Unter Berufung auf Daten der nationalen Statistikämter berichtet die "Financial Times", dass sich die steigenden Zinssätze und das Ende der Covid-Subventionen drastisch auf die Unternehmen ausgewirkt haben.
Stuhl
© Gettyimages.ruSymbolbild
Wie die Financial Times am Montag unter Berufung auf Daten der nationalen Statistikämter berichtete, ist der Unternehmenssektor weltweit von einer Konkurswelle betroffen, die in einem seit Jahrzehnten nicht mehr gekannten zweistelligen Tempo erfolgt.

In den USA stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den 12 Monaten bis September im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent. Auch in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, war 2023 ein Jahr der Firmenpleiten.

Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle sagte:
"Wir haben in diesem Jahr bei den Personen- und Kapitalgesellschaften etwa 30 Prozent mehr Insolvenzen gesehen, als das im Vorjahr der Fall war. Auch die Zahl betroffener Jobs ging nach oben. Wir sehen also nicht nur mehr Insolvenzen, wir sehen auch im Durchschnitt größere Insolvenzen."
In der gesamten EU stieg die Zahl der Unternehmen, die Konkurs anmelden, in den neun Monaten bis September um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und erreichte damit einen Achtjahreshöchststand.

In Frankreich, den Niederlanden und Japan stieg die Zahl der Konkurse im Oktober um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die OECD-Gruppe der wohlhabenden Staaten meldete vor Kurzem, dass in einigen Mitgliedsstaaten, darunter die nordischen Länder Dänemark, Schweden und Finnland, die Konkursraten das Niveau der globalen Finanzkrise von 2008 überschritten haben.

Auch in England und Wales erreichten die Insolvenzen zwischen Januar und September des laufenden Jahres den höchsten Stand seit 2009.

Der Trend wurde durch höhere Leitzinsen und die Selbstliquidation der sogenannten "Zombie-Firmen", die die Covid-Ära nur dank staatlicher Unterstützung überstanden hatten, stark angeheizt, erklärte Neil Shearing, Chefökonom bei Capital Economics, gegenüber der Financial Times.

Die massiven staatlichen Unterstützungsprogramme für Unternehmen und Haushalte während der Coronakrise seien inzwischen weitgehend zurückgezogen worden, während die Zentralbanken wiederholt die Zinssätze erhöht hätten, um die Inflationsspirale einzudämmen.

Dem Experten zufolge dürfte sich dieser Trend fortsetzen, da viele Unternehmen in den kommenden Monaten ihre Schulden zu höheren Zinssätzen refinanzieren müssen, auch wenn die Zinserhöhungen der Zentralbanken ihren Höhepunkt erreicht haben dürften.