Genau 16 Jahre nach dem verheerenden Wirbelsturm "Katrina" droht der Region um New Orleans wieder eine Katastrophe: Hurrikan "Ida" traf mit zerstörerischer Wucht auf Land. In hunderttausenden Haushalten fiel der Strom aus.
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© AP Photo/Eric Gay
Hurrikan "Ida" hat mit gewaltiger Kraft das Küstengebiet von Louisiana erreicht. Das Zentrum des Sturms traf am Nachmittag (Ortszeit) nahe der vorgelagerten Insel Grand Isle mit Windgeschwindigkeiten von 241 Kilometern pro Stunde auf Land. Meteorologen hatten den Hurrikan zuvor als "extrem gefährlich" eingestuft - er erhielt die Kategorie vier von fünf. Über dem warmen Golf von Mexiko hatte "Ida" massiv an Kraft gewonnen. Über Land dürfte sich der Sturm aber langsam abschwächen.

Der Staat und dessen größte Stadt New Orleans müssten mit heftigem Regen, einer "lebensgefährlichen Sturmflut", katastrophalen Windböen und lang anhaltenden Stromausfällen rechnen, teilte das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) mit. Meteorologen warnten, dass das von "Ida" bedrohte Gebiet ganz besonders anfällig sei. Denn es ist ein Zentrum der petrochemischen Industrie, wodurch es im Nachgang des Hurrikans zu Umweltschäden kommen könnte.


Gut eine Stunde, nachdem der Hurrikan auf Land getroffen war, meldete die Einsatzzentrale der Großstadt New Orleans bereits "weit verbreitete Stromausfälle". Die Einsatzzentrale der Stadt New Orleans, in der knapp 400 000 Menschen leben, erklärte am Sonntag (Ortszeit), es gebe noch vereinzelt Strom, die Zahl der Haushalte ohne Elektrizität steige jedoch "minütlich". Die interaktive Karte des örtlichen Energieversorgers Entergy zeigte knapp 530 000 Haushalte ohne Strom. In New Orleans stellte der Rettungsdienst wegen der gefährlichen Winde bis auf Weiteres den Dienst ein.

"Lebensgefährlicher Sturm"

Die Bewohner der betroffenen Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama sollten die Anweisungen der örtlichen Behörden befolgen und sich in Sicherheit bringen, sagte US-Präsident Joe Biden bei einem Besuch der Zentrale der US-Katastrophenschutzbehörde Fema in Washington. Die Zerstörung durch den Hurrikan der Stärke vier von fünf werde wahrscheinlich "immens" sein. "Das wird ein zerstörerischer Hurrikan, ein lebensbedrohlicher Sturm", sagte er.

Der Präsident wandte sich auch direkt an die Bewohner der US-Golfküste. Die Regierung werde der Region jede nötige Hilfe zukommen lassen, versprach Biden. Fema habe bereits 2,5 Millionen Mahlzeiten, 3 Millionen Liter Trinkwasser, 76 000 Planen und 64 Generatoren in der Region in Stellung gebracht. Außerdem seien Hunderte Helfer, 90 Krankenwagen sowie 8 Sanitätsflugzeuge und 7 Hubschrauber bereitgestellt worden, erklärte die Behörde. Auch das US-Militär bereitet sich auf einen Hilfseinsatz vor.

Louisianas Gouverneur John Bel Edwards hatte vor dem Eintreffen von "Ida" alle Menschen aufgefordert, sich an einen sicheren Ort zu begeben. Er mobilisierte darüber hinaus die Nationalgarde und erklärte den Notstand, um auf zusätzliche Hilfe zurückgreifen zu können. Auf den Autobahnen bildeten sich lange Staus, an einigen Tankstellen konnten Anwohner und Urlauber kein Benzin mehr tanken.

Der Hurrikan ließ die Ölproduktion im Golf von Mexiko einbrechen. Energiekonzerne senkten ihren Ausstoß um 96 Prozent oder um 1,74 Millionen Barrel Öl, wie die zuständige Behörde BSEE am Sonntag mitteilte. Die Gasförderung wurde um 94 Prozent reduziert. Alle elf Bohrinseln im Golf von Mexiko wurden evakuiert. Zudem wurden 288 Plattformen geräumt, was mehr mehr als der Hälfte der Anlagen im Golf von Mexiko entspricht. In der gesamten Region deckten sich viele Menschen mit Vorräten und Trinkwasser ein oder füllten Sandsäcke. Auch Krankenhäuser, die ohnehin mit der vierten Corona-Welle bereits stark ausgelastet sind, bereiteten sich vor.

Erinnerungen an Hurrikan "Katrina"

Auf den Tag genau vor 16 Jahren war Hurrikan "Katrina" in der Gegend auf Land getroffen. Damals kamen schätzungsweise 1800 Menschen ums Leben.

"Ida" war am Freitag als Wirbelsturm der Stufe eins von fünf über den Westen Kubas hinweggezogen. Dort hatte der Hurrikan nach Berichten staatlicher Medien Stromausfälle verursacht, außerdem stürzten Bäume um. Tausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht, in der Hauptstadt Havanna wurde der öffentliche Nahverkehr eingestellt. "Ida" ist bereits der vierte Atlantik-Hurrikan der Saison.