In Mayfield im US-Bundesstaat Kentucky ist bei einer Serie von Tornados eine Kerzenfabrik zusammengebrochen - viele Mitarbeiter werden vermisst. Auch in anderen Staaten ist noch unklar, wie viele Opfer es gibt und wie hoch die Schäden sind.
kerzenfabrik kentucky
"Wir sind eingeschlossen, bitte helft uns, wir sind in der Kerzenfabrik in Mayfield", flehte Kyanna Parsons-Perez über Facebook live, und im Hintergrund waren weinende, betende Kolleginnen zu hören. Parsons-Perez wurde später aus der zusammengebrochenen Fabrik gerettet. Im Fernsehen beschrieb sie, wie der Tornado über sie hinwegzog: Es war, als ob das Gebäude, als ob alle hin und her schaukelten, und dann, "bumm", sei alles auf sie drauf gefallen.

Noch ist nicht abzusehen, wie hoch die Zahl der Opfer und wie groß der Schaden ist, nachdem in der Nacht zum Samstag mehrere Tornados durch mehrere Bundesstaaten zogen - darunter Tennessee, Missouri, Arkansas und Illinois. Am härtesten getroffen wurde Kentucky, wo ein einzelner Wirbelsturm offenbar eine Strecke von mehr als 350 Kilometern zurücklegte. Das sei wohl das tödlichste Tornado-System gewesen, das je über Kentucky hinweggezogen sei, sagte Gouverneur Andy Beshear. Seinen Angaben zufolge starben in dem Bundesstaat mehr als 70 Menschen.

Mayfield: Vermisste Mitarbeiter in Fabrik

In Mayfield hatten mehr als 100 Menschen in der Nachtschicht der örtlichen Kerzenfabrik gearbeitet, als der Tornado kam. Etwa 40 Mitarbeiter wurden gerettet, doch viele wurden noch vermisst. Gouverneur Beschear, der nach Mayfield gereist war, schätzt, dass auf dem Gelände die Trümmer höher als 4,50 Meter liegen. Die Zerstörung sei groß: "Teile von Industrieanlagen, Dächer, Seitenwände in Bäumen, wenn die Bäume noch stehen. Riesige Metallmasten verbogen oder zerbrochen, Gebäude, die nicht mehr da sind, große Lastwagen, die herumgeworfen wurden".

In Edwardsville, Illinois, brach eine Lagerhalle von Amazon teilweise zusammen. Hier soll es mindestens sechs Todesopfer gegeben haben. Auch in Tennessee und Arkansas kamen Menschen ums Leben.

Präsident Biden verspricht Hilfe

US-Präsident Joe Biden sprach den Angehörigen sein Beileid aus und versprach Hilfe. Die Bundesregierung werde alles, alles Mögliche tun, um zu helfen, so Biden in einem Statement. Kentucky hat schon den Notstand ausgerufen und Hilfe angefordert.

Dass das extreme Wetter etwas mit dem Klimawandel zu tun hatte, darauf wollte sich Biden nicht festlegen. Nur so viel: Man wisse, dass alles stärker wird, wenn sich das Klima erwärmt.

Wetterlage beruhigt sich

Tornados im Dezember sind äußerst ungewöhnlich. Wetterexperten sagen, die tödlichen Wirbelstürme seien aus einer Reihe von heftigen Gewittern im Norden von Arkansas entstanden und dann über Missouri und Tennessee bis nach Kentucky und Illinois weitergezogen.

Die Wetterlage hat sich nun beruhigt. Allerdings wird die Mitte der USA in den nächsten Tagen von einer Hitzewelle heimgesucht. Am Golf von Mexiko könnte es um die 30 Grad warm werden, im Mittleren Westen werden ungewöhnliche 25 Grad Celsius erwartet.