharfzahnige Mäuler von Alligatoren ragen erstarrt aus vereisten Wasseroberflächen und bieten so einen bizarren Anblick.

So froren in den Jahren 2018 und 2019 die Alligatoren in den Sümpfen des Shallotte River Swamp Parks in North Carolina ein. In diesem Winter berichten amerikanische Medien von eingefrorenen Alligatoren in Seen im US-Bundesstaat Oklahoma.

Mississippi-Alligatoren spüren instinktiv, wann ein Gewässer zufriert

Scheinbar leblos verharren die Tiere im Eis. Die Körper sind schemenhaft unter der vereisten Wasseroberfläche zu erkennen, nur die Schnauzen ragen noch aus dem Eis. Was im ersten Moment nach einer unfreiwilligen Schockfrostung aussieht, ist bei genauerem Hinsehen ein pfiffiger Überlebenstrick.

Die Reptilien sind weder zufällig eingefroren, noch sind sie tot. Stattdessen lassen sich die im Südosten der USA lebenden Mississippi-Alligatoren absichtlich einfrieren, um extreme Kältephasen überstehen zu können.

Alligator mississippiensis weiß instinktiv, wann das heimische Gewässer zufriert. Da ein zugefrorenes Gewässer für ihn jedoch eine absolute Todesfalle ist, begibt sich der Alligator im richtigen Moment ins Wasser und steckt vor dem Einfrieren die Schnauze hinaus - um trotz der Eisdecke weiter atmen zu können. Dann verfällt das Tier in einen Zustand, der biologisch als "Dormanz" bezeichnet wird und dem Winterschlaf bei Warmblütern ähnelt. Der Stoffwechsel wird heruntergefahren, Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert und so Energie eingespart.

In dieser Position sind die Mississippi-Alligatoren in der Lage, trotz extremer Kälte bis zu zwei oder sogar drei Monate zu überleben. Sie warten einfach ab, bis die Temperaturen wieder steigen und das Eis schmilzt. Dann passen die Reptilien ihre Körpertemperatur an und erwachen aus der Starre.

Mildere Winter verbringen die Tiere übrigens gemütlich eingegraben im Uferschlamm oder in tieferen Wasserschichten.