Wenige wissen, dass es bereits ein Tribunal gibt, das sich mit der Aufdeckung der Verbrechen des ukrainischen Nationalismus beschäftigt. RT sprach mit dessen Gründer, dem russischen Politikwissenschaftler und Menschenrechtler Maxim Grigorjew.

Wladimir Selenskij
© AFP Fabrice KoffriniIm Westen als Held gefeiert: Wladimir Selenskij spricht per Video-Schalte beim Weltwirtschaftsforum in Davos am 23. Mai
Der Absolvent der Moskauer Diplomatenakademie, Politikwissenschaftler und Buchautor Maxim Grigorjew leitet seit 2008 die Stiftung zur Erforschung von Demokratieproblemen. Außerdem ist er Mitglied der Gesellschaftskammer der Russischen Föderation. Seit dem Maidan-Putsch im Jahr 2014 sammelt der 46-Jährige Daten über Verbrechen des ukrainischen Nationalismus im Donbass. Im Jahr 2016 veröffentlichte er das Buch "Gewöhnlicher Faschismus: Kriegsverbrechen der ukrainischen Sicherheitskräfte (2014-2016)".

In Anlehnung an den berühmten Dokumentarfilm "Gewöhnlicher Faschismus" (1965) des sowjetischen Filmregisseurs Michail Romm hat Grigorjew auf mehr als 400 Seiten Hunderte Fälle von Tötungen, Folter, Misshandlungen und Zerstörungen ziviler Infrastruktur und sonstige Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Im Jahr 2020 schrieb er als Co-Autor ein weiteres Buch zum gleichen Thema mit dem Titel "Ukrainische Kriegsverbrechen und Menschenrechte" (Auszüge in deutscher Sprache hat vor Kurzem das Internet-Magazin Rubikon veröffentlicht).

Grigorjew steht in Kontakt mit internationalen Gremien wie der OSZE, dem UN-Menschenrechtsrat sowie dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Diese Aktivitäten bleiben natürlich von der ukrainischen Seite nicht unbemerkt. So warf ihm am 22. März das englischsprachige Portal neweuropeans.net Ukrainophobie und Verbreitung von Propaganda und Fake News vor.

Seit Beginn der russischen Militäroperation zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine und zum Schutz des Donbass reiste Grigorjew wieder ins Kriegsgebiet und setzte seine Arbeit als Datensammler fort. Die Zwischenergebnisse stellt er auf seinem Telegram-Kanal ins Netz.

Maxim Grigorjew spricht mit einem Augenzeugen in Mariupol

Am 11. März riefen Maxim Grigorjew und andere gesellschaftlichen Aktivisten das sogenannte "Internationale Gesellschaftliche Tribunal für die Ukraine" ins Leben, dessen Vorsitzender er auch wurde. RT DE sprach mit dem Menschenrechtler über die Arbeit des Gremiums.

RT: Vertreter welcher Länder beteiligen sich an der Arbeit des Internationalen Gesellschaftlichen Tribunals (IGT)? Handelt es sich dabei um Privatpersonen oder um Mitglieder zum Beispiel einer Menschenrechtsorganisation?

Maxim Grigorjew: "Es gibt verschiedene Leute, es gibt sowohl private Personen als auch Leute, die Mitglied in einer Menschenrechtsorganisation sind. Sie kommen aus verschiedenen Ländern und ihre Zahl wächst. Es gibt Bürger aus den USA und europäischen Ländern - Frankreich, Deutschland, Belgien, Polen und einer Reihe weiteren sowie GUS-Ländern. Das ist der Kreis ehrlicher Menschen, die bereit sind darüber zu sprechen, was passiert. Es sind ziemlich viele."

RT: Die Täter werden offenbar nach russischem Recht verurteilt. Wie verhält sich das IGT zum russischen Recht?

Maxim Grigorjew: "Möglicherweise werden manche Gerichtsverfahren auf dem Territorium der Donezker und Lugansker Volksrepubliken (DVR und LVR) stattfinden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass früher oder später das Volk der Ukraine - der Gebiete, die zu verschiedenen Zeiten Teil der Ukraine waren - seinerzeit eigene Bewertungen über die verbrecherischen Handlungen derjenigen gibt, die für die Kriegsverbrechen verantwortlich sind und dem Kiewer Regime selbst. Was unsere Kooperation mit den Justizsystemen in verschiedenen Ländern angeht, man geht davon aus, dass die Mitglieder des Tribunals die Materialien, die wir alle bekommen, an ihre nationalen Justizorgane weiterleiten. Wir zum Beispiel übergeben unsere Materialien an das Ermittlungskomitee und die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation."