Hässliche Vorwürfe gegen den Säulenheiligen des Poststrukturalismus und Begründers der macht- und wissenstheoretischen Diskursanalyse: Michel Foucault soll in den 1960er-Jahren Kinder in Tunesien für Sex bezahlt haben, behauptet ein ehemaliger Weggefährte.
Michel Foucault
Michel Foucault: Alle seine hochtrabenden Ideen waren nur eine Maske für seine Devianz - sein im Grunde unmenschliches "wahres Ich".
In der Sendung C ce soir des französischen Senders France 5 vom 10. März dieses Jahres erhob der Unternehmer, Buchautor und Verleger Guy Sorman schwere Vorwürfe gegen den 1984 verstorbenen Philosophen Michel Foucault. Dieser soll in den 1960er-Jahren in Tunesien, als er von 1965 bis 1969 an der Fakultät für Literatur und Geisteswissenschaften in Tunis lehrte, Sex mit Kindern gehabt haben. Sorman sagte in der Sendung:
"Ich denke, es ist wichtig zu wissen, ob ein Autor ein Schwein war oder nicht. Was Foucault mit kleinen Kindern in Tunesien gemacht hat, was ich gesehen habe und was ich mir vorgeworfen habe, dass ich es damals nicht angeprangert habe, bringt mich dazu, sein Werk nicht zu verwerfen, sondern es auf eine andere Art und Weise zu betrachten."
Auf den Kommentar eines Moderators, dass dies "übersetzt heiße, das Foucault, wie sie sagen, ein Pädophiler war, woran man sich nicht erinnere, wenn man über ihn spricht", antwortete Sorman:
"Das waren ganz verabscheuungswürdige Dinge mit kleinen Kindern. Die Frage der Zustimmung [der Kinder] stellte sich nicht einmal [...]. Es war von extremer moralischer Hässlichkeit."
Am 28. März legte Sorman in der britischen Zeitung Sunday Times mit weiteren Details über den mutmaßlichen Missbrauch nach. Sorman wirft Foucault vor, die Straffreiheit in Tunesien für seinen Missbrauch ausgenutzt zu haben. Foucault hätte es laut Sorman nicht gewagt, das, was er in Tunesien gemacht habe, in Frankreich zu tun. Er bedaure, Foucault nicht denunziert zu haben.

Sorman zufolge waren die Kinder acht, neun, zehn Jahre alt. "Kleine Kinder liefen Foucault hinterher und sagten: 'Was ist mit mir? Nimm mich, nimm mich", so Sorman. Foucault habe den Kindern Geld zugeworfen und zu ihnen gesagt: "Wir treffen uns um 22 Uhr am üblichen Ort." Laut Sorman war der "übliche Ort" der Friedhof von Sidi Bou Saïd. Sorman weiter:
"Er hatte immer Sex auf den Grabsteinen mit jungen Burschen. Die Frage des Einverständnisses wurde nicht einmal gestellt."
Sorman unterstellt Foucault gar rassistische Motive: "Das hat eine koloniale Dimension. Ein weißer Imperialismus." Die tunesische Journalistin Meriem Majdoub sieht in einem Artikel für den tunesischen Nachrichtensender Kapitalis auch eine Mitverantwortung der tunesischen Behörden. Verwerflich und schockierend seien nicht nur Michel Foucaults Pädophilie und sein Zynismus sowie das Schweigen derer, die ihn für eine heilige Kuh hielten, sondern auch die Feigheit der damaligen tunesischen Behörden, schreibt Majdoub.

Sie hätten zugelassen, dass Kinder von einem Pädophilen missbraucht wurden. Dabei hätten die Behörden nicht behaupten können, dass sie von nichts gewusst haben, so Majdoub. Und weiter:
"Im Polizeistaat Tunesien der 1960er-Jahre war alles bekannt, besonders in einem kleinen Dorf wie Sidi Bou Saïd. Außerdem wurden ausländische Bewohner oder Besucher genau beobachtet, und jede ihrer Bewegungen wurde gemeldet."
Die Selbstgefälligkeit der tunesischen politischen Macht sei eine Schande. Es handele sich um einen Staat, der seine Kinder nicht beschützt habe.