Die 500-jährige Dominanz des Westens gehe zu Ende und werde durch eine "neue polyzentrische Welt" ersetzt. So äußerte sich der russische Außenminister Sergei Lawrow am Sonntag in einer Videoansprache auf dem Doha-Forum, wobei er zugleich bedauerte, dass ihn bestimmte "Umstände" daran gehindert haben, persönlich in die Hauptstadt Katars zu reisen:
"Ich gehe aber davon aus, dass Sie über die multipolare Welt gesprochen haben, die nach 500 Jahren der Herrschaft dessen entsteht, was wir den 'kollektiven Westen' nennen."Diese Hegemonie der USA und ihrer Verbündeten habe "auf einer vielfältigen Geschichte beruht, zu der auch die rücksichtslose Ausbeutung von Völkern und Territorien anderer Länder gehört", sagte Lawrow.
Lawrow führte dann aus, der Westen wolle mit seinem Modell der Globalisierung, das er seit Jahrhunderten aufgebaut habe, seine Vorherrschaft aufrechterhalten. Andere Länder, die genau die Prinzipien und Instrumente der westlichen Globalisierung nutzten, hätten es jedoch geschafft, den Westen auf seinem eigenen Terrain zu schlagen, indem sie ihre Volkswirtschaften auf der Grundlage der nationalen Souveränität und des Interessenausgleichs mit anderen Ländern aufgebaut hätten. Neue Zentren des Wirtschaftswachstums und des politischen Einflusses seien entstanden, die "das Gleichgewicht der Kräfte in der Welt verändern, und zwar nicht nach dem Geschmack des Westens". Zu dem Wunsch des Westens, dennoch seine Dominanz aufrechtzuerhalten, sagte Lawrow:
"Alles dient dazu, die Hegemonie zu erhalten. Einmischung in innere Angelegenheiten, Sanktionen gegen alle Prinzipien des Wettbewerbs, Regimewechsel und natürlich direkte militärische Interventionen, wie wir sie in Jugoslawien, Irak, Libyen, Syrien und anderswo gesehen haben."Es gebe keinen einzigen Ort, wo die USA mit militärischer Gewalt interveniert haben und sich dadurch etwa das Leben verbessert habe, erinnerte Lawrow die Teilnehmer des Forums.
Dem russischen Spitzendiplomaten zufolge werden neue zwischenstaatliche Formate wie BRICS, die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, ASEAN, die Afrikanische Union und andere "die Bausteine der neuen polyzentrischen Welt" sein.
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